Agrarwelt im Wandel: Was bewegt Frauen dazu, als Angestellte in der Landwirtschaft zu arbeiten? In Deutschland sind gut 35 % der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte weiblich. Noch höher ist die Zahl bei den Saisonarbeitskräften. Laut der Agrarstrukturerhebung aus dem Jahr 2023 liegt der Frauenanteil hier bei ca. 44 %. Zudem gibt es in Deutschland 11 % Betriebsleiterinnen. Bei den Auszubildenden ist etwa ein Viertel der Nachwuchskräfte weiblich.
Heute lesen Sie an dieser Stelle von Lea Miesl. Sie ist zur Zeit im zweiten Lehrjahr Auszubildende im „Bildungsprogramm Landwirtin“ und züchtet Alpakas.
Außerdem finden Sie hier die Reportage zu Manuela Illgen. Die 60-jährige Herdenmanagerin ist leidenschaftlicher Kuhmensch und glaubt fest ans Lernen und Ausprobieren.
Am Ostersonntag erschien hier zudem der Artikel zu Anna „Anni“ Niederwinkler. Die 61-jährige Betriebshelferin hat kürzlich die Erfahrungen ihrer langen Karriere in einem Buch zusammengetragen. Sie bringt routinierte Betriebsamkeit, Beistand und Kuchen zu den Betrieben in Oberbayern.
Die Reportage über Jasmin Löhner erschien bereits am Freitag. Wie die 25-Jährige den Ackerbau bei einer Güterverwaltung in Thüringen managt, erfahren Sie hier.
Meine Arbeit ist für mich keine Arbeit. Das ist meine Leidenschaft“, sagt Lea Miesl. Bei der Aussage ist kein Zweifel in ihrem Gesicht zu erkennen. Die angehende Landwirtin aus Dachau in Oberbayern lernt auf einem Milchviehbetrieb mit 130 Rindern, 90 ha Acker, Wiese und 9 ha Wald.
„Ich bin der Landwirtschaft nicht ganz fremd“, erzählt Lea Miesl. Nach ihrem Realschulabschluss lernte sie ländliche Hauswirtschaft. Ihre Eltern bewirtschaften zudem ca. 3 ha Wald. Im Nachbardorf gibt es einen Freund, bei dem sie Treckerfahren lernte. „Irgendwann war ich dann auch im Stall bei den Kühen dabei und das hat mir so gut gefallen, dass ich jetzt die Ausbildung mache“, sagt die 23-Jährige.
Ab in die Ausbildung
Sie ist im 2. Lehrjahr des „Bildungsprogramms Landwirt (BiLa)“, das es in dieser Form nur in Bayern gibt. Die Ausbildung ist für diejenigen, die auf dem zweiten Bildungsweg Landwirt/in lernen wollen und bereits vier Jahre im Haupt- oder Nebenerwerb in der Landwirtschaft tätig waren. Angepasst an Berufstätige, findet der Unterricht in Blockwochen oder abends statt. „Wir haben im Winter mehr Unterricht als im Sommer. Dann gibt es teilweise Wochen, in denen gar nichts ist, vor allem nicht in der Erntezeit.“
Irgendwann war ich dann auch im Stall bei den Kühen dabei und das hat mir so gut gefallen, dass ich jetzt die Ausbildung mache.“
Wenn sie gerade nichts auf dem Ausbildungsbetrieb im Nachbardorf zu tun hat, ist Lea Miesl bei ihren Alpakas. Mit 18 Jahren kaufte sie sich ihre ersten zwei Stuten. Seitdem züchtet sie. Dadurch war der Besuch der BiLa naheliegend. „Es ist immer gut, bei den Geburten dabei zu sein, weil viel schieflaufen kann.“ Auch wenn ihre Eltern sie mal unterstützen, ist sie für ihre Tiere die Hauptverantwortliche.
Tiermensch und Ackerbäuerin
Wenig Schlaf macht der Junglandwirtin nichts aus. Sie liebt das Melken in der Früh, und ihre Lieblingsaktivität auf dem Acker ist das Pflügen. Auf die Frage, ob sie mehr Tiermensch oder Ackerbäuerin sei, antwortet sie: „Ich würde behaupten, 60 zu 40 %.“ Die getane Arbeit sehen und wissen, was man geschafft hat, sei für sie besonders schön.
Und obwohl es mal stressig wird, bespielt sie zwischendrin noch ihren Instagram-Kanal. Anfangs wollte sie nur ihre Alpakazucht zeigen, aber daraus wurde bald mehr. Heute berichtet sie über ihr Leben und alles, was darin passiert. Dabei ist es für die junge Frau selbstverständlich: Erst die Arbeit erledigen, danach die Fotos und Videos hochladen.