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Seelische Gesundheit in der grünen Branche

Der psychische Druck in der Landwirtschaft ist enorm hoch und setzt den Bauern immer mehr zu. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau rückt das Thema in den Mittelpunkt.

Lesezeit: 4 Minuten

Unter dem Motto „Psychische Gesundheit in der Grünen Branche – wen interessierts?“ hat die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) am 9./10. Mai zum Symposium ins Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin geladen. Unter den Gästen waren sowohl Landwirtinnen und Landwirte als auch Vertreter der Sozialversicherung, der Politik, der Wissenschaft und verschiedener Beratungsorganisationen.

Walter Heidl, Vorstandsvorsitzender der SVLFG, eröffnete die Veranstaltung am Dienstag. Gleich zu Beginn machte er auf die gravierenden Veränderungen in der Branche aufmerksam. Dabei sprach er nicht etwa vom „Strukturwandel“, sondern von „Strukturbrüchen“. Diese Brüche machten etwas mit den Menschen. Das spiegele sich auch in den Zahlen zu seelischen Erkrankungen wider. „Die meisten Landwirtinnen und Landwirte trauen sich aber nicht, darüber zu sprechen. Wir müssen enttabuisieren. Schließlich geht es um die Menschen“, sagte Heidl.

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Landwirtschaftsminister und Schirmherr des Symposiums Cem Özdemir bekräftigte diese Worte in seiner Begrüßungs-Videobotschaft. Er merkte außerdem an: „Viele wissen gar nicht, dass und wo sie Hilfe bekommen können. Das muss sich ändern.“ Und um das Enttabuisieren und verschiedene Hilfsangebote sollte es im weiteren Verlauf der Veranstaltung gehen.

Viele Herausforderungen brauchen viel Hilfestellung

„Wen interessiert es, dass die Landwirtinnen und Landwirte mit seelischen Belastungen zu kämpfen haben“, lautete der Untertitel der Veranstaltung. Pfarrer Peter Schock von der Landeskirche in Baden antwortete in seiner theologisch-ethischen Betrachtung: „Die Kirche interessierts! Viele Herausforderungen erfordern viele Hilfestellungen – und wir tragen dazu bei. In unseren Seelsorgeteams sind auch Agraringenieurinnen und Agraringenieure, die genau verstehen, was die Bauern ihnen schildern.“

Nach ihm ergriff Frau Dr. Marion Baierl von der SVLFG das Wort und ging noch einmal näher auf die Veränderungen in der Grünen Branche ein. Diese müssten gesund gestaltet werden. Das hieße nicht nur, Krankheiten zu verhindern, sondern die Menschen auch dazu zu befähigen, auf Ressourcen zurückzugreifen und gesund zu bleiben. Aber wie? Dieser Frage sollten sich alle Teilnehmer des Symposiums im Verlaufe der Veranstaltung widmen. Im „World-Café“ sammelten sie Impulse für mögliche Lösungsansätze.

Berliner Erklärung

Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse trafen sie die Entscheidung, gemeinsam eine Berliner Erklärung aufzusetzen, in der sie zur Unterstützung der Menschen in der Grünen Branche weitreichende Ziele formulieren wollen. Die Ergebnisse will die SVLFG zeitnah bekannt geben.

Enorme Arbeitsbelastung, Pflegesituationen, familiäre oder partnerschaftliche Konflikte sowie mediale und gesellschaftliche Anfeindungen: Warum zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben „einfach nichts mehr ging“, darüber berichteten eine Landwirtin aus Nordrhein-Westfalen und ein Landwirt aus Bayern. Sehr persönlich und bewegend schilderten sie: Lange Zeit hätten sie allein versucht, mit den psychischen Belastungen klarzukommen und nach außen keine Schwäche zu zeigen. Im Nachhinein seien sie froh, doch auf die Unterstützung vom Betriebshilfsdienst und der Telefonseelsorge zurückgegriffen zu haben. Heute haben beide eine Art Werkzeugkiste, aus der sie sich (in Krisenzeiten) bedienen können. Ihren Berufskollegen raten sie, zu lernen, um Hilfe zu bitten und sie auch anzunehmen.

Doch nicht nur die beiden Vortragenden hatten und haben mit oben genannten Herausforderungen zu kämpfen, sondern vielmehr eine große Zahl an Landwirtinnen und Landwirten. Das machten verschiedene Forschungsvorhaben deutlich, u. a. die Studie zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft in Deutschland vom Thünen-Institut und der Universität Göttingen.

Passgenaue Hilfsangebote

Und wie müssten Hilfsangebote, z. B. zu den Themen Hofübergabe und Stress, gestrickt sein, sodass sie ankommen? Sich an den Bedürfnissen der Landwirtinnen und Landwirte orientierend, niederschwellig und zeitlich flexibel, so die einhellige Meinung.

Diesem Ansatz tragen unter anderem die Online-Gesundheitsangebote und das telefonische Einzelfallcoaching der SVLFG Rechnung, bei dem man den eigenen Hof nicht zu verlassen brauche. „Außerdem wäre es wichtig, alle verfügbaren Hilfsangebote beispielsweise auf einem Flyer zu bündeln“, so Christine Singer, Landesbäuerin des Bayerischen Bauernverbands. Herausforderungen, die noch bestehen: verschiedene Beratungen, z. B. zu betrieblichen und emotionalen Fragen, besser miteinander zu verknüpfen und die Angebote in ganz Deutschland auszuweiten.

Als sozioökonomische Beraterin bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und für alle Berater sprechend, merkte Anne Dirksen gegen Ende der Veranstaltung an: „Die Bauern sehen einen riesigen Haufen Mist. Unsere Aufgabe ist es, ihn auf einzelne Schubkarren zu verteilen. Dann können die Landwirte ihn wegfahren.“

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