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Zu viel zu tun

Lesezeit: 4 Minuten

Viele Landwirte und Landwirtinnen fühlen sich überlastet. Was hilft dagegen?


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Es ist einfach von allem zu viel.“ Diese Klage hört man oft von Landwirtinnen und Landwirten. Ihre Aufgaben sind vielfältig, die To-do-Listen endlos. Und immer noch kommen Aufgaben hinzu. Viele fühlen sich überlastet.


Gehäuft tritt dieses Gefühl bei den Ü55-Landwirten auf, die lernen müssen, mit ihren Kräften und Ressourcen zu haushalten. Daneben trifft es besonders Menschen in den mittleren Jahren, der „Rushhour des Lebens“. Im Betrieb geht dann oft die Post ab: Zu den langen Tagen draußen in den Arbeitsspitzen kommen Dokumentation und Büroarbeit. Neue Wachstumsschritte oder strategische Überlegungen binden die Kräfte zusätzlich.


Gleichzeitig fordern in zahlreichen Familien die Kinder viel Aufmerksamkeit. Multitasking ist für Bäuerinnen Pflichtprogramm. Nicht wenige Frauen haben die Terminkalender aller Familienmitglieder parat – und sorgen dafür, dass Fristen, Treffen und Termine auch eingehalten werden. Dazu das zeitintensive Ehrenamt, ein aushäusiger Job, die eigenen Eltern, die älter werden, weniger mithelfen können und vielleicht sogar pflegebedürftig sind. Von den täglichen Ansprüchen, die Haushalt, Garten und das Hofgelände an die Bewohner stellen, einmal ganz zu schweigen.


Was dadurch bei vielen Landwirten auf der Strecke bleibt: Zeit für sich selbst, die eigenen Interessen und die Gesundheit. Raum und Ruhe für die Partnerschaft, die Familie und für soziale Kontakte, Freunde, Feste, Austausch. Die Frage, wann sie zuletzt ein Buch gelesen haben, können viele Selbstständige gar nicht beantworten. Es ist einfach zu lange her.


Das Fatale: Auf die Dauer ist das hohe Tempo nur schwer durchzuhalten. Wer immer überarbeitet ist, hat keine Energie mehr, seine Beziehungen zu pflegen und Familienmitgliedern mit der nötigen Geduld zu begegnen. Darunter leiden die Kinder ebenso wie die Partnerschaft. Das bestätigt auch Berater Rolf Brauch, Landwirtschaftskenner von der Ev. Kirche in Baden. „Wenn das Ehepaar nur genervt im Stakkato miteinander spricht und das Betriebsgelände spürbar vernachlässigt aussieht, sind das klare Anzeichen für Überlastung“, berichtet er.


Wer es nicht schafft, sich Auszeiten zu nehmen, läuft Gefahr, im Hamsterrad einsam, freudlos und in letzter Konsequenz krank zu werden. Burn-out und Depression können schwere Folgen ständiger Überlastung sein.


Oft lässt sich die Aufgabenflut jedoch nicht auf die Schnelle reduzieren. Kurzfristig heißt die Devise daher für viele: Weitermachen. Versuchen, der Fülle der Anforderungen irgendwie Herr zu werden. Die Listen abarbeiten, so gut es eben geht.


Raus Aus der ArbeitsFalle


Auf lange Sicht gibt es jedoch Möglichkeiten, das Arbeitspensum zu verringern. Eine Maßnahme, die recht schnell Abhilfe schafft, aber Überwindung kostet, ist das Delegieren von Aufgaben. Ob Maschinengemeinschaft oder ein neuer Mitarbeiter: Beide verschaffen dem Betriebsleiter-Ehepaar etwas Luft, um sich um die wichtigeren Aufgaben – auch mal um sich selbst – zu kümmern. Da Fachkräfte für den Stall in vielen Regionen Mangelware sind, weichen einige Familien auf Haushaltshilfe, Kinderbetreuung oder Bürokraft aus. Auch sie schonen Zeitkonto und Nerven.


Mithilfe guter und fundierter Planung lassen sich zudem Auszeiten und Pausen in den Alltag einbauen. Wichtig ist es dabei, herauszufinden, wo die eigenen Prioritäten liegen. „Was ist mir wichtig, was gibt mir Kraft und was erfüllt mich“, könnten Leitfragen bei der Suche sein. Schöne Ideen fürs Prioritäten-Finden liefert der Beitrag „Neues Jahr, neuer Plan“ ab Seite 152.


Experte Rolf Brauch ist sich zudem sicher, dass die Überlastung in vielen Betrieben vorprogrammiert ist und im System begründet liegt: Landwirte treffen betriebliche Entscheidungen oftmals konträr zum Familienzyklus. „Da wird eine Biogasanlage gebaut oder die Kuhzahl aufgestockt, wenn der Nachwuchs einsteigt – und Junior und Senior gemeinsam mit voller Kraft für den Betrieb einstehen. Dass es dabei nicht bleibt und die Kräfte mit der Zeit schwinden, wird ausgeblendet“, erklärt der Berater.


Dabei sei es gerade der Umstand, nicht ausfallen zu dürfen und keinen Puffer zu haben, der viele Betriebsleiter stark unter Druck setzt. Brauchs Fazit: Viel zu wenig werde der Familienzyklus bei der Investitionsplanung berücksichtigt. Dieser Zusammenhang sollte unbedingt zur Beratung und Ausbildung von Landwirten dazugehören.


kathrin.hingst@topagrar.com

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