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Bis ins Mark getroffen

Lesezeit: 5 Minuten

Stalleinbrüche sind für die betroffenen Bauern und ihre Familien schwer zu ertragen. Vor allem, wenn sie sich keiner Schuld bewusst sind. Nachfolgend drei Erfahrungsberichte. Die Landwirte wollen anonym bleiben. Das ist verständlich.


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„Es packt einen die Wut“


Betreiben Sie diesen Stall? Diese unverfängliche Frage eines mir unbekannten Journalisten traf mich aus heiterem Himmel. Ihm lägen aktuelle Bilder aus meinem Stall vor, die gravierende Tierschutzverstöße belegen würden. Dazu sollte ich mich bitte sofort äußern.


Ich war geschockt und im ersten Moment sprachlos. Tierschutzverstöße bei mir? Und wie ist er überhaupt in den Stall gekommen?


Den Spieß umgedreht:

Zum Glück fand ich meine Fassung schnell wieder und fragte ruhig zurück: Von wem kommen die Bilder? Woher wisse er, dass diese aus meinem Stall sind? Und was für Verstöße sind zu sehen? Zudem habe ich ihn gebeten, mir die besagten Fotos zuzuschicken. Das tat er auch und er sagte, dass das nur eine Auswahl sei und dass es noch weiteres umfangreiches Bildmaterial gäbe. Er gab mir zudem eine Frist bis zum nächsten Morgen. Binnen dieser hätte ich Gelegenheit, mich zu äußern.


Bei der Durchsicht der Fotos fiel mir auf, dass auf den meisten Bildern Schweine zu erkennen waren, die offensichtlich in einer Krankenbucht untergebracht waren. Einige hatten Nabelbrüche, andere rote Augen. Aber ob das tatsächlich meine Schweine waren, konnte ich nicht sicher sagen.


Der Schock kam dann bei den nächsten Bildern. Hierauf erkannte ich meinen eigenen Stall wieder. Verletzte oder tote Tiere waren allerdings nicht zu sehen. Trotzdem blieb mir die Luft weg: Es war tatsächlich jemand in meinem Stall und ich hatte nichts davon mitbekommen!


Ich war komplett überfordert und tat rückblickend das einzig richtige: Ich informierte am nächsten Tag das Veterinäramt und QS, den Betriebsberater, den Tierarzt, die Mitarbeiter und die Familie. Ein Mitarbeiter des Veterinäramts war direkt am nächsten Morgen im Betrieb. Ergebnis: Keine Beanstandungen! Auch bei QS gab es keine Probleme.


Rückblickend bin ich mir sicher, dass man mir Bilder von kranken Schweinen „unterschieben“ wollte, die gar nicht in meinem Stall gemästet wurden. Die Aufnahmen der fremden Tiere sind wahrscheinlich mit dem Videomaterial aus meinen Stall „zusammengebaut“ worden.Albert K. aus M.


„Das Internet vergisst nie“


Dass das Internet auch seine Tücken hat, wurde mir spätestens an dem Tag klar, als ich dort Bilder aus meinem Schweinestall fand. Ich selbst hatte das erst mitbekommen, als mich die ISN anrief und fragte: „Können das Bilder aus Deinem Stall sein, die Tierrechtsaktivisten im Internet veröffentlicht haben“ In der Tat, es war tatsächlich mein Stall, wie ich geschockt feststellte.


Als erstes habe ich meine Familie und meine Mitarbeiterinnen zusammengerufen und informiert. Wir haben dann gemeinsam versucht, zu rekonstruieren, wann und wie jemand in den Stall eingedrungen sein könnte. Erst da wurden uns einige Ungereimtheiten klar: Eine Mitarbeiterin erinnerte sich an eine nicht richtig verschlossene Tür, als sie morgens zum Stall kam. Sie hatte sich dabei aber nichts weiter gedacht. Mein Vater berichtete von einem unbekannten Auto, dass er zweimal kurz hinter-einander in Hofnähe gesehen hatte.


Gegenmaßnahmen getroffen:

Wir suchten in den Ställen nach versteckten Kameras, konnten aber nichts entdecken. Dann informierte ich meinen Kreisveterinär sowie QS und bat um intensive Kontrollen. In beiden Fällen bescheinigten uns die Kontrolleure einen tadellosen Zustand unserer Ställe und Tiere - so wie bisher immer.


Gott sei Dank ist bis heute nichts weiter passiert. Das besagte Bild steht aber nach wie vor im Internet. Und genau das macht mich nervös. Was ist, wenn mit dem Bild aus unserem Stall die nächste Skandalstory gedreht wird? Das Internet vergisst nie.


Markus S. aus A.


„Ich bin bekannt“


Ich bin kein ängstlicher Typ. Als wir aber vor einigen Wochen nachts Schweine verladen mussten und gegen vier Uhr morgens zum Stall fuhren, wurde mir doch mulmig. Die Tür stand sperrangelweit offen und es lief jemand über den benachbarten Acker davon.


Sofort kontrollierten wir, ob sich im Stall weitere Personen aufhielten. Gefunden haben wir zwar niemanden. Wie es aussah, haben wir den Einbrecher aber überrascht und er musste seine Aktion abbrechen. Wir konnten auch keine versteckten Kameras im Stall bzw. an der Kadavertonne finden.


Warum ich?

Im Nachhinein frage ich mich, warum die Tierrechtler gerade meinen Betrieb ins Visier genommen haben: Haben mich meine Ehrenämter in die Schusslinie gebracht? Sind es meine vielen Aktivitäten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit? Oder liegt es daran, dass ich an verschiedenen Tierwohlprogrammen teilnehme?


Genau klären konnte ich das bis heute nicht. Fest steht aber, dass ich mich durch militante Tierrechtler nicht verbiegen lassen. Ich werde auch in Zukunft Ehrenämter übernehmen und aktiv Öffentlichkeitsarbeit betreiben.


Gelernt habe ich durch den nächtlichen Zwischenfall aber, dass ich meine Schweineställe besser sichern muss. Hochwertige Schlösser und eine Alarmanlage, die mit meinem Handy gekoppelt ist, waren die ersten Maßnahmen, die ich umgesetzt habe.


Meine Entscheidung war übrigens goldrichtig. Denn bereits wenige Tage später schlug mein Handy Alarm. Ich eilte sofort zum Stall, konnte jedoch nichts entdecken. Aber ich denke, dass jemand in der Nähe war. Ein paar Tage später gab es erneut einen Alarm. Diesmal an einer anderen Tür auf der Rückseite des Stalles. Seitdem ist Ruhe eingekehrt.


An die Adresse der Tierschützer gerichtet sage ich: Ich habe nichts zu verbergen! Kommt tagsüber ganz offiziell zu uns und wir schauen uns alles gemeinsam an. So gehört sich das unter ordentlich erzogenen Menschen.


Jens F. aus L.

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