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Weltfrauentag

So geht es den Frauen in der Landwirtschaft

Weltfrauentag, Equal-Pay-Day: Diese Woche steht ganz im Zeichen der Frauen. Die Landfrauenstudie hat seit der Vorstellung ihrer Ergebnisse im vergangenen Sommer viel angeschoben.

Lesezeit: 4 Minuten

In den vergangenen 12 Monaten hat sich für Frauen in der Landwirtschaft viel bewegt. Der Deutsche Bauernverband hat inzwischen eine Vize-Präsidentin und die Landfrauen-Umfrage, die vom Thünen-Institut und der Uni Göttingen durchgeführt wurde hat viele Vorträge und vertiefende Diskussionen auf den Weg gebracht.

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Wie geht es den Frauen auf den Höfen?

Für die Wissenschaft war die Lebens- und Arbeitswelt der Frauen in der Landwirtschaft lange ein blinder Fleck. In Erhebungen wie der Agrarstatistik fanden die Rollen der Frauen kaum Beachtung. Um für Diskussionen und weiterführende Studien eine Datengrundlage zu schaffen, hat der Deutsche Landfrauenverband gemeinsam mit dem Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und der Georg-August-Universität Göttingen eine bundesweite Studie ins Leben gerufen. Gefördert wurde die Untersuchung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Kennt man die Frauen, die z. B. als (Ehe-)Partnerinnen, Mütter, Seniorinnen, Auszubildende oder Angestellte auf den Höfen leben und arbeiten, sind die Studienergebnisse auf den ersten Blick wenig überraschend. Kaum Urlaub und vielfältige Aufgaben bestimmen den Alltag der Frauen. Sie sind Familientaxi, Bürokraft, Melkerin, Köchin... Ein Viertel der Frauen findet diese Vielfalt unproblematisch. Nur 7 % betrachten die Fülle ihrer Aufgaben als starke Belastung. Vor allem Faktoren wie Kostendruck, Existenzängste und Familienkonflikte belasten die Nerven zusätzlich. In der Umfrage gaben 21 % der Frauen einen so hohen Grad der Erschöpfung an, dass sie aus psychologischer Sicht Burn-out-gefährdet sind.

Von den befragten Frauen arbeiten 83 % im landwirtschaftlichen Betrieb und 52 % in Bereichen wie Direktvermarktung und Tourismus, 6 % haben keine Angabe zu ihrer Tätigkeit gemacht. Knapp 40 % haben einen Job außerhalb des Hofes. Kontakte fernab der Scholle zu pflegen, hat dabei einen hohen Stellenwert. Neben der Fülle an Aufgaben managen 83 % der Frauen den Haushalt. Die Rolle als Putzfrau bewerten sie dabei besonders belastend. So ist eine der zentralen Handlungsempfehlungen der Studie nicht verwunderlich: Die Verteilung der Aufgaben im Haushalt muss sich verändern, damit die Frauen ihre Arbeit im Betrieb, Beruf, Familie, Pflege und Ehrenamt besser miteinander vereinbaren können.

Trotz dieser Schattenseiten geben die Frauen ihre Lebenszufriedenheit im Schnitt mit 7,92 von 10 Punkten an. Das deckt sich z. B. mit der top agrar-Bäuerinnen- und der Glücksumfrage (2010 und 2017). Viele Frauen schätzen es, ihre Kinder auf dem Hof aufwachsen zusehen, ländlich zu wohnen, in der Natur und mit Tieren zu arbeiten.

Baustelle soziale Absicherung

76 % der befragten Frauen sind an strategisch-unternehmerischen Entscheidungen beteiligt, davon treffen 4 % die Entscheidungen allein. Daneben tragen 62 % der Frauen die Verantwortung für Buchhaltung, Finanzen und Büro. Doch die gefühlte Position der Frauen unterscheidet sich von ihrer rechtlichen Stellung. Nur 11 % sind Betriebsinhabe­rinnen und 24 % der Frauen besitzen einen Teil der Betriebsflächen oder -gebäude.

Die finanzielle Absicherung der Frauen lässt ebenfalls zu wünschen übrig: Nur 18 % gaben an, einen Ehevertrag zu haben. Ob dieser sie nach einer Scheidung absichert, wurde nicht erfragt. 29 % werden im Testament des Partners begünstigt. 17 % sind durch eine Lebensversicherung im Todesfall des Betriebsleiters abgesichert.

Ähnlichen Handlungsbedarf gibt es in der Altersabsicherung. Die Frauen wünschen sich zudem eine Reform des Alterskassensystems. Die Vereinbarkeit von gesetzlicher Rentenversicherung und landwirtschaftlicher Alterskasse spielt dabei eine wichtige Rolle. Das ist vor allem für Frauen interessant, die außerhalb der Landwirtschaft Rentenansprüche haben. Die Studie weist jedoch auch darauf hin, dass das umfangreiche Beratungsangebot zur Altersvorsorge nur wenig genutzt wird.

Kind oder Kühe?

Zudem ist die Sorgearbeit, also das Kümmern um Kinder und Senioren, häufig Aufgabe der Frauen. Das ist per se nicht schlimm, bedenklich wird es jedoch, wenn die Frauen sich nicht aus dieser Rolle lösen können. Besonders für Betriebsleiterinnen ist die Entscheidung für ein Kind dann möglich, wenn sie sich den Ausfall der eigenen Arbeitskraft finanziell leisten können. Sie brauchen Unterstützung vom Partner, der Familie oder von außen. Das gibt manchen Frauen das Gefühl, sich zwischen Betriebsleitung und Kindern entscheiden zu müssen. Angestellte Frauen berichten daneben von Problemen beim Arbeitsschutz während der Schwangerschaft und einem erschwerten Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Einer der zentralen Impulse der Studie ist es daher, mehr niedrigschwellige Aufklärung zu Gesundheitsrisiken für Frauen anzubieten.

Ob Angestellte, Ehefrau, Tochter, Betriebsleiterin oder Partnerin: Frauen nehmen auf den Höfen viele Rollen ein. Einige managen das komplette Büro, andere die Stallarbeit oder die Außenwirtschaft. Wieder andere haben einen eigenen Betriebszweig gegründet. Einige pendeln zur Arbeit ins Dorf oder in die Stadt. Alle sollten sozial und finanziell gut abgesichert sein. Dass es dabei noch Versorungslücken gibt, war ein Ergebnis der Landfrauenstudie. Wir wollen das Thema mit einer eigenen Umfrage noch einmal genauer ausleuchten.

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