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topplus Reportage

Zeit, Zeit, Zeit und klare Ziele

Lesezeit: 3 Minuten

Manfred und Marianne Nafziger haben ihren Hof in Dellfeld bei Contwig, Rheinland-Pfalz, außerfamiliär übergeben. Von diesem Prozess berichtet der heutige Altenteiler.


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Einzelhoflage, idyllisch. Vier alte Leu-te, ein Mitarbeiter über 50. Mit diesen Worten fasste ich unsere Situation damals gerne scherzhaft zusammen. 2010 suchten wir über eine Hofbörse im Internet nach Interessenten für unseren Betrieb. Wir bekamen Zuschriften, Anrufe und luden einige Paare zum Kennenlern-Wochenende ein. Meine Eltern, beide hochbetagt, lebten noch.


Unsere Töchter Silke und Iris, Bürokauffrau und Steuerfachangestellte, waren zu dieser Zeit bereits verheiratet und ausgezogen. Martin, unser Nachzügler, begann seine Laufbahn als Finanzbeamter. Aktuell legt er seine Prüfung zum Steuerberater ab. Er hatte schon immer ein Händchen für Zahlen.


Die Tatsache, dass unsere eigenen Kinder die Landwirtschaft nicht übernehmen, hat mich nie beeindruckt oder verunsichert. Vielleicht, weil ich eine etwas spezielle Grundhaltung habe.


Ich weiß, dass ich ein Gast auf dieser Erde bin. Ich durfte unseren Hof über 40 Jahre verantworten, jetzt reiche ich ihn weiter. Wenn diese Übergabe in der eigenen Familie erfolgen könnte, wäre das gut. Aber wenn sich – wie in unserem Fall – andere Menschen finden, ist das in gleicher Weise gut, sinnvoll und richtig.


Marlene Herzog und Mark Grawitschky heißen die heutigen Chefs. Sie meldeten sich 2013 bei uns, hatten über Freunde von unserem Inserat gehört. 2014 zog das Paar mit seinen drei Kindern in eine Wohnung auf unserem Betrieb, 2015 gründeten wir die Biohof Nafziger KG und ich ging offiziell in Rente.


Marlene und Mark sind seitdem Geschäftsführer, sie haben den Gemüsebau aufgestockt, halten mehr Legehennen und vergrößern die Mutterkuhherde. Im Ackerbau erproben sie Leindotter und Linsen. Zudem haben sie ihre Idee der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) wahr gemacht, direkt zu Beginn der Übernahme. Heute zählt die „Solawi Wahlbacherhof“ 140 Anteilseigner, die monatlich einen bestimmten Betrag bezahlen und im Gegenzug Naturalien (Gemüse, Kartoffeln, Getreide, Säfte und Öle) abholen. Auch zu Mitmach-Aktionen und Grillabenden kommen all diese Menschen hierher: Junge Familien, ältere Leute, Singles, Paare, fast 70 Kinder. Der Hof ist lebendig. Das hatten wir uns so sehr gewünscht!


Rückblickend erkenne ich, dass die lange Zeit der Vorbereitung das Wichtigste für Marianne, meine Frau, und mich war. Schon zwei, drei Jahre bevor wir tatsächlich einen Nachfolger suchten, setzten wir uns mit vielen Fragen und Details auseinander. Wie möchten wir als Senioren leben? Wie soll der Betrieb im Idealfall aussehen? Was passiert mit dem Hofladen von Marianne?


Immer, wenn unsere Kinder zu Besuch kamen, machten wir all diese Überlegungen zum Thema. Der Verkauf oder die Verpachtung der Flächen kam für keinen in Frage. Also legten wir fest: Der Hof soll ein vielseitiger Betrieb mit regio-naler Vermarktung bleiben. Wir bieten die Übernahme des Außenbetriebes an. Doch Marianne bleibt bis zu ihrem 65. Geburtstag Betreiberin des Ladens.


Diese Selbstreflexion strengte an, doch ich legte Wert darauf, weil ich in meiner Arbeit für den Bioland-Verband Rheinland-Pfalz oft das Scheitern erlebte: Unklarheit zwischen Jung und Alt, fehlende Gespräche, Angst vor der Experten-Meinung von außen.


Das machte mich stutzig und heute weiß ich: Es geht niemals Hals über Kopf, immer nur Schritt für Schritt. Und zwar in dieser Reihenfolge: Sortiere zu allererst Dich selbst, kläre die finanzielle Situation des Hofes und hole die passenden Berater dazu. Unsere Beratung zur Übergabe hat insgesamt rund 20000 € gekostet. Sie war jeden Cent wert.

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