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PR-Experte: "Reagieren Sie auf Kritik offensiv"

Alexander Springensguth, Geschäftsführer der Cyrano Kommunikation GmbH, gibt Tipps zum Umgang mit Skandalvideos aus Ställen.

Lesezeit: 4 Minuten

Alexander Springensguth, Geschäftsführer der Cyrano Kommunikation GmbH, gibt Tipps zum Umgang mit Skandalvideos aus Ställen.

 

Herr Springensguth, in den vergangenen Wochen gingen einmal mehr Skandalvideos aus Ställen durch die Medien. Warum wirken diese Bilder so stark auf die Zuschauer?

 

Springensguth: Weil viele Menschen, vor allem Städter, von der landwirtschaftlichen Realität entfremdet sind. Sie haben noch nie einen Bauernhof gesehen und kennen die Tierhaltung nur aus Bilderbüchern, die sie ihren Kindern vorlesen, oder eben von solchen Skandalbildern. Die Medien inszenieren die Bilder mit Musik und anderen Effekten so, dass sie beim Zuschauer Emotionen wecken. Hinzu kommt ein genereller Trend in unserer Gesellschaft: Menschen bewerten vieles nicht mehr sachlich, sondern nach ihrem ethisch-moralischen Empfinden. Dagegen ist schwer anzukommen. Wer von einem Gericht verurteilt wird, kann in Berufung gehen. Bei einer moralischen Hexenjagd, z.B. im Internet, geht das nicht.

 

Der Trend wird durch die Filter-Algorithmen der sozialen Netzwerke noch verstärkt. Die Menschen werden dort zunehmend mit Meldungen konfrontiert, die in ihr eigenes Weltbild passen, und nicht mehr mit anderen Meinungen. Das ist einer der Gründe dafür, dass unsere Gesellschaft die Moralkeule immer häufiger auspackt. Auch bei landwirtschaftlichen Themen.

 

Wie sollte ein Landwirt reagieren, wenn Bilder aus seinem Stall publik werden?

 

Springensguth: Wer keine Rechtsverstöße zu verbergen hat, sollte die Stalltüren öffnen und zugeben: "Meine Tierhaltung sieht wirklich so aus." Dann kann sich eine sachliche Diskussion über den Spaltenboden oder die kupierten Schwänze ergeben. Allerdings kann sich ein Landwirt nicht alleine gegen Tierrechtsorganisationen und Medien, die Einschaltquoten und Klicks brauchen, durchsetzen. Er braucht dabei die Unterstützung eines Berufsverbandes.



Wie kann ein Verband den Landwirt unterstützen?

 

Springensguth: Gegen Bilder, die Emotionen auslösen, kann man am besten mit Emotionen ankommen. Diese muss ein Verband dort platzieren, wo auch die Tierrechtler ihre Botschaft platzieren. Dazu gehören z.B. soziale Medien und Talkshows. Stellen Sie sich vor, Frau Röring würde bei Markus Lanz schildern, wie sie und ihre Kinder nachts über den Hof laufen und Angst haben, auf Stalleinbrecher zu treffen. Das würde die jüngste Kampagne sofort in ein anderes Licht rücken. Zudem sollte der Verband die Schwachpunkte der Tierrechtsorganisationen klar benennen: Sie lassen oft Transparenz bei ihren Finanzen vermissen und nehmen Rechtsverstöße bei ihren nächtlichen Aktionen billigend in Kauf. Darauf sollte man sie festnageln. Das schwächt ihren Status als moralische Instanz.

 

Kann ein professioneller Umgang mit Skandalvideos das Image der Landwirtschaft verbessern?

 

Springensguth: Nicht allein. Eine Branche muss sich stets selbst überdenken und ein Leitbild für die Zukunft entwickeln, und zwar zusammen mit den Verbrauchern, der Politik und anderen Gruppen. Man sollte den Dialog mit der Gesellschaft suchen und zum Beispiel offen fragen: Ist es sinnvoll, weiterhin so günstige Lebensmittel zu fordern? Nur dann können die Landwirte den Verbraucher in die Verantwortung nehmen. Bislang lassen sich die Bauern zu oft in die Täterrolle drängen. Dabei sind sie eigentlich Fachleute, die sich professionell um die Umsetzung der Verbraucherwünsche kümmern.

 

Nicht alle Landwirte halten die Pressearbeit der Berufsverbände für gelungen. Woran liegt das?

 

Springensguth: Ein Verband hat gegenüber den schlanken Tierrechtsorganisationen zwei strategische Nachteile: Er muss nicht nur nach außen, sondern auch nach innen Überzeugungsarbeit leisten. Das schränkt ihn in der Wortwahl ein. Zudem ist er in der Regel hierarchisch aufgestellt. Alle Inhalte müssen innerhalb der Organisation abgestimmt werden, viele Interessen fließen dabei ein. Das kostet wertvolle Zeit und schwächt die Botschaft. Es wäre besser, eine unabhängige Taskforce innerhalb des Verbands oder ausgelagert bei einer PR-Agentur zu bilden, die weitgehend eigenverantwortlich im Rahmen grundsätzlich gesetzter Parameter agieren darf. Das ist die klassische Vorgehensweise in unserem Zusammenspiel mit den Auftraggebern. Wenn wir derartige Aufträge annehmen, ist es uns wichtig, im Krisenfall selbstständig und sofort auf Basis der abgestimmten Positionen agieren zu dürfen.

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