Agrarwelt im Wandel: Was bewegt Frauen dazu, als Angestellte in der Landwirtschaft zu arbeiten? In Deutschland sind gut 35 % der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte weiblich. Noch höher ist die Zahl bei den Saisonarbeitskräften. Laut der Agrarstrukturerhebung aus dem Jahr 2023 liegt der Frauenanteil hier bei ca. 44 %. Zudem gibt es in Deutschland 11 % Betriebsleiterinnen. Bei den Auszubildenden ist etwa ein Viertel der Nachwuchskräfte weiblich.
Heute lesen Sie an dieser Stelle von Juniorchefin Jasmin Löhner. Die 25-Jährige verantwortet in Thüringen den Pflanzenbau einer Güterverwaltung.
Morgen, am 19. April, folgt die Reportage von Manuela Illgen. Die 60-jährige Herdenmanagerin ist leidenschaftlicher Kuhmensch und glaubt fest ans Lernen und Ausprobieren.
Am Ostersonntag können Sie Anna „Anni“ Niederwinkler kennenlernen. Die 61-jährige Betriebshelferin hat kürzlich die Erfahrungen ihrer langen Karriere in einem Buch zusammengetragen und bringt routinierte Betriebsamkeit, Beistand und Kuchen zu den Betrieben in Oberbayern.
Am Ostermontag folgt die Reportage von Lea Miesl. Sie ist zur Zeit im zweiten Lehrjahr Auszubildende im „Bildungsprogramm Landwirtin“ und züchtet Alpakas.
Ein guter Tag ist, wenn das Telefon von Jasmin Löhner nicht allzu viel klingelt. Dann nimmt sich die 25-Jährige am liebsten Zeit, um zur Bonitur auf die Flächen zu fahren. Was sie dabei besonders mag? Den großen Maßstab! Immerhin hat die „Güterverwaltung Nicolaus Schmidt AG Rothenacker“ insgesamt 2.400 ha Fläche. Dazu kommen 920 melkende Kühe plus weibliche Nachzucht (2.000 Rinder insgesamt), eine 1,8 Megawatt Biogasanlage und Photovoltaik.
Probleme sind da, um Lösungen zu finden.“
Jasmin Löhner kam mit frisch abgeschlossenem Betriebswirt vor drei Jahren nach Tanna in Thüringen. Heute zählt das Hofteam 43 Mitarbeiter. Seit Anfang 2025 ist sie Assistenz der Geschäftsführung. Geplant war das nicht, aber sie geht in ihrer Aufgabe auf. „Probleme sind da, um Lösungen zu finden“, sagt sie.
Am liebsten Ackerbau
Landwirtin wurde sie, weil ihr der Ferienjob auf einem Betrieb so viel Freude bereitet hat. Doch auch wenn Jasmin Löhner zwischenzeitlich ein Praktikum als Herdenmanagerin machte: Der Ackerbau bleibt ihre Leidenschaft. Und da experimentiert sie auch gerne.
Ich verbinde gerne das Konventionelle mit dem Biologischen, z. B. den chemischen mit dem mechanischen Pflanzenschutz.“
Um z. B. die richtige Maissorte zu finden, führt der Betrieb eigene Sortenversuche durch. Für einen Vergleich der biologisch (170 ha) und der konventionell bewirtschafteten Flächen betreut sie bald auch eine Bachelorarbeit. „Am Ende geht es um die Wirtschaftlichkeit. Ich verbinde gerne das Konventionelle mit dem Biologischen, z. B. den chemischen mit dem mechanischen Pflanzenschutz“, erklärt sie. Auch deshalb gefallen ihr die Ansätze der regenerativen Landwirtschaft.
Vielfältige Ausbildung
Nachdem das Handy mal wieder geklingelt hat und sie dabei helfen konnte, den Sensor vom Streuer einzustellen, erzählt sie weiter: Für sie sei es aktuell vor allem wichtig, gute Fachkräfte auszubilden. Zurzeit beschäftigt sie im Ackerbau zwei Lehrlinge, einen Studenten und einen Betriebswirt. Dazu kommen im Sommer mehrere Fachschüler aus Österreich. Eine Besonderheit sei dabei das Projekt „Zukunft Landwirtschaft im Verbund“ des Thüringer Bauernverbandes. Mit den Nachbarbetrieben ist so eine Kooperation entstanden, in der die Auszubildenden gemeinsame Unterweisungen erhalten.
Jasmin Löhner gibt den Lehrlingen gerne Zeit, um eigene Projekte durchzuführen. „Außerdem sind wir ein Gemischtbetrieb und die Lehrlinge sollten auch die Chance haben, mit den Großmaschinen zu arbeiten“, sagt sie. Allein in alle Bereiche zu schnuppern, würde Monate dauern. Zudem ist die junge Chefin für alles offen: „Aktuell haben wir z. B. eine Fachkraft Agrarservice aus Bayern in der Ausbildung.“
Und was macht Jasmin Löhner, um zu entspannen? „Das Handy aus und auf der Lieblingsbank im sächsischen Wald die Sonne genießen.“