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Ab-Hof-Vermarktung: Begeisterung, die ansteckt

Claudia und Stefan Fenzel leben auf einem Biobetrieb nahe Passau, Bayern: „Uns verbindet die Leidenschaft für heimische Produkte. Diese Begeisterung wollen wir weitergeben", sagen die beiden.

Lesezeit: 4 Minuten

Ein kühler Februar-Vormittag in Tiefenbach, Bayern. Über den schmalen Zufahrtsweg geht es rauf zum 100 ha großen Biobetrieb der Familie Fenzel. Seine Schwerpunkte: rund 180 Limousin-Rinder und mehrere hundert Masthähnchen, Ab-Hof-Vermarktung sowie ein kleines Wirtshaus.

Den Wohnbereich von Claudia, Stefan und ihren drei Kindern erreichen wir über eine Holz-Treppe. Die gläserne Eingangstür gibt den Blick frei auf einen von Claudias Lieblingsorten, die Küche. Der „Kulinarik“ und dem Genuss von regionalen Lebensmitteln kommt bei Fenzels ein hoher Stellenwert zu. Aber dazu mehr bei selbst gemachten Vanilletörtchen und dampfendem Kaffee.

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Was sie antreibt? Darauf antwortet Claudia Fenzel mit: „Gutes Fleisch zu produzieren und es unseren Gästen so schön wie möglich zu machen.“ Stefan Fenzel, von Haus aus BWLer, ergänzt: „Wir wollen die Leute mit der Begeisterung für unsere heimischen Lebensmittel anstecken.“

Was nicht passt, wird ­passend gemacht

Dass sie den Milchviehbetrieb ihrer Eltern einmal übernehmen würde, stand für Claudia Fenzel schon als Mädchen fest. Schließlich war sie die Ältere von zwei Töchtern. Dennoch haderte sie. Denn die Melkzeiten zwängten ein und die Einnahmen schienen unsicher.

Nach dem Agrarmarketing-Studium nahm sich die damals 23-Jährige zunächst ein eigenes Projekt vor: den alten Kuhstall renovieren und daraus einen Partykeller machen. Gesagt, getan. Wenig später fing die begeisterte Köchin an, geschlossene Gesellschaften in ihrem „Lindenkeller“ zu bewirten.

Zu der Zeit hatte sie den einzigen Raum im Umkreis, in dem man privat feiern konnte. „Es sollte so geschmackvoll sein wie im Gasthaus, aber so intim wie zu Hause. Damals gabs noch Hausmannskost und Antipasti. Die Speisen habe ich aus der Küche meiner Mutter quer über den Hof getragen“, erzählt Claudia Fenzel. Mit der steigenden Zahl der Anfragen leistete sie sich schließlich eine Gewerbeküche.

Einige Jahre später, genauer 2014, entschied die Landwirtin gemeinsam mit Ehemann Stefan, das Milchvieh wegzugeben und auf Mutterkuhhaltung sowie bio umzustellen. „Für meine Eltern war das schwierig. Sie waren mit Leib und Seele Milchviehbauern“, erinnert sie sich. „Das war eine spannende Zeit.“ 2020 kam ein weiterer Betriebszweig hinzu, die Masthähnchen.

Heute sind alle längst froh über den Weg, bewirtschaften Fenzels doch einen von wenigen verbliebenen Vollerwerbsbetrieben im Dorf. Hilfe bekommen sie von zwei festen Mitarbeitern. Die Strategie der Diversifizierung geht auf, und im Lindenkeller finden nun zusätzlich „Offene Abende“ statt. Claudias außergewöhnliche Überraschungsmenüs, begleitet von den Geschichten hinter ihren Rezepten und aus dem „täglichen Chaos“, locken Besucher von nah und fern an.

Fleisch ab Hof

Auch wenn es in „Hafning“ – so heißt der Einödhof – keinen Laden gibt, werden Rind- und Hähnchenfleisch vor Ort verkauft. Dafür schickt Stefan zu den vierzehn Schlachtterminen im Jahr ein Mailing an 3 000 (Bio-)Kunden raus. Diese können dann online die gewünschte Menge an Fleisch ordern.

„Bevor wir das Bestellsystem hatten, saß ich Nächte lang vorm Rechner. Jede einzelne Bestellung musste händisch bearbeitet werden“, meint Stefan, der früher eine Agentur geleitet hat. Sowieso sei das Pensum im Büro enorm – einmal wegen der sich ständig ändernden Gesetzeslage, z. B. zu Tierhaltung und Anträgen. Zum anderen wenn es um die Online-Auftritte des Betriebs geht.

Ganz zu schweigen vom Aufwand, den das Ehepaar in sein eigenes Kochbuch steckte. Während Claudia stundenlang Rezepte aus ihren Fernseh-Beiträgen, ihrer Gastro-Erfahrung und ihrem Privatschatz niederschrieb, schossen Stefan und sein Neffe ca. 15 000 Fotos.

Wie das Paar Familie, Hof, Lindenkeller und Kochbuch unter einen Hut bringt? „Den Perfektionismus beiseiteschieben und Prioritäten setzen. Die Kinder stehen bei uns an erster Stelle; der Haushalt kommt zuletzt“, sagt Claudia. „So ordentlich wie jetzt siehts bei uns nur selten aus.“

Herzensprojekt

Ein Kochbuch schreiben und den von klein auf zusammengetragenen Rezeptschatz mit anderen teilen, das war schon lange Claudia Fenzels Wunsch. 2021 ist er endlich in Erfüllung gegangen: Im eigens dafür gegründeten „Weide Verlag“ erschien „Claudia kocht vor Glück!“ Der Titel, den die Landwirtin gemeinsam mit Ehemann Stefan produziert hat, umfasst 240 Seiten und 120 bewährte Rezepte für das tägliche Mittagessen, den Überraschungsbesuch oder die große Runde. Dabei kommen nur leicht erhältliche, regionale Zutaten zum Einsatz. Bilder der Leckereien mit und ohne Fleisch, von den Lieblingsmenschen der Fenzels und ihrem Leben auf dem Hof schaffen Atmosphäre.

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