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Eine Betriebshelferin springt ein, wenn auf den Höfen eine Lücke entsteht

Da sein und anpacken: Anna Niederwinkler ist als Betriebshelferin beim Maschinenring im oberbayerischen Laufen angestellt.

Lesezeit: 4 Minuten

Agrarwelt im Wandel: Was bewegt Frauen dazu, als Angestellte in der Landwirtschaft zu arbeiten? In Deutschland sind gut 35 % der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte weiblich. Noch höher ist die Zahl bei den Saisonarbeitskräften. Laut der Agrarstrukturerhebung aus dem Jahr 2023 liegt der Frauenanteil hier bei ca. 44 %. Zudem gibt es in Deutschland 11 % Betriebsleiterinnen. Bei den Auszubildenden ist etwa ein Viertel der Nachwuchskräfte weiblich.

  • Heute lesen Sie an dieser Stelle von von Anna „Anni“ Niederwinkler. Die 61-jährige Betriebshelferin hat kürzlich die Erfahrungen ihrer langen Karriere in einem Buch zusammengetragen und bringt routinierte Betriebsamkeit, Beistand und Kuchen zu den Betrieben in Oberbayern.

  • Am Ostermontag folgt die Reportage von Lea Miesl. Sie ist zur Zeit im zweiten Lehrjahr Auszubildende im „Bildungsprogramm Landwirtin“ und züchtet Alpakas.

  • Die Reportage über Jasmin Löhner erschien bereits am Freitag. Wie die 25-Jährige den Ackerbau bei einer Güterverwaltung in Thüringen managt, erfahren Sie hier.

  • Die Herdenmanagerin Manuela Illgen können Sie hier kennenlernen. Sie ist leidenschaftlicher Kuhmensch und glaubt fest ans Lernen und Ausprobieren.

Über dreißig Jahre Betriebshilfe, unzählige Begegnungen und Geschichten: Anna Niederwinkler aus Fridolfing im Alpenvorland springt ein, wenn auf den Höfen in ihrer Umgebung durch Krankheit, Kur, Todesfall oder auch Entbindung eine Lücke entsteht. Als Betriebshelferin beim Maschinenring in Laufen übernimmt sie heute entweder die Arbeiten im Stall mit maximal 60 Kühen oder den Haushalt. Bis zu acht Wochen genehmigt die Kasse ihren Aufenthalt; je nach Ausgangslage lässt sich auch eine Verlängerung beantragen.

Zu Beginn eines Einsatzes lässt Anna Niederwinkler sich einmal die Abläufe im Stall zeigen, dann fängt sie überpünktlich an und arbeitet selbstständig. Soll sie vor allem im Haushalt einspringen, backt die bayerische Tortenmeisterin von 2015 zum Einstand einen Kuchen. Außerdem erfragt sie die Lieblingsgerichte der Familienmitglieder.

Als Betriebshelferin ist es genauso wichtig, zuzuhören und einfach da zu sein."
Anna Niederwinkler

Allerdings umfasse ihr Job viel mehr als die praktische Hilfe. „Genauso wichtig ist es, zuzuhören und einfach da zu sein“, meint die 61-Jährige. Sie wird von einigen Landwirten sogar wiederholt und auch persönlich angefragt: „Anni, wann kannst Du kommen?“ Teilweise entstehen enge Verbindungen – über Generationen hinweg.

Probleme im Familienverbund nimmt die Betriebshelferin während ihrer Zeit auf dem Hof schnell wahr. Und sie traut sich, diese anzusprechen. Ist aber jemand z. B. an einer Alkoholsucht erkrankt, zieht sie auch mal ihren Mann zurate. Denn dieser war vor Jahren selbst betroffen. „Ich mache das mit Leib und Seele und lerne bei jedem Einsatz noch dazu“, sagt die Bauerntochter.

Traumberuf: Betriebshelferin

Dass Anna Niederwinkler Betriebshelferin geworden ist, hängt mit ihrer eigenen Geschichte zusammen: Als sie 24 Jahre alt war, starb ihr Vater. Die drei Frauen der Familie konnten den Betrieb damals nur dank zweier Helfer aufrechterhalten. „Auf Martin und Hans konnten wir uns zu 100 % verlassen. Sie haben mir alles Wichtige beigebracht und mich zutiefst beeindruckt“, erzählt sie. Zwei Jahre konnten die beiden bleiben, dann waren die Frauen wieder auf sich gestellt.

Morgens Hof-Arbeit, dann Schichtdienst in einem Unternehmen, abends wieder Hof-Arbeit: Ihr hohes Pensum brachte Anna Niederwinkler bald an ihre körperlichen Grenzen. Nachdem schließlich ihre komplette linke Seite vom Fuß bis zum Kopf „eingeschlafen“ war, stellte der Arzt eine Multiple Sklerose (MS) fest. Ein Schock. Und trotzdem brauchte es noch einige MS-Schübe, bis Anna Niederwinkler ihr Leben umkrempelte.

Mit der Erinnerung an die Betriebshelfer Martin und Hans sowie dem Wunsch, ihre wertvolle Zeit zu nutzen, heuerte Anna Niederwinkler schließlich beim Maschinenring Laufen an. „Während der Arbeit habe ich meine Krankheit nicht beachtet. Das hat mich einfach aufgebaut“, sagt sie.

Herzzerreißende Begegnungen, lehrreiche Momente und witzige Anekdoten hat Anna Niederwinkler in ihrem Buch „Meine Jahre als Betriebshelferin“ festgehalten. Es soll Mut schenken und Einblick in den Beruf der Betriebshelferin gewähren. Weitere Infos finden sich unter: www.anni-niederwinkler.de 

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