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Demo-Nachlese - Geht der Dialog weiter?

Lesezeit: 5 Minuten

Im Januar haben Kritiker und Befürworter der aktuellen Landwirtschaft wieder in Berlin demonstriert. Aber es gab auch Gespräche. Bieten diese eine Plattform für die Zukunft?


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Wie bewerten Sie die Aktivitäten des Handels und von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, Sie beide an einen Tisch zu holen? 


Holtkötter: Das hat mich schon überrascht, vor allem die Einladung des Ministers. Leider haben wir zuerst über die Medien davon erfahren und dann die offizielle Einladung bekommen.


Fritz: Von der Ernährungsindustrie war es ein mutiger Schritt, vom Minister ein längst überfälliger. Wir versuchen seit sechs Jahren, mit der Politik ins Gespräch zu kommen.


Welche Motive stehen hinter diesen Einladungen?


Holtkötter: Die Lebensmittelwirtschaft steht zwischen den Verbrauchern und den Landwirten. Insofern sehe ich das Gesprächsangebot als positives Signal, dass sich der Handel in den Dialog einbringen will. Ob sich das dann auch auf das Angebot an der Ladentheke auswirkt, muss sich zeigen. Durch diese Gespräche ist die Politik unter Zugzwang geraten. Deshalb auch die überstürzte Einladung.


Für wie ehrlich halten Sie die Dialogbereitschaft?


Fritz: Das ist meines Erachtens schon ehrlich gemeint. Aber Dialog ist kein Selbstzweck. Wir müssen dann auch über Inhalte reden. Dafür haben wir Vorschläge gemacht. Jetzt ist die Politik am Zug.


Der Minister hat eine weitere gesellschaftliche Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft angekündigt. Hat er Sie dazu eingeladen?


Beide: Bisher noch nicht.


Warum ist es für Befürworter und Kritiker der aktuellen Landwirtschaft so schwierig, aufeinander zuzugehen? 


Holtkötter: Wir Landwirte haben uns zu lange vor dieser Diskussion weggeduckt und gehofft, dass sie einen selber nicht trifft. Inzwischen merken wir, dass diese Strategie nicht trägt, spätestens wenn man im Fall einer Betriebserweiterung selber betroffen ist. Mittlerweile haben sich vor allem auf lokaler Ebene runde Tische mit Umwelt- und Tierschutzgruppen gebildet, die mal gut, mal weniger gut funktionieren. Das hängt stark davon ab, wie es den handelnden Personen gelingt, Vertrauen aufzubauen. So ein Dialog fehlt meines Erachtens auf Bundes- und Landesebene.


Fritz: Die Landwirtschaft hat die Bewegung, die entstanden ist, zunächst nicht ernst genommen. Wir wurden pauschal als Feinde der Landwirtschaft abgestempelt, was gar nicht stimmt. Wir möchten allerdings eine andere Landwirtschaft und darüber diskutieren, wie wir dahin kommen.


Wie lässt es sich verhindern, bei diesen Diskussionen immer wieder in Sackgassen zu geraten?


Holtkötter: Da kann ein neutraler Moderator helfen.


Fritz: Wir sehen das auch so. Moderation ist umso wichtiger, je mehr Leute am Tisch sitzen. Und wir wollen genau diese breite gesamtgesellschaftliche Diskussion über Landwirtschaft.


Wer könnte die Rolle übernehmen?


Fritz: Da ist vor allem der Landwirtschaftsminister gefordert. Auch die Wissenschaft könnte Verantwortung zeigen.


Holtkötter: Einverstanden.


Wichtig ist, dass sich die Gesprächspartner vertrauen. Viele Bauern fühlen sich durch einige Teilnehmer von „Wir haben es satt“ provoziert und diffamiert. Zu recht?


Fritz: Zum Teil kann ich das nachvollziehen. Man muss aber genau unterscheiden zwischen den Trägerorganisationen und nicht eingeladenen Organisationen, die unsere Demonstration als Plattform nutzen. Zu den 45 Trägern gehören viele renommierte Organisationen aus dem Bereich des Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutzes sowie Bauernorganisationen, aber auch die Albert Schweitzer Stiftung, die sich für eine bio-vegane Landwirtschaft einsetzt. Alle Trägerorganisationen haben sich auf gemeinsame Ziele verständigt. Im Bereich der Nutztierhaltung setzen wir auf artgerechtere Haltung bei weniger Fleischkonsum. Dass darüber hinaus radikale Tierrechtler bei unserer Demo mitlaufen, die mehr wollen, können wir nicht verhindern.


Vor der Demonstration haben Sie angekündigt, keine die Bauern beleidigenden Transparente zu dulden. Ist das gelungen?


Fritz: Unsere Ordner haben eine Handvoll Schilder entfernt – und das bei über 20000 Teilnehmern. Massiv geärgert hat mich das Transparent von Peta zur veganen Landwirtschaft. Das hätte ich auch gerne herausgenommen. Leider sind wir nicht an die Peta-Leute herangekommen.


Bei solchen Großdemonstrationen ist ein Veranstalter immer in einer schwierigen Position, denn jeder darf mitlaufen, solange er nicht den öffentlichen Frieden stört oder sich verfassungsfeindlich äußert.


Holtkötter: Wir hätten uns noch mehr Konsequenz gewünscht. Gruppen wie Peta oder „Grüne Woche demaskieren“, die Tierhalter als Mörder bezeichnen, sollten bei „Wir haben es satt“ keinen Platz finden.


Fritz: Wir laden Peta, „Grüne Woche demaskieren“ und ähnlich orientierte Gruppen nicht ein. Die sind einfach da. Ob wir in Zukunft noch restriktiver sein können, werden wir im Trägerkreis beraten.


Auch der Berufsstand geht nicht immer feinfühlig mit den Kritikern um. Warum reagieren Landwirte oft so dünnhäutig auf Kritik von außen?


Holtkötter: Uns stößt extrem sauer auf, dass jeder meint, uns Ratschläge geben zu können. Wir haben eine mehrjährige Ausbildung durchlaufen und machen unsere Arbeit wirklich mit Herzblut. Wenn man dann ständig hört, man mache alles falsch, tut das weh. Dann kann es passieren, dass der ein oder andere auch mal überreagiert. Trotzdem ist das nicht korrekt. Wer sich bei www.fragdenlandwirt.de nicht an die Spielregeln hält, wird gelöscht oder sogar gesperrt.


Wie geht es jetzt weiter?


Fritz: Wir müssen in die inhaltliche Diskussion kommen. Wohin soll sich die Landwirtschaft in Zukunft entwickeln? Noch größere Betriebe? Noch mehr Export? Wie kommen wir zu einer artgerechteren, ökologischeren und wirtschaftlich tragfähigeren Landwirtschaft? Darauf muss es Antworten geben.


Holtkötter: Von mir aus gerne. Aber dann müssen wir endlich auch die Begriffe sauber klären. Was ist Massentierhaltung? Was ist bäuerlich? Welche Strukturen passen in welche Region? Und die Fragen, welche Landwirtschaft wir brauchen, um möglichst vielen Betrieben eine Perspektive zu bieten?


Wie werden Sie sich einbringen? 


Holtkötter: Ich habe Herrn Fritz schon eingeladen.


Fritz: Wir machen im Herbst wieder unseren Kongress „Wir haben es satt“ und ich setze darauf, dass dann endlich auch Vertreter des Bauernverbandes dabei sind.Dr. Ludger Schulze Pals

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