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Österreich: Stopp der Abwanderung junger Frauen

Immer mehr junge Frauen wandern in Österreich in Städte ab, obwohl sie das Landleben grundsätzlich für sehr attraktiv halten. Wirtschaft- und Landwirtschaftskammer wollen das verhindern.

Lesezeit: 5 Minuten

Der ländliche Raum in der Steiermark hat in den vergangenen drei Jahren bis zu 1.800 gut ausgebildete junge Frauen im Alter zwischen 19 und 20 Jahren allein an die Landeshauptstadt Graz verloren. Jährlich verlassen in dieser Gruppe also rund 600 Personen ihre Dörfer und Gemeinden.

Aber auch in den Großraum Wien wandern beispielsweise bis zu 3.000 junge Frauen aus dem gesamten Bundesgebiet ab. In den nächsten zehn Jahren sind das zehntausende junge Hoffnungsträgerinnen, die den ländlichen Regionen nachhaltig fehlen werden.

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Ein bedenklicher Trend, der jedoch zu verhindern wäre. Denn wie aus dem Adeg-Dorfleben-Report 2020 hervorgeht, schätzen fast 100 % der befragten Frauen die hohe Lebensqualität auf dem Land. Und die Corona-Krise hat das Landleben noch zusätzlich attraktiv gemacht.

„Hält dieser Trend an, führt das unweigerlich zu negativen ökonomischen und sozialen Entwicklungen in den ländlichen Regionen unseres Landes“, geben die Vizepräsidentinnen der Landwirtskammer und Wirtschaftskammer zu bedenken. Immerhin sind Frauen wichtige Investorinnen und Konsumentinnen; sie sind Unternehmerinnen, Arbeitnehmerinnen, Mütter, pflegende Angehörige und vieles mehr. Fallen sie weg, verlieren Gemeinden und Orte Finanzkraft, soziale Kompetenz und intellektuelles Kapital. Damit dünnen sich Nahversorgung und Infrastruktur aus, das Gemeinschaftsleben leidet, was weitere Abwanderungen vorantreibt.

Das Land für Frauen attraktiv machen

Damit dem Land die Hoffnungsträgerinnen für die Zukunft nicht weiter abhandenkommen, steuern Landwirtschaftskammer und Wirtschaftskammer jetzt dagegen. Die beiden Vizepräsidentinnen Maria Pein und Gabi Lechner sehen bei diesem sensiblen Thema die Politik in der Pflicht.

Pein und Lechner: „Wir können es uns nicht leisten, auf diese weiblichen Hoffnungsträgerinnen zu verzichten. Deshalb sind Bund, Land und Gemeinden gefordert, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Allen voran gilt es gemeinsam mit den Frauen, an die weiblichen Lebenswelten angepasste Rahmenbedingungen zu erarbeiten und umzusetzen. Wie zum Beispiel flexible Kinderbetreuungseinrichtungen, vermehrte Unterstützung in der Pflege oder die Schaffung von frauenspezifischen Netzwerken.“

Networking-Meetings für junge Frauen

„So sind von Landwirtschaftskammer und Wirtschaftskammer Networking-Meetings für junge Frauen, speziell Bäuerinnen und Unternehmerinnen, angedacht. Diese Meetings sollen vor allem der gegenseitigen Stärkung und Förderung dienen und gemeinsame Innovationen vorantreiben“. Insbesondere verlangt Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein zur Weiterentwicklung des ländlichen Raums:

  • Den raschen Ausbau des schnellen Internets bis auf die Bergspitze
  • Den Ausbau von Tagesbetreuungseinrichtungen für Kinder und ältere Personen
  • Eine verbesserte Ausbildung sowie Qualitätssicherung in der 24-Stunden-Pflege

Follow me: Die Nachfolge sichern

Der Adeg-Dorfleben-Report zeigt es mehr als deutlich: Rund 98% der Befragten gaben an, dass das Leben in ihrer Gemeinde lebenswert ist. Damit die Lebensqualität weiterhin auf einem hohen Niveau bleibt, ist die lokale Wertschöpfung, wie die Corona-Krise zeigt, wichtiger denn je – über 70 % sehen diese Wertschöpfung als Schlüssel zum Erfolg.

Gerade hier wird die erfolgreiche Initiative „Follow me“ der WKO Steiermark in den nächsten Monaten und Jahren ein mächtiger Turbo für die Wirtschaft in den kleineren Gemeinden sein. Dabei handelt es sich um eine Plattform zur erfolgreichen Betriebsübergabe. Damit nicht zuletzt auch das Dorfleben wieder an Attraktivität für Jung-Unternehmer gewinnt, leistet die WKO Steiermark mit dieser Initiative einen wertvollen Beitrag für all jene, die in die Fußstapfen von erfolgreichen Unternehmern treten wollen.

Arbeitsplätze auf den Höfen sichern

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen funktionierenden ländlichen Raum sind Arbeitsplätze in der Nähe sowie in zumutbarer Entfernung. „Es gilt allerdings auch Arbeitsplätze auf unseren bäuerlichen Betrieben zu erhalten, insbesondere auch für Frauen. In den vergangenen Jahren wurden Einkommens- und Erwerbskombinationen aufgebaut, die jungen Frauen einen Arbeitsplatz auf dem Betrieb sichern oder ein wichtiges Standbein schaffen. Beispiele dazu sind Urlaub am Bauernhof, die Direktvermarktung, Green Care oder auch Schule auf dem Bauernhof“, betont Landesbäuerin Auguste Maier.

Und weiter: „Von Seiten der Landwirtschaftskammer gibt es hier gute Unterstützung in der Ausbildung, in betriebswirtschaftlichen Agenden und bei den notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen.“

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Darum bleiben Frauen auf dem Land

Hanna Mausser, Facharbeiterin für Obstbau und Obstverarbeitung, Hitzendorf:

„Ich könnte nie vom Land weggehen. Das kommt für mich nicht in Frage. Da wäre ich total unglücklich. Mir würden die Familie, die Freunde und die Natur fehlen. Ich bin stolz auf mein Daheim, wo ich auch meinen Arbeitsplatz habe. Er bietet mir die Möglichkeit, mit vielen Menschen aus verschiedenen Generationen, sozialen Gruppierungen und Kulturen in Kontakt zu kommen.“

Heidi Hirn, Milchbäuerin, Trofaiach:

„Ich bin ins Landleben hineingeboren und habe den Betrieb ganz selbstverständlich übernommen. Erst später sind mir Vorteile des Landlebens bewusst geworden: Ich habe meinen Arbeitsplatz, den ich individuell gestalten kann, daheim. Ich bin meine eigene Chefin, das bedeutet mir sehr viel. Ich muss nicht pendeln und bin auch mit dem fachlichen Weiterbildungsangebot vor Ort sehr zufrieden. Außerdem gibt es auch Online-Angebote. Über allem steht der Luxus, im Freien, in und mit der Natur arbeiten zu können.“

Christina Niederl, BA, Unternehmerin und Stefanie Niederl, Bäuerin und Unternehmerin, Gnas:

„Auf dem Land fühlen wir uns frei, da haben wir Platz und das beflügelt auch unser Denken. Auch die Nicht-Anonymität gefällt uns sehr. Wir schätzen den Zusammenhalt als Familie und dass wir hier alle gemeinsam arbeiten können. Auf dem Land zählt auch noch die Handschlagqualität und es gibt Wertschätzung für unsere Arbeit – die Versorgung mit regionalen Produkten. Schön wäre es, wenn es Kurse, Seminare oder Get-togethers für Jungunternehmerinnen und Frauen in der Wirtschaft geben würde.“

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