Andreas und Stefanie: Früher haben sie sich die Kleider vom Leib gerissen. Haben sich wild geküsst, massiert und gestreichelt. Sie waren sich nah, nachts und in der Hektik am Tag. Er schaute sie oft verstohlen an, flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie zerwühlte seine Haare.
Da war viel Zärtlichkeit zwischen ihnen – ein Kribbeln, so eine süße Spannung. Heute, viele Jahre später, hat sich die Kuhzahl verdoppelt. Die Hektarzahl auch. Drei Kinder, die Preise wieder besser. Und doch, irgendwie, läuft’s nicht mehr rund. Es läuft gar nicht mehr, also im Bett. Tote Hose. Seit drei Jahren.
Erst die Milchkrise und Geldsorgen. Dann Oma, mit ihrem Unfall. Der Streit mit den Brüdern. Der Stallbau, die heftige Pubertät der Mittleren, kein Platz mehr für Sinnlichkeit, erotische Gefühle, Erregung. Drei Jahre. Andreas hätte das nie geglaubt. Ist er überhaupt noch ein Mann? Attraktiv? Zu alt? Ein Versager?
Stefanie sehnt sich nach ihm, so oft. Andreas weiß das nicht, denn Worte findet sie für ihre Gefühle nicht. Es ist wie ein Vakuum zwischen ihnen. Ein Raum ohne Nähe, ohne Wärme. Der Alltag funktioniert, die Lust nicht mehr. Alles vorbei – mit 47Fortsetzung auf S. 141