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Arbeitskreis: Bauern treffen Lebensmittelhändler

Lesezeit: 4 Minuten

Wie kann man das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelhandel verbessern? Dafür will der Arbeitskreis „Bauern treffen Händler – Händler treffen Bauern“ Ideen entwickeln. Ins Leben gerufen haben ihn die Redaktionen Lebensmittel Praxis und top agrar.


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Für den Handel dabei: Ben Sütterlin (zwei HIT-Märkte in Aachen), Sebastian Aupperle (fünf Rewe-Märkte im Raum Suttgart) und Jörn Holluba (Edeka Gayermann mit drei Märkten in Berlin). Die Landwirte werden vertreten durch Christoph Geil und Uta Kuhlmann-Warning (Direktvermarkter mit zwei städtischen Hofläden in Hannover und Hildesheim), Christoph Peukmann (Ackerbauer aus Werl-Büderich mit Schwerpunkt Speisekartoffeln), Matthias Schulte Althoff (Milchviehhalter aus Haltern mit mehreren Milchtankstellen) und Christoph Selhorst (Schweinemäster aus Ascheberg-Herbern).


Gleich beim ersten Treffen zeigte sich, wo der Schuh drückt: Die Händler beklagen fehlende Informationen über strittige Themen wie Glyphosat, Gentechnik oder Tierwohl. „Jeder kocht sein eigenes Süppchen und der Verbraucher versteht gar nichts“, kritisiert Sebastian Aupperle. „Das liegt auch daran, weil wir uns nicht kennen“, meint Uta Kuhlmann-Warning.


Viele Landwirte hätten kein Verständnis für die Notwendigkeit veränderter Lieferbeziehungen, fordert Ben Sütterlin mehr Offenheit für Veränderungen. Sehr positiv bewerten die Händler ihre Erfahrungen mit direkt liefernden Landwirten. „Wenn wir uns zusammen mit dem Bauern auf dem Feld zeigen, ist das eine toller Werbeeffekt“, bringt es Jörn Holluba auf den Punkt. Viele Händler wüssten aber gar nicht, wie sie an regionale Lieferanten herankämen. „Und die Landwirte müssen noch lernen, wie man Zugang zum Handel bekommt“, weiß Christoph Geil. „Das liegt vor allem an den Vermarktungs- und Verarbeitungsstufen, die zwischen Landwirt und Händler liegen“, macht Christoph Selhorst deutlich. Der Handel beziehe die Bauern aber auch nicht in seine Zukunftsplanungen ein, weist Matthias Schulte Althoff auf die mangelnde Transparenz hin. Das gelte vor allem für die Konzernzentralen. Christoph Peukmann hält zudem manche Zertifizierungsanforderung für überzogen und nicht erfüllbar. Aus Gründen der Lebensmittelsicherheit seien die notwendig, kontern die Händler.


Beim zweiten Treffen werden die Händler die Kalkulation einer Fleischtheke vorstellen und die Bauern aufzeigen, wie sich die Schweinemast mit und ohne Tierwohlauflagen rechnet. Außerdem will der Arbeitskreis Ideen für eine bessere Kommunikation in der Wertschöpfungskette entwickeln.


Anfang Juli hat der Bundesrat die Bundesregierung aufgefordert, die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) um den Förderbereich „ländliche Entwicklung“ zu erweitern. Dafür muss das Grundgesetz geändert werden. „Endlich können wir die Förderung der ländlichen Entwicklung über die GAK weiterentwickeln“, bejubelte Julia Klöckner den Beschluss. Die SPD-Bedenkenträger – gemeint ist v. a. Finanzminister Olaf Scholz – müssten sich nun einen Ruck geben, fordert Klöckner.


In der Tat ist es richtig, die ländlichen Räume stärker zu fördern. Intakte Infrastruktur und sichere Arbeitsplätze helfen gegen Perspektivlosigkeit und Abwanderung. Es geht aber um das wie! Ist es wirklich richtig, die beiden Förderbereiche „Agrarstruktur und Küstenschutz“ einfach um einen dritten, die „ländliche Entwicklung“, zu erweitern? Die Antwort lautet: Nur dann, wenn es möglich ist, die drei Fördersäulen auch mit eigenen zweckgebundenen Förderetats auszustatten. Ist es aber nicht, heißt es in Berlin.


Was dann passiert ist klar: Die Innenminister der Länder werden sich die neue GAK krallen und damit Landräte und Bürgermeister glücklich machen. Das wäre fatal: Wer mehr Tierwohl will, muss auch die Investitionsmittel bereitstellen. Gleiches gilt für den Umwelt- und Klimaschutz. Der Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik hat vor Kurzem noch gefordert, die 2. Säule der EU-Agrarpolitik finanziell stärker auszustatten. Das geht nur mit nationalen Kofinanzierungsmitteln.


Die Forderung muss daher lauten: Ja, zu einer stärkeren Förderung der ländlichen Entwicklung und ja zu einer stärkeren Förderung der Agrarstruktur, aber bitte mit eigenständigen Haushaltslinien. Wenn das nicht gelingt, muss es ein eigenständiges Förderinstrument für die ländliche Entwicklung geben.


Der Berufsstand ist gut beraten, seine Bedenken viel lautstärker zu äußern. Für eine riskante Operation am offenen Herzen ist die GAK zu wichtig für die Landwirtschaft.

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