„Zwölf Jahre Kopfarbeit. Zwölf Jahre Meetings, die wenig brachten, Prozesse, die zermürbten und Strategiepapiere, die in der Schublade verstaubten. Ich verbrachte meine Zeit in Flughäfen, auf Luxusdampfern, in Zügen und Suiten. Den Himmel sah ich nur selten“, fasst Katharina Afflerbach ihre Zeit als Marketingleiterin von Kreuzfahrtunternehmen und Hotelketten zusammen.
Jedes ihrer Worte sitzt – selbst durchs Telefon. Ihre Aufrichtigkeit und ihre Herzenswärme erscheinen umso wertvoller, wenn man bedenkt: 2012, nachdem das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ einen Felsen gerammt hatte, war es Katharina Afflerbach, die im Namen des Unternehmens den Familien der Opfer zur Seite stand und versuchte, mit jedem Passagier über die Unglücksnacht zu sprechen.
Mit einem leisen Seufzen berichtet die 44-Jährige von diesem Wendepunkt in ihrem Leben: „Ich musste etwas ändern, wollte mich endlich wieder frei fühlen. Die Berge würden mir Kraft schenken und körperliche Arbeit mich wachrütteln. Davon war ich nach etlichen Wandertouren überzeugt.“
Internetrecherche, Planung, einwöchiger Arbeitseinsatz auf einem Ziegenbauernhof in Südtirol: Nach diesem Testlauf, den die gebürtige Siegerländerin gerne als „Erweckung“ bezeichnet, stand 2014 der erste Sommer auf einer Schweizer Alp an. Erfahrungen in der Landwirtschaft bis dato? Wenige. Idee vom Leben als Sennerin? Unklar.
Augen zu und durch
Auf der Hütte bei Bäuerin Stefanie und Bauer Markus galt: Zwei- bis dreimal zeigen, dann alleine machen lassen. „Gut fürs Selbstbewusstsein“, meint Katharina Afflerbach, die in erster Linie für die Ziegen zuständig war, gefüttert, gemolken und gemistet hat. Zudem half sie bei allem, was anfiel, z. B. Rinder versorgen, käsen, Zäune ziehen und Heu machen. Besonders nervenaufreibend: bei Sturm und Hagel im unwegsamen Gelände, manchmal gar am Abhang, nach Ausreißern suchen.
Von Tastaturhänden zu Arbeiterpranken
„In den ersten Wochen habe ich oft geflucht“, gesteht die Sennerin auf Zeit geradeheraus. Die Familie war fremd, Privatsphäre kaum gegeben und Pausen rar. Alles habe geschmerzt, von den Beinen, über den Rücken bis in die Arme. „Aber, mit der Zeit wurde es besser und ich war vor allem dankbar.“
Zurück in Köln kündigte sie ihren Job und machte sich als Texterin selbstständig. Es folgte eine zweite Alpsaison. Dann, vor der dritten, ließ der plötzliche Unfalltod ihres jüngeren Bruders Katharina Afflerbachs Welt stillstehen. „In diesem Sommer funktionierte ich nicht wie vorher, hatte viel weniger Energie“, sagt sie mit fester und zugleich verletzlicher Stimme. „Wenn ich mich zum Verschnaufen auf die Wiese setzte, legte Familien- und Schweizer Sennenhund Rex mir häufig seine Pfoten auf die Schultern – wie zum Trost.“ Noch heute verbringt die Autorin jedes Jahr einige Wochen auf der Schweizer Alp.
Ehrlich und bewegend: Katharina Afflerbach, heute Texterin, Speakerin und Coach, hat zwei Bestseller verfasst. In „Bergsommer“ erzählt sie von ihrer Zeit auf der Alp. Weitere Informationen zum Buch finden Sie HIER.
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„Zwölf Jahre Kopfarbeit. Zwölf Jahre Meetings, die wenig brachten, Prozesse, die zermürbten und Strategiepapiere, die in der Schublade verstaubten. Ich verbrachte meine Zeit in Flughäfen, auf Luxusdampfern, in Zügen und Suiten. Den Himmel sah ich nur selten“, fasst Katharina Afflerbach ihre Zeit als Marketingleiterin von Kreuzfahrtunternehmen und Hotelketten zusammen.
Jedes ihrer Worte sitzt – selbst durchs Telefon. Ihre Aufrichtigkeit und ihre Herzenswärme erscheinen umso wertvoller, wenn man bedenkt: 2012, nachdem das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ einen Felsen gerammt hatte, war es Katharina Afflerbach, die im Namen des Unternehmens den Familien der Opfer zur Seite stand und versuchte, mit jedem Passagier über die Unglücksnacht zu sprechen.
Mit einem leisen Seufzen berichtet die 44-Jährige von diesem Wendepunkt in ihrem Leben: „Ich musste etwas ändern, wollte mich endlich wieder frei fühlen. Die Berge würden mir Kraft schenken und körperliche Arbeit mich wachrütteln. Davon war ich nach etlichen Wandertouren überzeugt.“
Internetrecherche, Planung, einwöchiger Arbeitseinsatz auf einem Ziegenbauernhof in Südtirol: Nach diesem Testlauf, den die gebürtige Siegerländerin gerne als „Erweckung“ bezeichnet, stand 2014 der erste Sommer auf einer Schweizer Alp an. Erfahrungen in der Landwirtschaft bis dato? Wenige. Idee vom Leben als Sennerin? Unklar.
Augen zu und durch
Auf der Hütte bei Bäuerin Stefanie und Bauer Markus galt: Zwei- bis dreimal zeigen, dann alleine machen lassen. „Gut fürs Selbstbewusstsein“, meint Katharina Afflerbach, die in erster Linie für die Ziegen zuständig war, gefüttert, gemolken und gemistet hat. Zudem half sie bei allem, was anfiel, z. B. Rinder versorgen, käsen, Zäune ziehen und Heu machen. Besonders nervenaufreibend: bei Sturm und Hagel im unwegsamen Gelände, manchmal gar am Abhang, nach Ausreißern suchen.
Von Tastaturhänden zu Arbeiterpranken
„In den ersten Wochen habe ich oft geflucht“, gesteht die Sennerin auf Zeit geradeheraus. Die Familie war fremd, Privatsphäre kaum gegeben und Pausen rar. Alles habe geschmerzt, von den Beinen, über den Rücken bis in die Arme. „Aber, mit der Zeit wurde es besser und ich war vor allem dankbar.“
Zurück in Köln kündigte sie ihren Job und machte sich als Texterin selbstständig. Es folgte eine zweite Alpsaison. Dann, vor der dritten, ließ der plötzliche Unfalltod ihres jüngeren Bruders Katharina Afflerbachs Welt stillstehen. „In diesem Sommer funktionierte ich nicht wie vorher, hatte viel weniger Energie“, sagt sie mit fester und zugleich verletzlicher Stimme. „Wenn ich mich zum Verschnaufen auf die Wiese setzte, legte Familien- und Schweizer Sennenhund Rex mir häufig seine Pfoten auf die Schultern – wie zum Trost.“ Noch heute verbringt die Autorin jedes Jahr einige Wochen auf der Schweizer Alp.
Ehrlich und bewegend: Katharina Afflerbach, heute Texterin, Speakerin und Coach, hat zwei Bestseller verfasst. In „Bergsommer“ erzählt sie von ihrer Zeit auf der Alp. Weitere Informationen zum Buch finden Sie HIER.