Der brasilianische Staat hat in den vergangenen 20 Jahren 90 Mio. ha an über 1 Mio. landlose Kleinbauern vergeben. Dafür wurden umgerechnet 625 Mio. € an Fördermittel bereitgestellt. Die Gelder gingen dabei jeweils hälftig an die Kleinbauernfamilien und als Entschädigungen an die Vorbesitzer.
Weitere 80000 Kleinbauern ohne Landbesitz warteten Anfang des Jahres aber noch auf die Zuteilung von Land. Die zuständige Behörde Incra sei viel zu langsam, lautet die Kritik. Immer wieder gebe es finanzielle, juristische und politische Probleme bei der Umsetzung des Programms, heißt es. Im Übrigen begännen die echten Probleme der Neubauern nach der Zuteilung des Grundbesitzes. Vier Punkte sind besonders nachteilig:
- Viele Flächen liegen in regelmäßig von Dürre heimgesuchten Regionen.
- Mehr als die Hälfte der neuen Siedler hat keinen oder keinen verlässlichen Stromanschluss.
- Es fehlt an gut ausgebauten Straßen in den neuen Siedlungsgebieten.
- Die Kleinbauern bekommen keine zinsgünstigen Kredite, um z.B. Saatgut und Düngemittel vorzufinanzieren.
Die Folge: Die meisten neuen Siedler betreiben reine Subsistenzwirtschaft und leben von der Hand in den Mund.
Dennoch ist für drei Fünftel der jetzt selbständigen Neubauern die heutige Lage „besser“ oder sogar „weitaus besser“ als während ihrer Tätigkeit als angestellte Landarbeiter auf großen Farmen.Lorenz Winter, Brasilien