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So tasten Sie sich an die Barrente heran

Bei der Hofübergabe erklären sich die Übernehmer oft bereit, den Senioren neben einem Wohnrecht monatlich eine Barrente zu zahlen. Wir erklären, welche Barrente angemessen ist und wie Sie diese ermitteln.

Lesezeit: 8 Minuten

Landwirt Hermann Becker möchte mit Eintritt ins Rentenalter seinen Hof an den Junior Jan übergeben. In einem Übergabevertrag wollen Senior und Junior die Rechte und Pflichten beider Parteien festhalten. Sie einigen sich unter anderem auf ein lebenslanges Wohnrecht der Altenteiler auf dem Betrieb. Die Altenteiler wollen sich selbst versorgen. Der Junior

len, stehen Sie nun aber vor der Frage, wie hoch die Barrente ausfallen soll: Was ist angemessen, was braucht der Senior zum Leben? Den finanziellen Absicherungsbedarf der zukünftigen Altenteiler zu klären, ist sehr schwierig. Es kommt auch auf den bisherigen Lebensstil der Familie an. Um den konkreten Bedarf zu ermitteln, gehen Sie in drei Schritten vor:

soll dem Senior monatlich einen bestimmten Betrag als sogenannte Barrente auszahlen. Als Junior und Senior den Vertrag konkret ausarbeiten wollen, stehen Sie nun aber vor der Frage, wie hoch die Barrente ausfallen soll: Was ist angemessen, was braucht der Senior zum Leben? Den finanziellen Absicherungsbedarf der zukünftigen Altenteiler zu klären, ist sehr schwierig. Es kommt auch auf den bisherigen Lebensstil der Familie an. Um den konkreten Bedarf zu ermitteln, gehen Sie in drei Schritten vor:

 

1. Ausgaben auflisten

Familie Becker sollte als Erstes am besten sämtliche zu erwartenden Ausgaben auflisten, die in einem Monat bei den Altenteilern anfallen. Wenn auch Sie so eine Liste erstellen wollen, bedenken Sie Kosten für:

• Lebensmittel – falls der Hofübergeber sich nicht verpflichtet, die Verpflegung der Altenteiler zu übernehmen,

• Strom, Wasser, Abwasser – falls der Hofübernehmer sich nicht zur Übernahme der Kosten verpflichtet,

• Restaurantbesuche und Ausgaben für Genussmittel wie zum Beispiel Zigaretten,

• Geschenke für Geburtstage von Freun den und Verwandten,

• Auto (Treibstoff, Reparatur), gegebenenfalls auch Taxikosten,

• Telefon (Kosten für den Festnetzanschluss und Mobilfunkvertrag),

• Steuern (Einkommensteuer, Kraftfahrzeugsteuer),

• Versicherungen (zum Beispiel Haftpflicht, Versicherung für Kraftfahrzeuge), • Medikamente, private Arztkosten,

• Reinigungsmittel für den Haushalt,

• Kleidung, Schuhe, Schmuck,

• Neue Möbel oder Schönheitsreparaturen, zum Beispiel Kosten für neue Tapeten,

• Dienstleistungen wie zum Beispiel Friseur oder Fußpflege,

• Urlaub und Freizeitaktivitäten wie Museumsbesuche.

 

Generell kann man in unserer Gesellschaft von einem steigenden Konsumverhalten ausgehen. Man gönnt sich was, unter anderem für Reisen, Theater, Gesundheit und Pflege.

Die Werte, die vielleicht noch vor zehn Jahren bei der Hofübergabe des Bekannten als Orientierung galten, können heute deutlich höher ausfallen. Erstellen Sie also eine individuelle und möglichst aktuelle Liste. In der Übersicht 1 haben wir am Beispiel der Familie Becker eine Auflistung der monatlichen Ausgaben erstellt.

Achtung Steuerlast:  Wenn die Altenteiler eine Rente beziehen und noch zusätzliche Einkünfte, beispielsweise aus einer Photovoltaik­Anlage haben, müssen sie dieses Einkommen versteuern. Auch diese Steuer müssen Sie auf der Ausgabenseite verbuchen. Je nach Einkommenshöhe der Altenteiler sollten Sie daher auch die private Einkommensteuer nicht außer Acht lassen. Wer im Jahr 2018 seine Altersrente erstmals bekommt, muss 76 % der Jahresbruttorente versteuern. Neurenten ab dem Jahr 2020 sind zu 80 % und ab 2040 zu 100 % steuerpflichtig. Hermann Becker rechnet in der Summe mit etwa 2 000 € Ausgaben pro Monat für sich und seine Frau (Übersicht 1). Spannbreiten um etwa 500 € nach oben oder unten je Monat sind aber durchaus möglich. Tipp: Wenn Sie wissen, dass Sie den Hof in ein paar Monaten oder vielleicht in den nächsten Jahren übergeben wollen, sollten Sie sich schon jetzt die Zeit nehmen und eine Art Haushaltsbuch führen. Notieren Sie darin Ihre sämtlichen Ausgaben, die über den Monat verteilt anfallen. Dann können Sie später einfacher eine angemessene Barrente kalkulieren.

 

Tabelle 1: So berechnen Sie detailliert den Bedarf der Altenteiler


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Ausgabeposition€ je Jahr€ je Monat€ je TagProzent
Ernährung, Genussmittel, Gaststättenbesuche6.60055018,328%
Nahrung, Getränke, Genussmittel, ...5.40045015,0
Gaststättenbesuche1.2001003,3
Haushalt, Reinigungs- und Pflegemittel720602,03%
Geschirr, Kochtöpfe9680,3
Besen, Lappen, Tablett, Schere, ...240200,7
Kerzen, Batterien, ...6050,2
Gefrierbeutel, Folien, Servietten, ...8470,2
Taschentücher, Seife, Kosmetika, ...120100,3
Reinigungs-, Wasch und Pflegemittel120100,3
Haushaltsgeräte360301,02%
Anschaffung, Installation, Reparatur, ErsatzteileRasenmäher, Hand- und Kleingeräte260220,7
Herd, Wasch- und Spülmaschine, Fön, Rasierer10080,3
Dienstleistungen (Friseur u.ä.)600501,73%
Reinigung, Mangeln, Ändern von Kleidung120100,3
Garten- und Grabpflege in Auftragsvergabe
Eigenbeteiligung beim Zahnarzt, Arzt, Massage230190,6
Friseur, Rechtsanwalt, Steuerberater250210,7
Wohnen, eventuell Schönheitsreparaturen600501,73%
Schönheitsreparaturen, Renovierung, ...305250,8
Einrichtung: Möbel, Beleuchtung, Öfen, Dekorationen5040,1
Blumen7560,2
Heim- und Haustextilien5040,1
Wohngarten, Grabbepflanzung in Eigenregie120100,3
Bekleidung, Schuhe, Schmuck600501,73%
Anschaffung und Anfertigung von Bekleidung200170,6
Sport- und Freizeitbekleidung5040,1
Schuhe10080,3
Schmuck10080,3
Sonstiges (Wolle, Kurzwaren, Koffer, Schirm, ...)150130,4
Freizeit, Urlaub, Bildung, Geschenke4.80040013,320%
Hobbyartikel (Kamera, Filme, CD, Basteln, Eintritt)200170,6
Urlaub, Ausflüge (einschließlich Unterkunft)3.80031710,6
Geschenke, Spenden500421,4
Weiterbildung150130,4
Zeitschriften, Bücher150130,4
Gesundheit, Medikamente960802,74%
Medikamente550461,5
Medizinische Hilfsmittel (Verbandsmaterial, ...)410341,1
Verkehr, PKW, Kommunikation4.32036012,018%
PKW (Treibstoff, Wartung, Reparatur, Zubehör, ...)3.1202608,7
Motorrad, Fahrrad600501,7
Öffentliche Verkehrsmittel, Taxi10080,3
Wartung, Reparatur von Telefon, PC, Fernseher200170,6
Büromaterial, Telefon, Internet300250,8
Versicherungen2.0401705,79%
Krankenversicherung1.8001505,0
Hausratsversicherung10080,3
sonstige Versicherungen, Pflegeversicherung140120,4
Steuern, Abgaben, sonstige Abgaben2.4002006,710%
Alles, was in kein anderes Konto passt2.4002006,7
Summe variabler Ausgaben24.0002.0067100%

Listet Familie Becker sämtliche anfallenden Ausgaben pro Monat auf, kommen monatliche Kosten von

2 000 € zusammen.


2. Einnahmen berechnen

 

Nachdem die Beckers sämtliche Ausgaben aufgelistet haben, werfen sie nun einen Blick auf ihre zukünftigen Einkünfte. Landwirt Hermann Becker und seine Ehefrau Annegret erhalten je nach Anzahl der Beitragsjahre Bezüge aus der gesetzlich garantierten berufsständischen Alterssicherung der Landwirte. Momentan kann die Familie mit einer monatlichen Rente in Höhe von rund 14 € je Beitragsjahr rechnen. Landwirt Becker aus unserem Beispiel weist insgesamt 38 Beitragsjahre auf. Das heißt er würde eine monatliche Rente in Höhe von 550 € bekommen. Wie viele Ehepartner hat Annegret Becker vor ihrer Unternehmertätigkeit im landwirtschaftlichen Betrieb eine versicherungspflichtige Tätigkeit ausgeübt, die zu Rentenanwartschaften ge-führt hat. Zusätzlich kann sie Kindererziehungszeiten und die Pflege eines Angehörigen berücksichtigen. Angenommen, Frau Becker erhält eine Rente von ca. 600 € pro Monat sowie eine monatliche Bäuerinnenrente von 350 €. Außerdem hat Frau Becker eine private Rentenversicherung – hier bekommt sie 50 € pro Monat. Die Renten von Ehepaar Becker betragen somit insgesamt 1 550 € je Monat (Übersicht 2). Die Renten der Alterskasse haben wegen der Besonderheiten der Landwirtschaft keine vollständige Absicherung zum Ziel. Man geht davon aus, dass ein Teil der Absicherung vom Hofnachfolger (Übernehmer) getragen werden soll oder kann. In der Praxis sind bei den Altenteilern, neben geringfügigen Einkünften aus Kapitalvermögen, häufig keine weiteren Einnahmequellen vorhanden. Hermann und Annegret Becker haben jedoch noch zusätzlich private Kapitalanlagen, die 100 € monatlich abwerfen. Sie haben somit Einkünfte von insgesamt knapp 1 650 € pro Monat zur Verfügung – im Jahr sind das immerhin 19 800 €.

 

 

Tabelle 2: So berechnen Sie die Einnahmen der Altenteiler im Detail


Einnahmen€ je Jahr€ je Monat€ je TagProzent
Einkommen
Nettolohn, Gehalt
Gewinn aus selbstständiger Tätigkeit
Einkommensübertragung18.6001.55051,6794%
Altersrente Ehemann6.60055018,33
Altersrente Ehefrau4.20035011,67
Gesetzliche Rente der Ehefrau (Babyrente)7.20060020,00
Private Rentenversicherungen, Pensionen600501,67
Sonstiges
Einkünfte aus Vermögen, Kapitalanlagen1.2001003,336%
Sonstige Einnahmen, private Vorsorge
Geldgeschenke
Unterhaltsleistungen
Abfindungen
Erbschaften
Steuerrückerstattungen
andere Rückerstattungen
Gesamte Einnahmen19.8001.65055,00100%

Den größten Anteil der Einnahmen der Altenteiler macht die Altersrente aus.

 

 

3. Konkreten Bedarf ermitteln

 

Nachdem die Beckers die Ausgaben und Einnahmen aufgelistet haben, können sie die Zahlen gegenüberstellen und berechnen, wie hoch eine Barrente für die Altenteiler sein sollte. Die Ausgaben belaufen sich monatlich auf 2 000 €. Es kommen hingegen nur 1 650 €/Monat in die Kasse. Rein rechnerisch müsste Junior Becker somit eine monatliche Barrente von 350 € zahlen, damit seine Eltern über die Runden kommen und ihr Konto ausgeglichen ist. Damit noch etwas Spielraum für die Altenteiler bleibt und sie sich auch mal etwas außer der Reihe leisten können, vereinbaren die Beckers eine etwas höhere monatliche Barrente von 550 €.

 

 

 

 

Das leistet der Hofübernehmer tatsächlich

Berücksichtigen Sie nicht nur den Bedarf der Altenteiler, wenn Sie die Barrente festsetzen. Denken Sie auch an die Leistungsfähigkeit des Betriebes. Dabei sollten Sie aber beachten, dass der Hofübernehmer nicht nur für die Barrente aufkommt:


• Angenommen, der Hofübernehmer gewährt den Übergebern ein Wohnrecht an bestimmten Räumen beziehungsweise einer separaten Wohneinheit. Diese hätte er auch vermieten können – dadurch entgehen ihm Einkünfte. Je nach Lage und Anordnung der Räume im gesamten Anwesen kann dieser „Mietwert“ erheblich variieren.

• Oft ist es auch so, dass der Übernehmer für die mit dem Wohnrecht verknüpften Nebenkosten aufkommt. Dazu zählen insbesondere die Kosten für Energie, also für Heizung und Strom, sowie die auf die Altenteilsräume entfallenden Versicherungsbeiträge, Abgaben und Gebühren. Hier kommt es darauf an, auf welche Verteilung sich Hofübergeber und ­übernehmer im Übergabevertrag geeinigt haben.

 • Weitere Kosten, die der Hofübernehmer monatlich tragen muss, können durch eine freie Verpflegung oder die Übernahme von Pflegeleistungen (Aufwand, die Pflege zu organisieren oder Sachkosten) entstehen.

• Neben diesen wiederkehrenden Verpflichtungen muss der Übernehmer zusätzlich eventuell die weichenden Erben abfinden.

 

 

Tabelle 3: Finanzielle Verpflichtungen des Hofübernehmers


€ je Jahr€ je Moant€ je Tag
1. Wohnungsrecht kalkulatorisch4.32036012,00
Wohnfläche in m²90 Quadratmeter
angesetzter Mitwert in € je m² und Monat4,00 € je Quadratmeter u. Monat
Mietwert4.32036012,00
2. Wohnungsrecht Nebenkosten als dauernde Lasr3.0002508,33
Stromverbrauch in kWh1.800 Kilowattstunden
Preise je kWh0,35 € je kWh
Stromkosten630531,75
Heizenergieverbrauch in Litern Heizöl1580 Liter Heizöl
Preis je Liter Heizöl0,74 € je kWh
Heizkosten1.169973,25
Frischwasserverbrauch in m³60 m³
Preise je m³2,50 € je m³
Frischwasserkosten150130,42
Abwassermenge
Preise je m³ Abwasser
Abwasserkosten
Gebäudeversicherung200170,56
anteilige Gebäudeversicherung200170,56
-------------------
öffentliche Abgaben und Gebühren350290,97
anteilige Grundsteuer200170,56
Restmüllentsorgung150130,42
Rundfunk- und Fernsehgebühren (GEZ)
Private Abgaben und Gebühren
Telefon, Internet
Instandsetzung, Schönheitsreperaturen, Unterh.501421,39
Unterhaltung an "Dach und Fach"400331,11
Schönheitsreperaturen. z.B. Tapezieren
Wartung Heizungsanlagen10180,28
3. Barrente6.60055018,33
Bare Altenteilsleistungen6.60055018,33
4. Beköstigungsgeld
Beköstigungsgeld
5. Pflegeverpflichtungen
Pflegeverpflichtungen
6. Sonstiges
------------------
Verpflichtungen ohne kalk. Wohnrecht9.60080026,67
Verpflichtungen mit kalk. Wohnrecht13.9201.16038,67

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