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Alle Bauern sitzen in einem Boot

Lesezeit: 3 Minuten

Bis mir dieser Fall auf den Tisch gekommen ist, dachte ich immer: Biobetriebe bleiben von der Imagekrise der Landwirtschaft weitgehend verschont. Was sich allerdings im letzten halben Jahr im beschaulichen Weil der Stadt mit seinen 20000 Einwohnern abspielte, hat mich eines Besseren belehrt (siehe Seite 14).


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Da will eine junge Familie ihren Hof auf stabile Beine stellen und in die Bioschweinemast einsteigen. Doch der geplante, besonders artgerechte und innovative Pig-Port-Stall für 200 Tiere bekommt von Anwohnern so kräftigen Gegenwind, dass sich der Baubeginn hinzieht. Und das, obwohl die Bauherren das Recht von Anfang an auf ihrer Seite haben.


Die gesamte Familie sah sich zeitweise einer richtiggehenden Hetzjagd durch eine Bürgerinitiative (BI) ausgesetzt. Höhepunkt war ein vor Populismus und Polemik strotzender Flyer. Wer sich über „Bio-Massenzucht“ mokiert, im gleichen Atemzug aber die Wirtschaftlichkeit von „nur“ 200 Mastplätzen infrage stellt, zeigt, dass er sich mit Fakten schwer tut. Kein Wunder, dass diese Posse für die Narrenzunft im Ort ein gefundenes Fressen darstellt.


Den Landwirten stößt dabei vor allem bitter auf, dass sie gar nicht genau wissen, mit wem und mit wie vielen Kritikern sie es zu tun haben. Nur einzelne Mitglieder der Initiative geben sich bislang zu erkennen.


Zum Glück sind viele Bauernfamilien – wie auch in diesem Fall – durch ihr vielfältiges Engagement für die Dorfgemeinschaft gut vernetzt und anerkannt. Das gibt in solchen Situationen Rückhalt. Gleichzeitig müsste aber auch der Gesetzgeber von Bürgerinitiativen mehr Transparenz und Fairness im Umgang einfordern.


Die Bauherren wollten nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Sie haben offensiv, sachlich und sensibel auf die Ängste der Bürger reagiert. Das war richtig – auch wenn die Anwohner in ihren schmucken Einfamilienhäusern weiter auf ihre Sicht der Dinge beharren. Aber gerade deshalb ist es genauso richtig, den Bau jetzt durchzuziehen und sich auf die geltende Rechtslage zu berufen.


Der geschilderte Fall ist so krass wie paradox: Biologisch und regional erzeugte Lebensmittel sind gefragt, die Absatzzahlen steigen. Ihre Produktion hätte so mancher Verbraucher aber offenbar lieber woanders und nicht vor der eigenen Haustür.


Das Beispiel zeigt: Auch wenn die ökologische Wirtschaftsweise in der breiten Öffentlichkeit deutlich weniger unter Druck steht als die konventionelle Landwirtschaft, ist sie kein Selbstläufer. Sie muss die Konsumenten ebenfalls noch früher im Produktionsprozess mitnehmen und aufklären. Teure Förderprogramme und Biomusterregionen reichen dafür ebenso wenig aus wie ein Biosiegel auf dem Endprodukt.


Eine gemeinsame Kommunikationsstrategie von Bauernverband und Bioverbänden drängt sich auf. Bisher gibt es dazu nur halbherzige Anläufe von beiden Seiten.


Der Fall Riehle aus Weil der Stadt hat klar gemacht: Alle Bauern sitzen in einem Boot.

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