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Landwirtschaft: Elternwerden als Stresstest

Anschnallen, es wird ruckelig! Die ersten Tage, Wochen, Monate mit einem Kind können zur Belastung für eine Beziehung werden. Wie kommen Paare da unbeschadet wieder raus?

Lesezeit: 7 Minuten

Elternwerden ist Glück und Herausforderung zugleich. Es be­deutet mehr Abstimmungsbedarf bei knapperen Ressourcen – Zeit, Geld, Zweisamkeit. Auch wenn ein Paar oberflächlich betrachtet alles richtig macht, beruflich angekommen ist und den perfekten Zeitpunkt für ein Baby abwartet, ist es nicht gefeit gegen Krisen.

Der Übergang zum Elternsein kann für Paare, die schon lange zusammen sind, gleichermaßen schwierig sein, wie für Paare, die vor der Geburt nur wenig Zweisamkeit hatten. Denn ihnen fehlt eher der Raum für Flexibilität, Raum für Neues.

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Die Beziehung ändert sich

Doch egal, wie die Beziehung vor der Geburt eines Kindes aufgestellt war, danach ist meist alles anders. Mann und Frau werden zu Mutter und Vater, aus den Paaren werden Eltern. Das Lie­bespaar, das es vorher gab, existiert in ­dieser Form nicht mehr. „Die Geburt ­eines Kindes ist ein einschneidendes Ereignis“, sagt Psychotherapeutin Karin Steiner-Schwarzinger. „Aus einer Zweierbeziehung wird eine Dreierbeziehung. Der Blick wendet sich voneinander nun aufs Kind.“

Es gibt kaum ein Paar, bei dem der Übergang nicht ruckelig verläuft, beobachtet Karin Steiner-Schwarzinger. Schlafmangel, Hormone und Co. sorgen nicht selten dafür, dass die Nerven blank liegen. Hinzu kommen die Einschränkungen. Man kann nicht mehr so, wie man vielleicht gerne möchte. Statt verliebter Blicke gibt es häufiger Reibereien.

Im Gespräch bleiben

Während der Schwangerschaft ist oft noch alles rosig, die werdenden Eltern leben in einer von Vorfreude geprägten Glücksblase. Durch die Veränderungen mit der Geburt des Kindes verändert sich dann auch oft die Kommunikation zwischen Mann und Frau, erklärt Karin Steiner-Schwarzinger. „Es ist nicht die Quantität der Kommunikation, die sich verändert, sondern vielmehr der Ton. Dieser wird häufig fordernd, gereizter und ist von Überforderung geprägt.“ Manche Paare seien traurig darüber, nicht mehr so zu sein, wie früher. Das könne zu Vorwürfen und Gereiztheit führen.

„Wichtig ist es, die Kommunikation überhaupt aufrechtzuerhalten. Bleiben Sie immer im Gespräch. Sprechen Sie drüber, was Sie belastet, wie Sie sich fühlen und was Sie sich wünschen“, sagt die Psychotherapeutin. „Schaffen Sie sich dafür kleine Zeitnischen. Das kann ein gemeinsamer Kaffee sein, wenn das Kind schläft oder ein Gespräch am Abend.“

Als würde man festsitzen

Gerade Mütter fühlen sich in den ersten Jahren mit Kindern häufig, als würden sie „festsitzen“. Viele junge Frauen haben eine Ausbildung gemacht, studiert, standen mit beiden Beinen im Berufs­leben, haben frei entschieden. „Für die Männer ändert sich im Tagesablauf im Vergleich dazu meist nicht so viel“, sagt Karin Steiner-Schwarzinger. „Die Frauen hingegen, die immer frei entschieden haben, sind nun abhängig. Jeder Termin muss abgestimmt werden. Das kann zu Vorwürfen und Reibereien führen.“

Hier liegt es an beiden, die Situation zu entschärfen. Der Vater kann das Baby übernehmen, kann wickeln, füttern und kuscheln, während die Mutter Zeit für ein Vollbad oder einen Spaziergang hat. Das hilft beiden. Denn die Väter wollen sich tatsächlich häufig um ihre Kinder kümmern. Die Mütter müssen sie jedoch auch kümmern lassen. Auch, wenn die Windel dann vielleicht ein wenig anders sitzt oder der Kleidermix dann mehr als bunt ist. Aber durch das Loslassen schafft sich die Frau Freiräume für sich. Und das tut auch der Paarbeziehung gut.

Eine Umarmung am Tag

Auch Rituale können den Zusammenhalt als Paar festigen. Das kann zu Beginn der Elternschaft, wenn das Kind noch klein ist, am Tag eine liebevolle Umarmung mit festem Augenkontakt sein – als ein Zeichen, das zeigt: Ich schätze dich, ich bin für dich da.

„Das Paar ist die kleinste Einheit und gleichzeitig die wichtigste Ebene der Familie“, sagt Karin Steiner-Schwarzinger. „Wenn es hier funktioniert, ist das eine gute Grundlage für das Familien­leben.“ Vielleicht sind Eltern nicht mehr das Liebespaar von früher, aber sie sind noch immer ein Paar. Sich das bewusst zu machen, hält die Psychotherapeutin für einen wichtigen Schritt.

Und deshalb rät sie jungen Eltern auch, nicht passiv abzuwarten, bis wieder mehr Paarzeit übrig bleibt. Sondern den Raum, der sich öffnet, gemeinsam zu gestalten und sich immer wieder aktiv gemeinsame Zeit zu reservieren. „Nach den gemeinsamen Kaffeepausen oder Zeit für Gemeinschaftsspiele am Abend, sollten das nach und nach auch Stunden oder sogar mal eine Nacht nur zu zweit sein.“

Das System verschoben

Dafür sei es wichtig, sich ein Unterstützernetz zu basteln. Dieses besteht aus Großeltern, Verwandten oder Freunden, denen man das Kind anvertraut – im besten Fall dann auch mal über Nacht. Auch hier heißt es allerdings: Loslassen! „Bei Oma und Opa dürfen die Kinder vielleicht mehr, das ist aber auch ok, wenn sie in deren Obhut sind“, sagt Karin Steiner-Schwarzinger.

Anders ist es, wenn ein Baby gerade zur Welt kam und nicht nur die Paar­beziehung, sondern auch das Familiensystem verschoben hat. Gerade auf den Höfen, wo die Generationen oft eng beieinander leben, verändert sich das Gefüge und das Verhältnis zur Ursprungsfamilie. „Wichtig ist, dass die jungen Eltern als Paar zueinanderstehen“, erklärt Karin Steiner-Schwarzinger. „Wenn sich andere einmischen, muss das Paar zusammenhalten und Grenzen setzen. Es ist unumgänglich, zu signalisieren: Das ist unsere Familie, das sind unsere Regeln.“

Trotz der Verbundenheit zur Herkunftsfamilie ist nun die Loyalität zur neuen Familie das A und O. In das eigene Familienleben sollte sich niemand einmischen dürfen.

Sich selbst nicht vergessen

Elternschaft stellt Mann wie Frau vor neue Herausforderungen, der Fokus hat sich verschoben, die Prioritäten haben sich verändert. Dennoch ist die Baby- und Kleinkindzeit für viele die schönste Zeit, die leider viel zu schnell verfliegt.

Karin Steiner-Schwarzinger rät jungen Eltern, in dieser Zeit nicht nur die Paarbeziehung durch Kommunikation und gegenseitige Wertschätzung zu pflegen, sondern auch die eigene Person nicht zu vergessen. „Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen“, sagt sie. „Man selbst als Person existiert weiterhin!“ Deshalb, und weil es ein echter Liebestöter ist, rät sie Eltern auf die gegenseitige Ansprache mit „Mama“ und „Papa“ zu verzichten.

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Paar bleiben

Zwei Kinder unter zwei

Theo wird zwei Jahre alt, Philipp bald ein Jahr. Zwischen den beiden Brüdern liegen nur 14 Monate. Eine Herausforderung für Mutter Franziska Rieser (36) und Vater Stefan Müller (42) aus Zöblen (Tirol). Die Familie hat ein ­Gästehaus mit 20 Gästebetten und bewirtschaftet einen Betrieb mit Walliser Schwarznasenschafen.

Die Geburt von Theo hat das Leben von Franziska Rieser verändert. Die Geburt von Philipp hat es dann völlig auf den Kopf gestellt. „Es dreht sich alles nur noch um die Kinder, ich kann nicht mehr flexibel handeln oder entscheiden. Aktuell saugen sie meine ganze Energie. Zeit für mich habe ich momentan gar nicht.“

Dass die Kinder so fordernd für die Mutter sind, spüren Franziska Rieser und Stefan Müller auch als Paar. Wenn die Nerven mal wieder blank liegen, kommt es zu Vorwürfen und Schuldzuweisungen. Doch die beiden Tiroler haben ein gutes Gespür dafür, wenn mal wieder eine Grenze erreicht ist. „Dann reden wir viel miteinander und geben uns gegenseitig Kraft“, sagt Franziska Rieser.

Die Abende, wenn die Kinder im Bett sind, nutzen sie außerdem immer als Paarzeit. Dann spielen Franziska Rieser und Stefan Müller Gesellschaftsspiele oder sie backen, wie in der Vorweihnachtszeit, gemeinsam Plätzchen.

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