Vegetarisch oder vegan zu essen, liegt im Trend. Unter dem Thema „Vegan für alle? Ein Ernährungsstil im Aufwärtstrend“ versammelten sich am 1. Oktober 2015 Interessierte aus den Bereichen Medizin, Behörden und Ernährungswissenschaften in München. In Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen des KErn-Wissenschaftsseminars erhielten die Teilnehmer einen Überblick darüber, wie sich Wahrnehmung und Wirklichkeit des Ernährungstrends voneinander unterscheiden. So schätzt der Vegetarierbund, dass sich etwa 10 % der Deutschen vegetarisch ernähren. Wissenschaftliche Studien, die sich mit diesem Thema befassen, gehen aber lediglich von einem Anteil zwischen 1,8 % bis 3,7 % in der Bevölkerung aus.

 

Auch die Frage, welche Ernährungsweise – mit oder ohne Fleisch – die gesündere ist, war während der Veranstaltung ein Thema. Professor Dr. med. Hans Konrad Biesalski (Universität Hohenheim) gab zu bedenken, dass „eine gut ausgerichtete vegetarische Ernährung durchaus gesund sein kann.“ Ausnahmen wie in der Schwangerschaft und Stillzeit oder bei akut kranken oder älteren Menschen sollte man jedoch ernst nehmen.

Zudem gibt es keinen belegbaren direkten Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit. Professor Dr. med. Johannes Erdmann (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf), berichtete, dass Personen, die ihren Fleischkonsum senken häufig auch weniger Alkohol trinken und nicht rauchen. Sie leben gesundheitsorientierter und sind auch seltener Übergewichtig. Das führe zusätzlich zu mehr Wohlbefinden und einer verbesserten Gesundheit.

 

Zudem können sich Menschen, die anders essen, von der breiten Masse absetzen. Dass sich eine Person also als Individuum wahrnimmt, spiele ebenfalls eine große Rolle, sagte PD Dr. med. Thomas Ellrott von der Universität Göttingen. Ernährungsstile seien demnach eine Möglichkeit, sich selbst in Szene zu setzen und dienten teilweise sogar als eine Art „Ersatzreligion“.

 

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