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20 Cent Aufschlag für Strohschweine

Lesezeit: 5 Minuten

Ludwig Lang aus der Oberpfalz mästet seine Schweine im Tiefstreu-Stall. Lange suchte er nach besonderen Absatzkanälen. Im Sommer 2015 wurde er endlich fündig.


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Es fing alles mit der Fernsehsendung Galileo auf ProSieben an. Im Juni 2015 lief dort ein Beitrag über die Metzgerei Max. Geschäftsführer Thomas Köhn berichtete, dass er auf der Suche nach Landwirten sei, die ihm Strohschweine liefern können.


„Ich fühlte mich sofort angesprochen“, erinnert sich Ludwig Lang, der in Berching-Stierbaum im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz einen Betrieb mit Ackerbau und Schweinehaltung auf Stroh betreibt. Kurzerhand rief der 44-Jährige bei Thomas Köhn an und lieferte im Juli 2015 bereits die ersten Strohschweine ins oberfränkische Hof, wo die Metzgerei ihren Sitz hat.


Landwirt und Schreiner:

2001 übernahm der gelernte Schreiner Ludwig Lang den elterlichen Betrieb, nachdem sein Bruder im Jahr 2000 tödlich verunglückt war. Bis heute betreibt er nebenbei seine Schreinerei, die ebenfalls auf dem Hof untergebracht ist. Langs Spezialgebiet: Treppenbau.


Im Jahr der Hofübernahme brannte unglücklicherweise der alte Maststall ab. Ludwig Lang baute ihn mit viel Eigenleistung als Tiefstreustall mit knapp 360 Mastplätzen wieder auf. In den acht Buchten stehen jedem Schwein 1,1 m2 Platz zur Verfügung.


Jeweils vier Buchten liegen links und rechts eines mittig im Stall angeordneten Kontrollgangs. Von dort kann der Landwirt das planbefestigte Fressplateau gut einsehen, das die Tiere über Treppenstufen vom Tiefstreubereich aus erreichen.


Ludwig Lang füttert seine Schweine dreiphasig. Die Vormast-, Mittelmast- und Endmastmischung setzt sich überwiegend aus hofeigenem Getreide und jeweils 10% Erbsen zusammen. Etwa 800 g Tageszunahmen erreichen die Tiere im Durchschnitt.


Neben den Mastschweinen hält Lang noch 20 Sauen in Altgebäuden auf Stroh. Im 4-Wochen-Rhythmus mit knapp vier Wochen Säugezeit gibt es also fünf Gruppen mit je vier Sauen. Zusätzlich zu seinen eigenen Ferkeln kauft er gut ein Drittel der Mastferkel zu. „Auch diese Tiere kommen aus Strohhaltung“, erklärt der Landwirt.


Jede Woche einstreuen:

Mindestens einmal pro Woche streut Lang seine Schweine ein, im Sommer teils auch zweimal. Dazu öffnet er jeweils eine Flügeltür jeder Bucht und setzt mit dem Frontlader seines Schleppers einen Quaderballen hinein. Den Ballen verteilt er anschließend sofort mit der Gabel.


Im Sommer lässt er beim Verteilen des Strohs einen kleinen feuchten Bereich in der Bucht bestehen. „Das ist wichtig, damit sich die Schweine an heißen Tagen abkühlen können“, weiß Lang aus Erfahrung. Er achtet zudem auf eine exzellente Strohqualität. Damit das Stroh nicht schimmelt, lagert Lang es in einer Halle neben dem Schweinestall. Neben Weizen- und Gerstenstroh hat er auch gute Erfahrungen mit Rapsstroh gemacht.


Der Landwirt mistet eine Bucht immer dann aus, wenn die Schweine ausgestallt sind. Nach dem Misten reinigt er die Bucht mit dem Hochdruckreiniger und desinfiziert sie anschließend. „Die Desinfektion ist zusätzlich zum Entwurmen die wichtigste Maßnahme gegen Wurmbefall“, betont der Betriebsleiter. Den Mist liefert er an eine rund 2 km entfernte Biogasanlage, von der er dann Biogasgülle bezieht.


Metzger zahlt Zuschlag.

Ludwig Lang freut sich über das „Stroh-Vergnügen“, das er seinen Schweinen bereitet. Fakt ist aber auch, dass das Strohbergen, Einstreuen und Misten viel Arbeit macht. Jahrelang bekam er diese Mehrarbeit nicht vergütet, denn Lang lieferte seine Schlachtschweine „ganz normal“ an den Schlachthof in Ingolstadt, wo sie nach FOM klassifiziert wurden.


Bis eben zu jenem Abend, an dem Ludwig Lang nach dem TV-Bericht zum Telefonhörer griff und die Metzgerei Max anrief. Sie bezahlt ihm für seine Strohschweine einen Zuschlag von 20 Cent je kg Schlachtgewicht (SG). „Dieser Aufpreis ist auch notwendig für das Stroh, den höheren Arbeitsaufwand und das Übergewicht der Schweine“, rechnet Lang vor. Je nach Wunsch haben seine Tiere bei Anlieferung ein Lebendgewicht zwischen 125 und 135 kg.


Anfangs lieferte der Oberpfälzer seine gesamten Mastschweine zur Metzgerei Max ins 170 km entfernte Hof. Weil diese aber inzwischen weitere Strohschweine-Mäster aus der näheren Umgebung um Hof gefunden hat, hat Lang seine Menge zurückgefahren. Aktuell geht etwa ein Drittel seiner Tiere zur Metzgerei Max.


Neben der Entfernung bereitet ihm und Thomas Köhn auch die „Genussregion Oberfranken“ Kopfzerbrechen. Als Mitglied ist die Metzgerei Max verpflichtet, 80% ihrer Rohstoffe aus der Region zu beziehen. Langs Betrieb liegt jedoch in der Oberpfalz und damit außerhalb der Genussregion.


„Derzeit suche ich deshalb gemeinsam mit Thomas Köhn alternative Metzgereien, die mehr vor meiner Haustür liegen und die ich mit Strohschweinen beliefern kann“, berichtet Ludwig Lang. Anfragen gibt es einige, erste Probelieferungen sind schon gelaufen. „Es spricht sich rum, dass ich Strohschweine habe“, sagt Lang erfreut. Mittelfristig möchte er seine Strohschweine zu 100% an Metzger verkaufen. Läuft die Vermarktung gut, könnte er sich vorstellen, einen derzeit leer stehenden Tiefstreu-Stall mit 400 Mastplätzen zu pachten. Denkbar ist für ihn ebenfalls der Neubau eines Sauenstalls, um komplett im Geschlossenen System zu produzieren. Allerdings verhindert derzeit ein Nachbar die Genehmigung.


Kriterien festlegen:

Zudem möchte der dynamische Landwirt einen Verein gründen, der Kriterien für Mastschweine in Strohhaltung festlegt. An Ideen mangelt es dem findigen Oberpfälzer lange nicht. Regina Imhäuser


Zudem möchte der dynamische Landwirt einen Verein gründen, der Kriterien für Mastschweine in Strohhaltung festlegt. An Ideen mangelt es dem findigen Oberpfälzer lange nicht. Regina Imhäuser


Warum die Metzgerei Max Strohschweine will, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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