Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Wie geht es eigentlich Dir?

Halt geben und stark sein: Ist der Partner krank, verändert sich das ganze Hofleben

Wird jemand krank, ist er erst einmal mit sich selbst beschäftigt. Wie geht der Partner, wie gehen Familien damit um?

Lesezeit: 4 Minuten

Unfall oder Krankheit betreffen in erster Linie den Patienten. Doch auch der Partner trägt dann eine große Last.

Zur großen Sorge kommen ein erhöhtes Arbeitspensum und viel Organisationsaufwand, um die Situation zu händeln.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Individuelle Hilfe entlastet die Familien, ist aber manchmal schwer zu bekommen.

Unfall, Krankheit oder Burn-out – ist ein Mensch von solch einem schweren Schicksalsschlag betroffen, braucht er neben ärztlicher Betreuung vor allem Halt und Unterstützung. Der wichtigste Anker ist dann meistens die Familie. Bei ihr steht die Sorge um den geliebten Menschen und die Frage nach der bestmöglichen Hilfestellung und Therapie im Vordergrund. Die Antwort zu finden, ist häufig mit großem Kraft- und Zeitaufwand verbunden.

Doch gerade in der Lebensmitte, wenn Gesundheit als selbstverständlich gilt und der Betroffene viele Verpflichtungen hat, wirbelt eine Erkrankung nicht nur die Gefühlswelt, sondern auch den Alltag einer Familie durcheinander. Statt auf mehreren Schultern, liegen die Aufgaben nun bei einem der Partner allein. Seien es die Betreuung der Kinder oder die Bewirtschaftung des Hofes mit all seinen Anforderungen: Das bringt viele Familien an ihre Grenzen.

„Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich so nicht mehr lange durchhalten kann“, erzählt eine Bäuerin am Telefon. Individuelle Hilfsangebote, die auf die ganze Familie zugeschnitten sind und direkt in der Situation entlasten, sind dann Gold wert. Oftmals ist es besonders positiv für betroffene Familien, wenn der vermeintlich gesunde Partner Unterstützung erfährt. Die Möglichkeit, eine kurze Auszeit zu nehmen und Kraft zu tanken, hilft dabei, weiterzumachen.

Erster Ansprechpartner: Betriebshilfsdienst

Fällt der Betriebsleiter, die Betriebsleiterin oder der Partner aus, sind Betriebshilfsdienste (BHD) und Maschinenringe für viele Landwirtsfamilien die ersten Ansprechpartner: Betriebshelfer sind als Vertretungskräfte im Stall und auf dem Feld gefragt, Mitarbeiter der Familienhilfe unterstützen im Haushalt und kümmern sich fürsorglich um Kinder und Senioren. Auch Auszeiten für den gemeinsamen Familienurlaub oder um Kraft zu tanken, können die Betriebshilfsdienste mitunter abdecken.

Weniger bekannt ist, dass auch ein ambulanter Pflegedienst des BHD in schwierigen Situationen unterstützen kann, wie z. B. in der Region Steinfurt-Bentheim. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht, die Pflege ganz individuell nach den Bedürfnissen der Klienten und ihren Familien auszurichten“, erklärt Elke Spiegelberg, Geschäftsführerin des BHD-Pflegeteams in Steinfurt. Sie berichtet: „Von der ambulanten Pflege, bis hin zur Tagespflege oder einer langfristigen Betreuung und Versorgung in den ländlich gelegenen ambulanten Wohngemeinschaften, gibt es viele Möglichkeiten, die gefragt sind.“

Dabei gilt: Jeder regionale Betriebshilfsdienst hat ein eigenes Portfolio. „Es lohnt sich, den Kontakt zu suchen, denn eine professionelle und individuelle Beratung, im Notfall auch eine sofortige Unterstützung, sind unser Auftrag“, ergänzt Hans-Georg Guhle, Geschäftsführer des Betriebshilfsdienst und Maschinenring Steinfurt-Bentheim e.V.

„Die Krankheit hat alles verändert“

Seiner Frau geht es von Jahr zu Jahr schlechter. Jürgen Ernst kümmert sich um sie, so gut er kann.

Vor acht Jahren wurde Jürgen Ernst und seiner Frau klar, dass etwas nicht stimmte. Die 52-Jährige zeigte Müdigkeit, Schlappheit und erste neurologische Ausfälle. Nicht nur die Familie, auch die Ärzte tappten zunächst im Dunkeln, vermuteten Multiple Sklerose, dann Parkinson. Erst spät brachten Untersuchungen in der Uniklinik Eppendorf „Multisystem-Atrophie“ ans Licht.

Dabei handelt es sich um eine seltene Erkrankung. Sie zählt zu den atypischen Parkinson-Syndromen. Menschen, die daran erkranken, überleben im Mittel sechs bis neun Jahre. Die Funktionen des Kleinhirns, des Nervensystems und der Motorik nehmen immer weiter ab.

Das war ein schwerer Schlag für die Familie Ernst. Die drei Kinder waren zu dem Zeitpunkt schon erwachsen. „Zum Glück“, sagt Jürgen Ernst. Den Hof wollte der Landwirt ohnehin früh an den Ältesten übergeben. Gesagt, getan.

Seitdem kümmert er sich um seine Frau, mit aller Kraft. Hobbys und Besuche bei Freunden werden weniger. „Man hat ja nicht so recht was zu erzählen“, sagt er.

An seine Grenzen bringen ihn die Hürden bei der Beantragung von Hilfsmitteln. „Niemand fordert einen elektrischen Rollstuhl, weil er so gern einen hätte. Im Gegenteil: Die Krankheit hat damit wieder einen Sieg errungen“, sagt der Landwirt fassungslos. Er versteht nicht, warum Kranken- und Pflegekassen es den Betroffenen so schwer machen. Ein Liegefahrrad zu beantragen, kostete ihn Jahre.

Seit einigen Monaten lebt seine Frau in einer Pflegeeinrichtung. Eine passende zu finden, war nicht leicht. „Fürs Altersheim zu jung, fürs Hospiz zu gesund“, seufzt Jürgen Ernst. Nun haben er und sein Sohn ein Hospiz gefunden, in dem sie länger bleiben kann. „Ihr geht es gut dort, ich kann sie oft besuchen. Das beruhigt mich.“

Mehr zu dem Thema

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.