Zu: „Milch: Erfolgsfaktor niedrige Kosten“, top agrar 8/2020, Seite 30.
Beispielbetriebe wirtschaften nicht nachhaltig
Lesezeit: 2 Minuten
Es ist gut, dass top agrar sich mit der Kostenseite der Milchproduktion auseinandersetzt. „Kosten im Griff haben“ war schon immer ein Erfolgsfaktor, der zuletzt aber vernachlässigt wurde.
Weil für die Deckungsbeitragsrechnung die Grundfutterkosten meistens nur geschätzt wurden, ist man bei der BZA überwiegend zur Vollkostenrechnung übergegangen. Bei diesem Rechengang können die meisten Daten aus der GuV-Rechnung entnommen werden. Mit diesem Rechengang lässt sich die Effizienz des Produktionsverfahrens zwischen den Betrieben vergleichbar machen.
Leider werden die Zahlen dann gerne falsch interpretiert. Die kalkulatorischen Kosten für das eigene Land, das Eigenkapital und die Familienarbeit entfallen in der Erfolgsrechnung der GuV. Deshalb müssen die bayerischen Familienbetriebe auch nicht erschrocken sein über ihre hohen Arbeitserledigungskosten. Im Wettbewerb mit Großbetrieben können sie trotzdem gut mithalten, solange die Familie mit Freude den Kuhbetrieb macht.
Einverstanden bin ich, wenn als Schrauben, an denen zu drehen ist, die Grundfutterleistung, die Tiergesundheit und die durchschnittliche Lebensleistung genannt werden. Jeder Standort hat jedoch auch seine eigenen Rahmenbedingungen. Die Beispielsbetriebe Meyer und Hansen stehen für einen Standort mit Mais als Hauptfuttergrundlage und hohen Landpreisen, der zu höchster Flächenintensität zwingt. Ich sehe beide Betriebe so aber noch nicht nachhaltig aufgestellt:
1. Die enorm hohe Flächenproduktivität ist erkauft durch hohe Futterzukäufe und einen entsprechenden Nährstoffimport, der auf der Futterfläche so nicht unterzubringen ist. Gibt es genügend Ackerbau mit Nährstoffbedarf im Umfeld? Dazu hätte es im Beitrag eines erklärenden Kommentars bedurft.
2. Ein qualifizierter Festangestellter, der lange bleibt und den Betrieb krisenfester macht, ist für die in dem Artikel diskutierte Bezahlung nicht zu haben. Bei dieser Bezahlung könnte er sich keine Familie und kaum eine eigene Wohnung leisten. Ein solcher Mitarbeiter kostet heute 35000 € und mehr im Jahr. Natürlich geht es mit Aushilfskräften und Osteuropäern billiger. Aber nachhaltig und krisenfest ist das nicht oder selten.Erich Hinrichs, 26409 Wittmund, Niedersachsen
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Es ist gut, dass top agrar sich mit der Kostenseite der Milchproduktion auseinandersetzt. „Kosten im Griff haben“ war schon immer ein Erfolgsfaktor, der zuletzt aber vernachlässigt wurde.
Weil für die Deckungsbeitragsrechnung die Grundfutterkosten meistens nur geschätzt wurden, ist man bei der BZA überwiegend zur Vollkostenrechnung übergegangen. Bei diesem Rechengang können die meisten Daten aus der GuV-Rechnung entnommen werden. Mit diesem Rechengang lässt sich die Effizienz des Produktionsverfahrens zwischen den Betrieben vergleichbar machen.
Leider werden die Zahlen dann gerne falsch interpretiert. Die kalkulatorischen Kosten für das eigene Land, das Eigenkapital und die Familienarbeit entfallen in der Erfolgsrechnung der GuV. Deshalb müssen die bayerischen Familienbetriebe auch nicht erschrocken sein über ihre hohen Arbeitserledigungskosten. Im Wettbewerb mit Großbetrieben können sie trotzdem gut mithalten, solange die Familie mit Freude den Kuhbetrieb macht.
Einverstanden bin ich, wenn als Schrauben, an denen zu drehen ist, die Grundfutterleistung, die Tiergesundheit und die durchschnittliche Lebensleistung genannt werden. Jeder Standort hat jedoch auch seine eigenen Rahmenbedingungen. Die Beispielsbetriebe Meyer und Hansen stehen für einen Standort mit Mais als Hauptfuttergrundlage und hohen Landpreisen, der zu höchster Flächenintensität zwingt. Ich sehe beide Betriebe so aber noch nicht nachhaltig aufgestellt:
1. Die enorm hohe Flächenproduktivität ist erkauft durch hohe Futterzukäufe und einen entsprechenden Nährstoffimport, der auf der Futterfläche so nicht unterzubringen ist. Gibt es genügend Ackerbau mit Nährstoffbedarf im Umfeld? Dazu hätte es im Beitrag eines erklärenden Kommentars bedurft.
2. Ein qualifizierter Festangestellter, der lange bleibt und den Betrieb krisenfester macht, ist für die in dem Artikel diskutierte Bezahlung nicht zu haben. Bei dieser Bezahlung könnte er sich keine Familie und kaum eine eigene Wohnung leisten. Ein solcher Mitarbeiter kostet heute 35000 € und mehr im Jahr. Natürlich geht es mit Aushilfskräften und Osteuropäern billiger. Aber nachhaltig und krisenfest ist das nicht oder selten.Erich Hinrichs, 26409 Wittmund, Niedersachsen