So viel vorweg: Wer glaubt, der Muttertag sei eine Erfindung der Blumen-/Süßwarenindustrie oder gar der Nationalsozialisten, der irrt. Ein kurzer Geschichtsabriss:
Schon die alten Griechen veranstalteten ein Fest zu Ehren von Rhea, der Mutter des Gottes Zeus. Im England des 13. Jahrhunderts führte dann Heinrich III den „Mothering Day“ ein. Christen sollten der „Mutter Kirche“ gedenken. Schnell fingen sie jedoch auch an, ihren leiblichen Müttern etwas Gutes zu tun. Anfang des 19. Jahrhunderts strebte der französische Feldherr Napoleon Bonaparte einen Gedenktag für Mütter an. Schlussendlich verliefen all diese Initiativen im Sande.
Der Muttertag, wie wir ihn heute kennen, stammt aus den USA des beginnenden 20. Jahrhunderts. Wie schon andere Frauenrechtlerinnen vor ihr, setzte sich die US-Amerikanerin Anna Jarvis dafür ein. Unter anderem wollte sie die Leistungen ihrer eigenen Mutter, einer Friedensstifterin und Hygienebotschafterin, ehren. Jarvis’ Forderung fand Gehör. Im Mai 1914 erklärte Präsident Woodrow Wilson den zweiten Sonntag im Mai zum nationalen Ehrentag für Mütter. Übrigens: Dass der Muttertag eine derartige Kommerzialisierung erfuhr, ärgerte Anna Jarvis sehr. Später wollte sie ihn wieder verbieten lassen.
Über England, Norwegen und Schweden gelangte der Muttertag in den 20er Jahren schließlich nach Deutschland. Der „Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber“ trug fleißig zu seiner Verbreitung bei. Die Nationalsozialisten (1933-1945) nutzten diesen Tag und ihr Mutterbild für Propaganda-Zwecke. Nach dem zweiten Weltkrieg ließen die US-Amerikaner den Muttertag in Westdeutschland wieder aufleben. Im Osten, der durch die Sowjet-Union besetzt war, feierte man anstelle des Muttertags den internationalen Frauentag (08. März). Erst seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 gilt der Muttertag deutschlandweit. Als wesentlicher Bestandteil des Festkalenders ist er heute ideologiefrei und unpolitisch.