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Bauern und Lehrer arbeiten Hand in Hand

Lesezeit: 4 Minuten

Bei einer Praxis-Fortbildung auf Betrieben in Hessen konnten sich 25 Lehrer ein realistisches Bild von der Landwirtschaft verschaffen. Ziel sind regelmäßige Hofbesuche.


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Das Wissen vieler Schüler über die Herkunft der Lebensmittel ist oft mangelhaft. Bei Eltern und Lehrern sieht es oft nicht besser aus. Auch sie sind fachlich, räumlich und emotional weit weg von der Landwirtschaft und können selbst einfache Zusammenhänge nicht mehr korrekt erklären. Kritische Berichte von Medien und Tierschutzvereinen werden so oftmals zu zentralen Meinungbildnern. Die Öffentlichkeitsarbeit der Bauern wird dadurch zunehmend anspruchsvoller.


Diesen Teufelskreis durchbrechen wollen der Bauernverband und die Universität Marburg. Deshalb veranstalteten sie vom 22. bis 23. September eine praxisgerechte Fortbildung für Lehrer in Vöhl-Harbshausen (LK Waldeck-Frankenberg, Hessen) und Umgebung. Nina-Mareen Bätzel von der Philipps Universität Marburg, Matthias Eckel vom Kreisbauernverband Frankenberg und Stephanie Wetekam vom Kreisbauernverband Waldeck tauchten in Diskussionen und Betriebsführungen tief in die Landwirtschaft und Tierhaltung ein. Das war für viele Lehrer absolutes Neuland.


„Wir möchten die Lehrer ermutigen, in Zukunft auch landwirtschaftliche Betriebe als außerschulische Lernorte in Betracht zu ziehen“, begründet Bätzel das Ziel dieses Seminars. Und Wetekam ergänzt, dass die Fortbildung ein erster Baustein zur Förderung des landwirtschaftlichen Verständnisses sei. Schließlich würden die Lehrer als Multiplikatoren große Verantwortung tragen. „Wir strecken die Hand aus zum Dialog.“


Im Vordergrund der Fortbildung standen fünf Exkursionen zu verschiedenen ortansässigen Betrieben. Expertenvorträge lieferten die fachlichen Hintergründe. Wichtig: Die Lehrkräfte hatten dabei reichlich Gelegenheit mit den Landwirten zu diskutieren.


Nutztiere gleich Haustiere?

Die erste Station war der Schweinemastbetrieb von Heiko Griesel, aus Twistetal-Twiste mit 1800 Mastplätzen. Berater Thomas Fögen überzeugte die Lehrer. Neben Fragen nach typischen Kennzahlen und zur Haltungsform, wie z.B. „Warum werden die Schweine auf Betonboden gehalten?“ und „Was passiert mit kranken oder verletzten Schweinen?“, kam auch die emotionale Ebene zur Sprache. Dabei stellten sich einige Lehrer unter anderem die Frage, ob die Schweine glücklich sind und woran sich dies erkennen lässt. „Ich kann mir das einfach nicht vorstellen“, so ein Teilnehmer. Wie sich in den Gesprächen zeigte, setzen auch viele Lehrer die Ansprüche von Haustieren mit denen von Nutztieren gleich und werten entsprechend.


„Das Problem ist, dass die Wahrnehmung vermenschlicht wird“, brachte es ein Dozent auf den Punkt. „Unser Wohlbefinden gleicht nicht dem des Schweins. Während wir Stroh bequemer finden als Betonboden, ist es den Schweinen darauf oft zu warm.“


Griesel stellte klar, dass für ihn die Verantwortung für die Tiere immer vor dem wirtschaftlichen Erfolg steht. Daraus entwickelten sich interessante Gespräche über Alternativen zu Fleisch und ob vegetarische Produkte wirklich besser seien.


Weitere Station war der QS-zertifizierte Putenmastbetrieb von Familie Meyer in Waldeck-Dehringhausen mit insgesamt 14000 Tieren. Neben Haltung und Fütterung ging es hier vor allem um das Thema Antibiotika. Landwirt Meyer stellte klar, dass das Fleisch grundsätzlich antibiotikafrei sei.


Bio und konventionell:

Am zweiten Tag standen der Biobetrieb von Familie Brand aus Twistetal-Elleringhausen mit 40 Milchkühen und die Rindte GbR in Battenberg-Berghofen mit ca. 300 Milchkühen auf dem Programm. Die Landesvereinigung Milch Hessen stellte den Lehrern Info-Material für die Schule zur Verfügung, das intensiv genutzt wurde.


Am Ende wurden zwei Biogasanlagen besucht, um den Lehrern zu zeigen, wie vielfältig Landwirtschaft ist. Insgesamt haben sich die Betriebe viel Zeit für die Lehrer genommen und alle aufgekommenen Fragen fachlich und aufschlussreich beantwortet. Positiv fiel auf, dass sich die Lehrer auf die Fortbildung einließen und in Zukunft den „Lernort Bauernhof“ in ihren Unterricht integrieren möchten. Einige sind sogar jetzt fest entschlossen, Hofbesichtigungen für ihre Klassen einzuplanen oder Hofbesuche als Kindergeburtstag vorzuschlagen.


Den Schulen helfen:

Hierzu entstand von Seiten des Kreisverbandes die Idee, den Schulen Listen mit Ansprechpartnern für verschiedene landwirtschaftliche Themen anzubieten. Das scheint auch notwendig. „Es ist schwer Betriebe zu finden, die eine Führung für Schulklassen anbieten“, wies ein Lehrer auf die Probleme hin. Und ein anderer ergänzte, ihm sei bewusst geworden, dass man sich nicht für den Lernort Bauernhof rechtfertigen muss.


Die beteiligten Landwirte wiederum machten deutlich, dass sie sehr an weiterer Öffentlichkeitsarbeit interessiert sind und sich auch nicht „genervt“ fühlen, wenn nach einer Betriebsbesichtigung gefragt wird. „Es ist aber wichtig, dass den Kindern bewusst wird, dass ein Betriebsbesuch allein nicht ausreicht, um die ganze landwirtschaftliche Sicht zu verstehen.“


Die Organisatoren jedenfalls sind nach den zwei Tagen von dem Konzept voll überzeugt. In den nächsten Monaten möchten sie das Projekt auf weitere Bereiche ausweiten. Ziel sei, dass Schulklassen in Zukunft eigenständig Betriebe besichtigen und mit den Landwirten zusammenarbeiten.


Antje Kühnemann

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