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Das kostet die neue Haltungsverordnung

Lesezeit: 7 Minuten

Die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung schreibt für Sauenhalter mehr Platz im Abferkel- und Deckbereich vor. Wir haben anhand eines Beispiels gerechnet, was der Umbau kostet.


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Seit Anfang Juli ist die Katze aus dem Sack: 5 m² im Deckzentrum und 6,5 m² im Abferkelstall soll jede Sau an Platz zur Verfügung haben. Das sagt die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV). Für die Sauenhalter bedeutet das Umbauen. Beim Deckzentrum haben die Ferkelerzeuger acht Jahre Zeit, das Umbaukonzept dafür muss allerdings in drei Jahren stehen. Den Abferkelbereich müssen sie in 15 Jahren umgerüstet haben. Wie können die Sauenhalter bestehende Ställe günstig umbauen? Bernhard Feller von der Landwirtschaftskammer NRW, und Stephan Fritzsche vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL), haben anhand eines KTBL-Beispielstalles nachgerechnet. Die Stallskizze finden Sie unter topagrar.com/haltungsvo2020.


Bestand reduzieren


Der betrachtete Sauenhalter Josef Schulte hält 252 Sauen im 3-Wochenrhythmus. In seinem Abferkelstall befinden sich derzeit noch 72 Abferkelbuchten mit 4,8 m² in zwei Abteilen. Um die Vorgabe der neuen TierSchNutztV zu erfüllen, kann Landwirt Schulte in seinem Abferkelstall statt neun nur noch sechs Abferkelbuchten in den vier Abteilreihen unterbringen (2,5 m x 2,8 m = 7 m²), sodass in jedem Abteil nur noch 24 statt 36 Sauen stehen. Würde Schulte den Abferkelbereich so umbauen und keine zusätzlichen Abferkelbuchten bauen, fallen 24 Abferkelbuchten weg, aus jeder Gruppe also 12 Tiere. Unterm Strich kann er nur noch 168 statt ursprünglich 252 Sauen halten (s. Übersicht 1). Da seine sieben Gruppen dann von 36 auf 24 Sauen schrumpfen, benötigt er im Deck- und Wartebereich entsprechend weniger Plätze. Für den Abferkelbereich fallen durch den Umbau Kosten von 2800 €/Abferkelbucht an. Darin eingerechnet sind die Kosten für den Ausbau der alten Einrichtung sowie das Material und den Einbau der neuen Aufstallung inklusive angepasstem Stallboden und Fütterung.


Im Deckzentrum standen bisher 72 Sauen. Nun reicht der Platz nur für eine Gruppe mit 24 Tieren. Aus dem ursprünglichen Stall entfernt Schulte die langen Reihen. Außerdem tauscht er die alten Kastenstände gegen 24 Selbstfangfressstände, die im Deck- sowie Wartebereich erlaubt sind. So hätte jede Sau 7,8 m² Platz im Deckzentrum, einschließlich der 1,46 m² in den Fressständen. Die Kosten für den Umbau des Deckzentrums betragen 860 €/Tierplatz (TP). Darin enthalten sind das Austauschen der Einrichtung, Teile der Fütterung und des Bodens.


fehlende Deckungsbeiträge


Die zweite Gruppe, die normalerweise im Deckzentrum steht, stallt Schulte in den Wartebereich. Denn nur vom Absetzen bis zum Besamen müssen die Sauenhalter die 5 m²/Sau im Deckzentrum vorweisen. Ab dem Belegen gelten die Sauen als tragend, sodass für diese Tiere dann nur die Vorgaben des Wartestalls mit 2,25 m²/Sau gelten (mehr dazu lesen Sie in dieser Ausgabe im Schweineteil ab S. S 4). Im Wartebereich werden durch die geringere Gruppengröße insgesamt 40 Plätze frei, die der belegten Gruppe aus dem Deckzentrum zur Verfügung stehen. Insgesamt kostet Schulte der Umbau 155040 €, pro produzierende Sau sind das 956 €. Neben diesen Kosten muss er aber auch berücksichtigen, dass durch die geringere Tierzahl Einnahmen für ihn wegfallen. Das sind fehlende Deckungsbeiträge von 580 €/Sauenplatz, bei 84 Sauen weniger sind das im Jahr knapp 49000 €. Auf die 168 verbleibenden Sauen umgelegt sind das 290 € im Jahr. Dazu kommen noch die jährlichen Investitionskosten für den getätigten Umbau. Diese beziffert Schulte mit 10% seiner gesamten Investitionen. Darin enthalten sind Abschreibung für Gebäude (20 Jahre) und Technik (10 Jahre) sowie Reparaturen, Zinsen und Versicherung. Insgesamt fallen dann Kosten von 386 €/Sau im Jahr an. Diese Variante ist für Schulte am unrentabelsten im Vergleich zum Beibehalten seiner Tierzahl durch Um- und Anbauen.


Zusätzliche Warteplätze


Schulte überlegt nun, Deckzentrum und Abferkelbereich anzugehen. Der Vorteil ist, dass er sein Stallsystem nur einmal verändert. Allerdings sind die neuen Abferkelbuchten der größte Kostenpunkt. Er muss 24 neue Abferkelbuchten bauen bzw. an den alten Stall anbauen, um seinen Sauenbestand zu halten. Dafür zahlt er 6800 €/Bucht, was in Summe 163200 € bedeutet.


Für die neuen Vorgaben im Deckzentrum hat Schulte die Möglichkeit, mehr Warteplätze zu bauen oder eine Arena in das Deckzentrum zu integrieren. In Variante 2 (s. Übersicht 1 S. 25) baut Schulte zusätzliche Plätze für den Wartestall. Um die Platzvorgaben im Deckbereich zu erfüllen, müsste der Sauenhalter in beiden Abteilen des Deckbereichs jeweils die hintere Reihe der Deckstände zur Außenwand ausbauen. Dann bleiben in einem Abteil 20 Plätze und im anderen 16 Plätze plus Eberbucht. Die Deckstände tauscht er ebenfalls gegen Selbstfangstände. Das ergibt 36 Tierplätze für eine Sauengruppe, mit einem Platzangebot von 5,75 m²/Sau. Damit erfüllt er die neuen gesetzlichen Vorgaben. Der Umbau kostet den Landwirt 800 €/Platz. Diese fallen für den Austausch der alten Aufstallung, das Anpassen des Spaltenbodens und der Fütterung an.


Die 36 Plätze, die im Deckzentrum wegfallen, muss er als zusätzliche Warteplätze bauen. Daher muss Schulte 36 Warteplätze schaffen. Diese kosten pro Platz 2500 € und der Anbau in Summe 90000 €. Insgesamt müsste er inklusive Planungskosten (Zeichnungen, Bauantrag, Statik…) 422000 € in die Hand nehmen, um den Stall nach Variante 2 umzubauen. Auf seine 252 Sauen umgerechnet, betragen die Investitionskosten knapp 1675 €/Platz. Im Jahr sind das etwa 167 €/Sau. Und das ist damit deutlich günstiger, als das Reduzieren seines Bestandes.


Arena ans Deckzentrum


Andererseits kann Schulte auch eine Arena an das Deckzentrum bauen, wie in Variante 3 beschrieben (s. Übersicht 1 S. 25). In das Abteil Deckzentrum 1 stallt er eine Sauengruppe nach dem Absetzen bis zum Besamen ein. Die Kastenstände dort baut er aus und ändert die Anordnung der Stände. Diese stehen nun senkrecht zur vorherigen Variante (s. Übersicht 2 S. 26). Dadurch kann der Landwirt die Vorgaben für die Gangbreite einhalten. Die Laufgangbreite betrug vorher 1,80 m. In der Gruppenhaltung müssen die Gänge für die Sauen mindestens 2 m breit sein. Damit im Deckzentrum 1 eine Gruppe mit 36 Tieren Platz hat, sind die Selbstfangstände 68 statt 73 cm breit. Dadurch passen 12 Buchten in die senkrechten Reihen. An der einen kurzen Seite des Abteils sind außerdem noch der Eber und die Jungsauen untergebracht. Dieser Umbau ist deutlich aufwändiger, als das bloße Austauschen von Kastenständen zu Selbstfangfressständen und kostet Schulte 1000 €/Tier, bzw. in Summe 36000 €. Insgesamt bietet das Abteil nun 2,9 m²/Sau.


Die Arena an der Außenwand des Deckzentrums muss daher mindestens 75 m² groß sein, da sie für jede Sau 2,1 m² bieten muss. Sie ist als planbefestigte überdachte Fläche vom Aufbau einfach gehalten, schützt die Tiere aber vor zu viel Sonneneinstrahlung und Regen. Sie kostet 1050 €/Platz bzw. in Summe 37800 €. Die zwei Wanddurchbrüche machen dazu noch 3000 € aus.


Das zweite Abteil des Deckzentrums (s. Übersicht S. 26) baut Schulte kostengünstig zum Wartebereich aus, weil nun eine zusätzliche Wartegruppe anfällt. Im Deckzentrum 2 muss Schulte nämlich nur die Platzvorgaben des Wartestalls mit 2,25 m²/Sau und die Gangbreite von mindestens 2 m einhalten. Die Fressstandreihen versetzt er jeweils 20 cm nach außen. Der Gang am Trog wird ja nicht mehr für den Eber beim Besamen gebraucht, sodass Schulte ihn von 80 auf 60 cm verkleinern kann. So wird der Gang zwischen den Reihen 2,20 m breit und erfüllt die Mindestbreite von 2 m. Die Eberbucht verschwindet zugunsten von vier neuen Fressliegeständen. Dann kann der Landwirt im Bereich der Tür zum Wartestall einen Durchgang zwischen den Fressständen zur Erleichterung des Umtriebes schaffen. Insgesamt stehen den Sauen somit 2,45 m²/Tier im bisherigen Deckzentrum 2 zur Verfügung.


Der Umbau dieses Bereichs kostet Landwirt Schulte pro Platz 900 € (s. Übersicht 1 S. 25). Das sind in Summe 32400 €. Insgesamt müsste der Sauenhalter inklusive Planungskosten 412400 € investieren, um Variante 3 zu realisieren. Das wären Investitionskosten von 1637 € auf seine 252 Sauen umgerechnet. Auf das Jahr bezogen liegt er bei 163 €/produzierender Sau. Damit ist Variante 3 von den Kosten her vergleichbar mit Variante 2.


Nur Deckbereich anpassen


Angesichts der hohen Kosten von jährlich bis zu 386 €/produzierende Sau für die überlegten Umbauvarianten entscheidet sich Schulte für eine kostengünstigere Variante als Übergangslösung. Er baut zunächst nur den Deckbereich um und wartet mit dem Abferkelstall. Denn seine einzige Tochter Michaela ist erst 14 Jahre alt. Sie zeigt sich zwar landwirtschaftlich interessiert. Allerdings weiß sie in dem Alter nicht sicher, ob sie später die Sauenhaltung ihres Vaters fortsetzen will.


Daher baut Schulte nur den Deckbereich wie in Variante 3 beschrieben um, und lässt die Abferkelbuchten so, wie sie sind. Für die nächsten 15 Jahre kann er seinen Tierbestand halten und weiterarbeiten. Mit dieser Variante hat er Gesamtkosten von 114800 €. Die jährlichen Kosten belaufen sich auf 46 €/produzierende Sau.


maike.schulze-harling@topagrar.com

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