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Stressfrei durch die Ernte: So vermeiden Landwirte Burnout

Ein gewisses Maß an Stress gehört zur Erntezeit. Wenn es zu viel wird, sendet der Körper eindeutige Signale. Wie Sie gegensteuern können, erklärt Regina Eichinger-Schönberger im Interview.

Lesezeit: 4 Minuten

In der Ernte fährt der Bauer die Früchte seiner Arbeit ein. Eine erfüllende Arbeit – wenn alles gut läuft. Für viele Landwirte, Erntehelfer und Lohnunternehmer bedeutet die Ernte aber Stress. Wie gefährlich ist das? Was ist zu tun, damit der Stress nicht krank macht? Darüber haben wir mit Diplom-Sozialpädagogin Regina Eichinger-Schönberger gesprochen. Sie leitet Stressmanagement-Seminare.

Ist Stress immer schlecht?

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Eichinger-Schönberger: Gar nicht! Wir brauchen ein gewisses Maß an Anspannung, um voranzukommen. Es ist entscheidend, dass wir im Gleichgewicht bleiben. Dazu müssen wir dem Stress einen Gegenpol in Form von Entspannung setzen. Alle Lebensfunktionen, wie die Atmung oder der Blutkreislauf, funktionieren über Anspannung und Entspannung. Dieses Prinzip können wir auch auf unser Leben übertragen. Für Zeiten der Anspannung müssen wir uns ebenso entscheiden, wie für Zeiten der Entspannung.

Woran erkenne ich, dass der Stress zu viel wird?

Eichinger-Schönberger: Zu viel ist es spätestens dann, wenn der Körper Signale sendet. Das können Rückenschmerzen, Bluthochdruck, schnelle Herzfrequenz, veränderte Blutzuckerwerte, Kopfschmerzen, Migräneanfälle oder Kurzatmigkeit sein. Stress macht sich auch am Verhalten bemerkbar. Die Bewegungen werden fahrig, die Fehler nehmen zu. Die Person wird unachtsam oder ist morgens trotz vermeintlich gutem Schlaf nicht energiegeladen. Es kommt auch vor, dass jemand abends nicht einschlafen kann oder die Schlafqualität leidet.

Wie häufig sind Pausen nötig und wie sollten diese aussehen?

Eichinger-Schönberger: Sie sollten zu Zeiten, in denen Sie noch gut Energie haben, eine Pause einplanen. Dann kommen Sie auch mit einer kürzeren Pause zurecht. Warten Sie aber, bis Sie die Erschöpfung deutlich spüren, ist es eigentlich zu spät. Die Pause sollte einen Gegensatz bilden zu dem, was jemand sonst macht. Wer auf dem Traktor sitzt, sollte also absteigen, ein paar Schritte gehen und Dehnübungen machen. Wer extrem körperlich arbeitet, sollte sich erst einmal hinsetzen. Zu den Mahlzeiten sollte eine größere Pause anstehen. Eine gemeinsame Pause ist außerdem ein hoher Motivator für die ganze Gruppe.

Wie bleibt man in Arbeitsspitzen wach und konzentriert?

Eichinger-Schönberger: Die Pause ist der Garant dafür, dass ich leistungsfähig bleibe. Es hilft niemandem, wenn jemand versucht, Zeiteinbußen auszugleichen, in der Hektik aber einen Unfall verursacht. Die Schäden, die durch solche Unfälle entstehen, sind in der Regel bedeutender als das, was man vermeintlich an Zeit und an Ernte gewinnen könnte. Eine vorausschauende Entscheidung ist es, sich einzugestehen, dass man sich nicht mehr konzentrieren kann. Anstelle von Energie-Drinks, Cola und Schokolade ist ein gutes Essen eine gute Basis, zum Beispiel Obst, Gemüse oder ein ordentliches Brot. Außerdem braucht der Körper regelmäßige Schlafzeiten.

Wie lange darf ein Arbeitstag dauern?

Eichinger-Schönberger: Wie lange jemand arbeiten kann, hängt von seiner Grundkonstitution ab. Ein gesunder Mensch kann ein oder zwei Tage lang zwölf Stunden arbeiten – aber nicht durchgehend mit gleicher Leistungsstärke. Das meinen zwar viele. Wenn sie aber ihre Arbeitsergebnisse betrachten würden, dann würden sie sich wundern, wie oft sie sich mit der Methode um den Erfolg bringen. Manche Maschinendefekte haben damit zu tun, dass man das Gerät in der Fahrigkeit falsch bedient hat.

Wie schafft man es, nach der Arbeit abzuschalten und gut zu schlafen?

Eichinger-Schönberger: Je klüger man die Pausen macht, desto leichter tut man sich abends mit dem Einschlafen. Gut sind außerdem eine warme Dusche und eine leichte Mahlzeit. Drehen Sie vielleicht noch eine kleine Runde über den Hof oder setzen Sie sich 20 Minuten in den Garten. Sprechen Sie am Abend darüber, was am Tag alles funktioniert hat. Das sorgt für ein gutes Gefühl, und damit schläft es sich leichter ein.

Was kann man vorab bzw. nach der Ernte tun?

Eichinger-Schönberger: Vor der Ernte sollte der Landwirt alle, die an der Ernte beteiligt sind, rechtzeitig über die anstehenden Arbeiten informieren.Wenn alle Bescheid wissen, dann greifen die Zahnräder auch gut ineinander. Nach der Ernte kann man mit Ritualen die Zeit der Ernte und damit die Zeit der Anspannung beenden. Das kann ein Helferfest oder ein Umtrunk mit allen Beteiligten sein. Gut ist auch ein Sonntagsausflug mit der Familie oder der Besuch eines Dorffestes.

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