In letzter Zeit ärgere ich mich zunehmend über die Behauptung, dass der Hunger in der Welt nur durch technischen Fortschritt, Gentechnik oder einer weiteren Verbreitung industrieller Agrarstrukturen zu besiegen sei. Wer etwas dagegen sagt, dem wird mit erhobenem Moralfinger die Schuld an Millionen hungernder Menschen zugeschoben.
Sollte es wirklich ein Ziel sein, dass alle Menschen auf diesem Planeten genug zu Essen, sauberes Trinkwasser und ein Recht auf Leben haben, so müssen wir die landwirtschaflichen Strukturen hinterfragen.
Unsere derzeitige Form der Produktion ist alles andere als krisenfest und sicher, was nicht nur die Dürre in den USA sehr deutlich macht. Die weiten Transportwege und Verflechtungen zwischen Anbau, Verarbeitung und Vermarktung, sowie die Abhängigkeit von elektronisch gesteuerter Technik und Diesel machen unser System hoch anfällig gegen Störungen – was aber bei übervollen Supermarktregalen nicht auffällt. Ich finde es interessant, dass wir zwar von der DDR sehr effiziente Agrarstrukturen geerbt haben, dass aber in der sozialistischen Dauerkrise der eigene Anbau von Obst, Kartoffeln, Gemüse und die Kleintierhaltung in allen Ostblockstaaten eine tragende Säule der Nahrungsmittelversorgung waren! In allen sesshaften Kulturen auf der Welt bildete die kleinräumige, eher gärtnerische Landwirtschaft zur Selbstversorgung die eigentliche Lebensgrundlage. Der ach so ungeliebte Weltagrarbericht zeigt in genau dieselbe Richtung, und viele erfolgreiche Entwicklungshilfeprojekte haben ein eigenes Stück Land, Bildung, Wasser und freies Saatgut zur Grundlage.
Ich selbst freue mich zwar auch über jeden Meter mehr an Arbeitsbreite und bin kein rückwärts gewandter Träumer. Dennoch frage ich mich, welche Agrarstrukturen auch in unseren Breiten wirklich krisenfest sind.
Vom „Garten Eden“ habe ich schon gelesen, von der „Agrar AG Eden“ noch nie. Martin Siebert,
88239 Wangen im Allgäu