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Ein Burn-out entsteht schleichend

„Einem Burn-out geht oft jahrelange Überbelastung voraus“, sagt Psychologin Birgitta Thiel (51). Sie berät Landwirte und Landwirtinnen bei der Krisenhotline der Sozialversicherung SVLFG.

Lesezeit: 3 Minuten

Frau Thiel, was schildern die ­Landwirte am Telefon, die an ­Burn-out ­erkrankt sind?

Thiel: Niemand ruft an und sagt, er leide an Burn-out. Oft geht es im ­Gespräch um familiäre oder betrieb­liche Schwierigkeiten. Symptome wie Reizbarkeit, Unruhe, Antriebslosigkeit und Konzentrationsstörungen werden aber auch oft benannt.

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Woraus schließen Sie dann, dass es sich um ein Burn-out handelt?

Thiel: Das wird oft ganz schnell klar, wenn wir gezielt nach der Biografie und den Lebensumständen des ­Anrufers fragen. Ein Burn-out entsteht schließlich nicht plötzlich über Nacht, sondern entwickelt sich schleichend über Jahre. Bei den meisten setzt irgendwann der Punkt ein, an dem sie sich fragen: Was mache ich hier eigentlich? Ein klares Zeichen fehlender Wertschätzung über lange Zeit – und für uns ein Alarmsignal.

Wann zeigen Betroffene Symptome?

Thiel: Burn-out-Symptome zeigen sich erst dann, wenn Menschen ihre Erschöpfung nicht mehr kompensieren können. Zunächst schaltet das Gehirn bei Stress in den „Säugetier-Modus“ – „fight and flight“. Im Klartext: Wird die Belastung größer, arbeite ich mehr und schneller, um mit ihr klarzukommen. Das kann der Mensch teilweise über Jahre aushalten. Erst, wenn die Energiereserven aufgebraucht sind, kommen die Symptome.

Die Landwirte sind eine lebenskluge und tüchtige Berufsgruppe. Vielen kann man schnell helfen.“ Birgitta Thiel

Wird man dann blind für die  eigene Situation?

Thiel: Unter Stress und Belastung leiden unser Urteilsvermögen und ­unsere Planungsfähigkeit. Wir befinden uns im Überlebensmodus. ­Betroffenen erzähle ich gerne die Geschichte vom fleißigen Holzfäller. Ihm gelingt es, am ersten Tag 18 Bäume zu fällen. In den ­Wochen danach rackert er sich ab, um dieses Ergebnis noch einmal zu erreichen. Er schafft es nicht. Auf die Frage, ob er denn seine Axt nachgeschärft habe, antwortet er: Nein, das habe er vor lauter Arbeit ganz vergessen.

Sind Männer häufiger betroffen als Frauen?

Thiel: Das würde ich nicht sagen. Aber Frauen sind in der Selbstfürsorge häufig besser aufgestellt. Sie reagieren oft schneller, wenn es ihnen schlecht geht und haben meistens ein größeres Netzwerk, um Probleme zu besprechen.

Können Sie betroffenen ­Landwirten denn helfen?

Thiel: Ja. Ich kenne keine Berufsgruppe, die so lebensklug und tüchtig ist. Ihren Zustand einordnen und verstehen zu können, hilft vielen schon dabei, die lang andauernde Hilflosigkeit und Ohnmacht zu überwinden und mit der Zeit wieder handlungsfähig zu werden.

Welche Therapien empfehlen Sie?

Thiel: Kurzkuren und Rehamaßnahmen haben sich bewährt. Etliche Landwirte entschließen sich zudem zu einer längerfristigen Gesprächstherapie. Auch Medikamente, z. B. Antidepressiva, können zeitweilig sinnvoll sein.

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