Ertrag und Qualität sind beim Kartoffelanbau wichtig. Welchen Einfluss das Legeverfahren darauf hat, untersuchte Michaela Kaspar.
Als Michaela Kaspar vor fünf Jahren zum ersten Mal von der All-in-One-Maschine (AIO) hörte, war sie sofort fasziniert. Damm formen und Kartoffel legen sind in einem Arbeitsgang kombiniert. Die 25-Jährige versprach sich mehrere Vorteile davon: „Im Frühjahr brauche ich einen Fahrer weniger. Und das Roden geht wahrscheinlich schneller, weil weniger Kluten auf dem Acker sind“, so ihre Hoffnung.
Doppelt bechern oder AIO?
Doch hält die Technik, was sie verspricht? Als Kaspars Bachelorarbeit anstand, nutzte sie die Gelegenheit, drei Legeverfahren in Ertrag und Qualität zu vergleichen. Auf ihrem heimischen Acker im niederbayerischen Stephansposching legte sie den Versuch an. Hier herrschen ideale Voraussetzungen für den Kartoffelbau: Fruchtbare Lössböden, Braunerde mit 80 Bodenpunkten, genügend Niederschlag und auf 323 m über NN ebenes Gelände. „Die Kartoffeln wachsen quasi von alleine“, weiß Kaspar. Im Frühjahr 2015 richtete sie auf 1 ha einen Versuch mit zwei Kartoffelsorten, Toskana und Belana, ein. Kaspar verglich:- Doppelbandbechermaschine mit Häufelung nach Bodenbearbeitung,
- Doppelbandbechermaschine mit Fräsen nach Bodenbearbeitung und
- das AIO-Verfahren, ohne Bodenbearbeitung direkt in die Winterfurche.
In der 3-fachen Wiederholung waren die Parzellen in Block- und Streifenanlage 9 m breit. Kaspar betreute den Versuch von der Anlage bis nach der Ernte, eine ganze Saison lang.
Kein Nachteil durch AIO:
Die Ergebnisse sprechen für die AIO-Technik. Denn die verschiedenen Legeverfahren zeigten keinen Einfluss auf die Form, den Anteil grüner Kartoffeln oder den Rhizoctonia- und Schorfbefall. Auch Trieb- und Knollenansatz entwickelten sich unabhängig vom Legeverfahren.Beim Klutenanteil ist das AIO auf jeden Fall im Vorteil: Kaspar wog nur knapp 28 dt/ha Kluten, bei der Variante mit Fräsen lag der Anteil bei ca. 55 dt je Hektar und nach Häufeln bei 98 dt/ha. Sie erklärt, dass gehäufelte Dämme lockerer lagern, die AIO-Dämme sind hingegen kompakter. Dort muss die Kartoffel mehr Erde bewegen, so kommt es bei der AIO auch zu einem gleichmäßigeren Knollenwachstum.
Doch den höheren Ertrag lieferten in dem Versuch die gehäufelten Belana (307,5 dt/ha). Das konnte Kaspar gegenüber der AIO-Variante von Belana (263 dt/ha) statistisch absichern. Die gefräste Variante liegt mit 287,6 dt/ha genau dazwischen. In der Tendenz ist in allen gehäufelten Varianten ein höherer Ertrag zu erkennen.
Handarbeit war gefragt:
Der Versuch hielt Kaspar auf Trab. „Es hat gedauert, bis ich die Ergebnisse auswerten konn-te“, erinnert sie sich. Gleich zu Beginn fiel das GPS aus, Kaspar vermaß Versuchsfläche und Parzellen per Hand. Anschließend überprüfte sie Knollenabstand und Trieblänge. Auch bei der Ernte war Geduld gefragt: 20 Pflanzen jeder Parzelle sammelte Kaspar per Hand ein, um sie auf Qualitätsparameter zu untersuchen. „Wenn man so im Thema ist, merkt man die Arbeit erst hinterher“, so Kaspar. Mit den Ergebnissen ist sie dennoch zufrieden, auch wenn nur wenige statistisch abgesichert sind. Das fand auch der Vorstand der Förderungsgemeinschaft für Kartoffelwirtschaft, der Kaspars Arbeit prämierte.Doch der Einsatz der Technik sei abhängig von Betrieb, den Arbeitskräften und Wetter. Hinsichtlich der Trockenheit war 2015 ein Ausnahmejahr. Fraglich ist, wie sich die Kartoffeln und ihr Ertrag in normalen Jahren verhalten.
Und zieht es die junge Frau nun zurück auf den heimischen Betrieb? „Erstmal steht das Masterstudium an. Danach schaue ich mal, was sich noch ergibt“, lacht sie. Wir dürfen gespannt sein.
Friederike Mund