Einsilbig, wortkarg, maulfaul: Landwirten wird oft nachgesagt, nur zu reden, wenn es wirklich nötig ist. Wir haben Paartherapeutin und Landwirtstochter Monika Wacker gefragt, was das für die Liebe bedeuten kann. Sie hat unter anderem das Netzwerk besserlieben.de gegründet.
Frau Wacker, wenn ein Partner reden möchte, der andere aber schweigt, sorgt das für Frust. Was kann dahinterstecken?
Wacker: Häufig gibt es einen Partner, der Probleme mit sich selbst ausmacht. Der geht dann z. B. allein in den Stall oder fährt in den Wald, um den Kopf freizubekommen. Der andere braucht dagegen den Austausch, um Emotionen zu verarbeiten, z. B. am Telefon oder am Kaffeetisch.
Wieso birgt das Probleme?
Wacker: Erst einmal können beide Strategien gut funktionieren. Problematisch wird es, wenn die jeweiligen Charaktere davon ausgehen, dass der andere Emotionen genauso verarbeitet wie man selbst. Überspitzt gesagt gibt es also auf der einen Seite Schweigsame, die frustriert sind, weil sie nicht zur Ruhe kommen. Auf der anderen Seite stehen Redende, die sich mit ihren Emotionen im Stich gelassen fühlen und deshalb den Drang haben, weiter nachzubohren.
Herausforderungen bei Kommunikationsbedürfnissen
Sie arbeiten in der Paarberatung auch mit Landwirten. Stimmt das Vorurteil, dass Bauern schweigsam sind?
Wacker: Nein, da sind alle Berufe und Männer wie Frauen betroffen. Generell kann ein Blick auf die Familie hilfreich sein. Habe ich als Kind gelernt, dass ich nicht einfach sagen kann, wenn es mir nicht gut geht? Dann fällt mir das vielleicht auch als Erwachsener schwer. Oder wurde in meiner Familie häufig hinter vorgehaltener Hand bösartig über andere gesprochen? Dann ist es heute naheliegend, gleich vom Schlimmsten auszugehen, wenn mein Partner nicht spricht.
Ja, ich habe einen schweigsamen Partner. Aber ich gehe davon aus, dass er mich mag.“
Was kann ich unternehmen, wenn ich mit meinem Bedürfnis, zu reden, ins Leere laufe?
Wacker: Erst einmal schauen, was genau das Problem ist: Hat der Partner oder die Partnerin Hemmungen zu sprechen? Oder bin ich es, der ein Bedürfnis hat zu reden? Im letzten Fall kann ein Teil meines Bedarfs z. B. zu Freunden oder ins Ehrenamt ausgelagert werden. Mein Partner ist dann vielleicht sogar dankbar, wenn das Reden für ihn eher anstrengend ist.
Vertrauen ist die Basis bei Kommunikationsproblemen
Puh, das erfordert sicher auch Mut.
Wacker: Ohne Grundvertrauen in die Beziehung geht es nicht. Wenn der Knackpunkt darin liegt, dass es die Gesprächigen verunsichert, wenn sie keine Resonanz bekommen, hilft evtl. folgende Gewissheit: „Ja, ich habe einen schweigsamen Partner. Aber ich gehe davon aus, dass er mich mag.“
Und wenn ich es einfach vermisse, mit meinem Partner zu reden: Wie kann ich das Gespräch in Gang bringen?
Wacker: Sieh es als Herausforderung: Ich möchte meinem Liebsten zeigen, dass er mir vertrauen kann, dass ich seine oder ihre Gedanken nicht blöd finde oder einfach weggehe. Das braucht Zeit und dabei gilt: Mehr erlauben, als fordern. Drängeln fühlt sich schnell wie Kritik an. Und zuletzt lohnt es sich immer, das zu sagen, was gut ist.