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Wir sprechen Gefühle an

Lesezeit: 3 Minuten

Schweigen ist Teil eines jeden Konfliktes. Constanze Brinkmann zeigt die Chancen der Beratung.


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Frau Brinkmann, Sie sind Geschäftsführerin des Sorgentelefons und der Landwirtschaftlichen Familienberatung in Oesede. Ist Sprachlosigkeit ein verbreitetes Problem auf den Höfen?


Brinkmann: Wir lernen natürlich hauptsächlich die Familien kennen, die sich an uns wenden. Nicht zu sprechen, ist ein wichtiger Faktor in vielen Konflikten. Das oft lang andauernde Schweigen verursacht viele Probleme.


Wie meinen Sie das?


Brinkmann: Konflikte sind emotional belastend. Wer sich öffnet, kann verletzt werden und spricht seine Gefühle nicht aus. Beispielsweise die Angst vorm eigenen Versagen oder davor, Fehler bei einer Investition zu machen. Unsere vierzig ehrenamtlichen Berater versuchen, solche Konflikte zu lösen. Alle am Tisch zu ermutigen, Gefühle und Bedürfnisse auszusprechen, ist Teil unserer Arbeit.


Welche Folgen hat das Schweigen?


Brinkmann: Irgendwann wird das Stummsein zur Routine. Die Betroffenen leiden Qualen, fühlen sich unverstanden und allein. Das führt mitunter in eine Depression oder ein Burn-out.


Dabei gibt es auf den Höfen doch oft mindestens eine Kommunikations-Managerin: die Bäuerin!


Brinkmann: Meistens ist sie eher der erste Anlaufpunkt für alle Probleme und Beschwerden. Manche Frauen managen das gut. Einige sind mit dieser Rolle aber auch überfordert. Die Bäuerinnen haben selbst Sorgen, die unausgesprochen bleiben. Nicht selten vermittelt ihnen diese Position das Gefühl, zwischen den Stühlen zu stehen.


Wie brechen Sie das Schweigen?


Brinkmann: Wir fragen nach, wie es jemandem in einer bestimmten Situation ergangen ist. Dabei lenken wir das Gespräch, um uns nicht in der Beschreibung der verfahrenen Situation zu verlieren, bremsen Vielsprecher und ermutigen die wortkargen Parteien.


Das klappt?


Brinkmann: Wenn die Familie hört und versteht, wie traurig jemand ist, weil er z.B. Angst hat, durch den Hof keine Frau zu finden, löst das Verständnis aus. Schwierig ist es, die Schwelle zu überwinden, über Gefühle zu sprechen. Wir unterstützen auch mal jemanden dabei, die richtige Formulierung zu finden. Das geht natürlich immer nur mit viel Empathie, aktivem Zuhören und dem Nachfragen, ob man das so richtig verstanden hat. Das hat in der Beratung einen wahnsinnigen Effekt. Viele Familien sagen auch, dass sie schon lange nicht mehr so ein intensives Gespräch geführt haben.


Was passiert, wenn die Berater nicht mehr als Vermittler mit dabei sitzen?


Brinkmann: Dann wird es erst einmal schwieriger. In der Beratung kommen wir ja für mehrere Termine auf den Hof. Aber die Sichtweise des anderen zu verstehen, braucht Zeit. Der Vater hat vielleicht nie realisiert, was den Sohn bedrückt. Offen ins Gespräch zu kommen, muss man üben. Unsere Aufgabe ist es, die Familienmitglieder ins Handeln zu bringen, sie soweit zu unterstützen, dass sie sich trauen, den nächsten Schritt zu machen.


Welchen Rat haben Sie für die Bauernfamilien?


Brinkmann: Gehen Sie respektvoll miteinander um. Schuldzuweisungen bringen niemanden weiter. Sprechen Sie in Ich-Botschaften, halten Sie sich kurz, lassen Sie andere ausreden. Bleiben Sie auf Augenhöhe.


Nicht jede Familie traut sich direkt die Beratung zu…


Brinkmann: Einfacher ist es manchmal, sich an unser Sorgentelefon zu wenden. Das Angebot erreichen Sie unter 05401 866820. Einen Termin zur Familienberatung auf dem Hof kann man unter der 05401 866862 buchen.

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