Professor Stephan Dabbert holte den Titel „Rektor des Jahres 2016“ nach Hohenheim. Er glaubt, dass die Anerkennung der Landwirtschaft wieder steigen wird.
Professor Dabbert, was bedeutet Ihnen der Titel „Rektor des Jahres 2016“?
Prof. Dabbert: Ich freue mich sehr über die Auszeichnung. Einmal natürlich für mich persönlich, aber auch für die Uni. Eine solche Auszeichnung bekommt man nur mit der Unterstützung der gesamten Universität.
Wie sind Sie selbst zu den Agrarwissenschaften gekommen?
Prof. Dabbert: In den Schulferien habe ich früher auf landwirtschaftlichen Betrieben gearbeitet und nach dem Abitur eine landwirtschaftliche Lehre gemacht. Das war meine Basis, Agrarwissenschaften zu studieren. Denn nach der Lehre war klar, dass mir die finanziellen Mittel für den eigenen Betrieb fehlen und zum anderen, dass meine theoretischen Fähigkeiten besser sind als meine praktischen.
Haben Sie noch immer einen guten Draht zur Praxis?
Prof. Dabbert: Ich habe nach wie vor eine starke Sympathie für die praktische Landwirtschaft. Aber ich würde mich nicht mehr als praxisnah bezeichnen. Mir fehlt die Zeit, mich intensiv damit zu beschäftigen. Als Rektor habe ich, wie ein Betriebsleiter in einem Milchviehbetrieb auch, einen gut gefüllten Tag.
Sie haben als Agrarökonom viel zur ökologischen Landwirtschaft geforscht. Liegt Ihnen dieser Bereich besonders am Herzen?
Prof. Dabbert: Ja, die Öko-Landwirtschaft liegt mir am Herzen. Aber ich bin auch überzeugt, dass man vor allem in Bereichen, in denen man sich auskennt, gute Arbeit leisten kann. Und ich würde behaupten, dass ich mich darin gut auskenne. Inzwischen beschäftige ich mich seit 31 Jahren mit der Öko-Landwirtschaft und habe relativ lange auch die Europäische Kommission und die Bundesregierung in diesem Bereich beraten.
Sie waren lange Dekan der agrarwissenschaftlichen Fakultät. Verlieren die Agrarwissenschaften in der Hochschullandschaft nicht an Bedeutung?
Prof. Dabbert: Ja und nein. Hohenheim steht im internationalen Vergleich gut da. Aber die allgemeine Entwicklung der Forschung ging immer in Richtung Grundlagenforschung. Das passt für die Agrarwissenschaften nicht. Trotzdem sind sie ein wichtiger Forschungszweig und als solcher anerkannt. Auch wenn sie wegen der aufwendigen Forschungseinrichtungen vergleichsweise teuer sind.
Die Bauern leiden derzeit unter einer schweren Preiskrise. Welche Perspektive hat die Landwirtschaft in Deutschland?
Prof. Dabbert: Langfristig glaube ich, dass Nahrungsmittel so wichtig und so wenig substituierbar sind, dass wir die Bedeutung wieder erkennen und sich das auch bei den Preisen niederschlägt. Und das ist mehr als reiner Zweckoptimismus. Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsbereich und die Anerkennung wird langfristig wieder zunehmen.-aro-