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topplus Mehr Zeit auf dem Hof, weniger im Wartezimmer?

Telemedizin: Diese Möglichkeiten haben Landwirte und Landwirtinnen

Ärztliche Beratung und Behandlung übers Telefon, per Videochat oder E-Mail: Wir zeigen, wie Telemedizin funktioniert und was sie leisten kann.

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Hof, drei mögliche Beispiele für den Einsatz von Telemedizin: Es ist früh am Morgen. Der Senior hat gerade die Bullen gefüttert. Ab ins Badezimmer, auf die Waage stellen und den Blutdruck messen. Wenig später geht das Telefon: „Ihre Werte sind auffällig. Geht es Ihnen gut?“ – Nachmittags: Die Altenteilerin sitzt auf dem Sofa. Ihren Finger hält sie direkt vor die Handykamera. „Die Verletzung heilt ganz gut ab“, ertönt die Stimme ihrer Hausärztin. – Mitten in der Nacht: Die junge Frau weiß nicht mehr weiter. Ihre Kleine schreit ohne Unterlass und hat Temperatur. Sie greift zum Hörer und kontaktiert das Gesundheitstelefon.

„Telemedizin heißt wörtlich übersetzt Fernmedizin oder auch Fernbehandlung“, erklärt Dr. Franz Bartmann, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin. „Sie funktioniert über audiovisuelle Kommunikationstechnologien und ist ungebunden an Raum und Zeit.“ Mal sprechen Arzt und Patient am Telefon oder per Videochat miteinander. Mal tauschen sich Experten von verschiedenen Kliniken per E-Mail zu Befunden aus und stimmen Behandlungsprozesse ab.

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Telemonitoring

Vom Umgang mit Diabetes und Schlaganfällen bis hin zu Krebserkrankungen: Telemedizin kommt in vielen verschiedenen Bereichen zum Einsatz. So können etwa herzkranke Menschen, zusätzlich zur Betreuung durch ihren Haus- und Facharzt, von einem Telemonitoring profitieren. Das heißt, sie müssen nicht auf festgelegte Kontrolltermine setzen, sondern können ihren Gesundheitszustand durchgängig überwachen lassen. Das Ziel: Weniger Krankenhausaufenthalte und Sorgen, mehr unbelastete Zeit zu Hause.

Das funktioniert in etwa so: Der herzkranke Patient nimmt über seine Krankenkasse Kontakt zu einem Anbieter von Telemedizin auf. Nach Vertragsabschluss bekommt er eine Waage, ein Blutdruckmessgerät und ggf. ein 12-Kanal -EKG. Abhängig vom vereinbarten Messturnus ermittelt der Patient, selbstständig und von Zuhause aus, seine Vitalparameter. Diese werden verschlüsselt, an den Telemedizinanbieter geschickt und in die elektronische Patientenakte eingepflegt. Weichen sie von den festgelegten Grenzwerten ab, kann der Telemedizinanbieter schnell reagieren – womöglich noch bevor der Patient selbst merkt, dass es ihm nicht gut geht.

Ein sogenanntes "Telemonitoring" ermöglicht es, den eigenen Gesundheitszustand durchgängig überwachen zu lassen.

Umgekehrt ist das auch möglich: Wacht ein Patient mitten in der Nacht auf, fühlt, dass sein Puls rast und macht sich Sorgen, kann er die Hotline des Dienstleisters anrufen. Dort entscheidet man nach kurzem, detailliertem Nach- fragen, was zu tun ist. Zuweilen führt der Patient, noch am Hörer, ein EKG durch, übermittelt es per Telefon und erhält umgehend eine Rückmeldung.

„Dieser Form von Telemedizin standen viele unserer Mitglieder zunächst skeptisch gegenüber“, sagt Ulrike Röhr, Präsidentin des LandFrauenVerbandes Schleswig-Holstein e. V. Das habe man 2016, zu Beginn der Gesundheitsaktion „Wir lassen uns nicht abhängen – Telemedizin bietet dem ländlichen Raum eine medizinische Alternative!“, deutlich gemerkt. „Zum einen kam die Sorge auf, den vertrauten Haus- beziehungsweise Facharzt womöglich nicht mehr zu sehen. Zum anderen schreckte die Technik ab. Man fragte sich ‚Kann ich die entsprechenden Geräte überhaupt bedienen?‘ und ‚Was passiert mit meinen Daten?‘“, ergänzt die Landwirtin. Dann habe sich das Thema aber schneeballartig verbreitet. Viele Frauen erzählten ihren Freundinnen und Nachbarinnen davon. Bis zum Ende der Kampagne in 2018 waren die Vorträge der Ärztekammer Schleswig-Holstein gut besucht.

Per Video kommunizieren

Die vertraute Hausärztin bitten, übers Smartphone die Wunde am Finger zu begutachten, schnell eine Frage zur Pflege eines Angehörigen stellen: Das geht zurzeit immer einfacher – vorausgesetzt, die Internetanbindung ist ausreichend leistungsfähig und stabil. „Die Coronakrise verändert die Diskussion um Telemedizin dramatisch“, merkt Dr. Bartmann an. Das belegt auch die repräsentative Studie vom Health Innovation Hub des Bundesgesundheitsministeriums sowie der Stiftung Gesundheit. Ihr zufolge bieten immer mehr Ärztinnen und Ärzte Videosprechstunden an. Überraschend hoch ist dabei die Nutzungsrate bei psychotherapeutischen und psychiatrischen Fragestellungen.

In Teilen ist diese Entwicklung schon 2018 begünstigt worden. Da hat der Deutsche Ärztetag das Verbot der Fernbehandlung aufgehoben. Das heißt, Ärzte dürfen ihre Patienten nun auch per Telefon oder E-Mail beraten, ohne sie vorher persönlich gesehen zu haben.

Außerhalb der Sprechzeiten

Egal, ob mitten in der Nacht, feiertags oder am Wochenende: Fragen wie „Mein Baby schreit und hat Temperatur. Was kann ich noch tun?“ oder „Wie viel darf ich von diesem Medikament nehmen?“ dulden häufig keinen Aufschub. Deshalb verfügen einige deutsche Versicherungen über sogenannte Gesundheitstelefone, die rund um die Uhr und kostenlos beraten. Interessant: Schweizerische Versicherungen vergüten es den Bürgerinnen und Bürgern, wenn diese einen solchen Service in Anspruch nehmen, noch bevor sie zum Hausarzt gehen.

Wie es mit der Telemedizin in Deutschland weitergehen wird? „Es dauert, bis die Menschen neue Dinge annehmen und akzeptieren können“, meint Ulrike Röhr. Dr. Bartmann pflichtet ihr bei: „Die meisten empfinden den Status quo als Goldstandard. Für viele ist Telemedizin nur risikobehaftet. Aber, auch wenn die Ärztin ihrem Patienten unmittelbar gegenübersitzt, kann sie zu einer falschen Einschätzung kommen.“

Er fügt hinzu: „Im Zuge der Coronapandemie haben sich viele Hemmnisse rund um den Einsatz von Telemedizin abbauen lassen. Ich wünsche mir, dass sich dieser Trend auch nach der Krise fortsetzt.“

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