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Der Blick von außen - Von der Presse Freiheit lernen

Lesezeit: 3 Minuten

Meine Kollegen von der „Zeit“ sind für viele Bauern zum Symbol geworden für die angeblich feindseligen Medien. Auch ich kenne den Groll und die Wut gegen Journalisten aus Leserkommentaren und Gesprächen.


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Guter oder besser richtiger Journalismus bildet die Wirklichkeit ab. Das ist schwierig, denn es gibt nicht nur eine Perspektive, sondern viele. Richtige Journalisten wollen die Wahrheiten der anderen kennenlernen, sie vergleichen und suchen nach Erklärungen für widersprüchliche Ansichten. Erst dann urteilen sie, was richtig sein könnte und was verkehrt. Dabei trennen sie Argumente von Geschwätz. Dafür brauchen sie Freiheit. Journalismus hat nicht die Aufgabe, für irgendwen ein Sprachrohr zu sein. Nicht für (Agrar-)Industrie, nicht für Parteien, Ideologien, Umwelt- und Tierschutzaktivisten. Journalismus hat die Aufgabe, Distanz zu bewahren.


Ein ehrlicher Blick von außen kann weh tun. Wer schon brüllt, wenn ein Journalist die Wirklichkeit beschreibt, die er selbst ignoriert, ist verlogen. Es ist nicht die Aufgabe von Journalisten, die Wirklichkeit so zu zeigen, wie manche Landwirte sie sehen. Es ist nur ihre Pflicht, gewissenhaft mit ihnen zu reden. Am Ende zählt das Argument.


Die NGOs und Medien haben Emotionen politisch salonfähig gemacht, heißt es in einer Studie von ,,Rheingold“. Ist das verkehrt? Nein. Aber es wird problematisch, wenn das Gefühl nicht mehr auf der Kenntnis der Wirklichkeit beruht oder wenn es mit einem absoluten Geltungsanspruch vorgebracht wird.


Der Landwirtschaft, insbesondere der Tierhaltung, hat es an Gefühl gemangelt. Das hat die Öffentlichkeit erkannt. Die Landwirte werden künftig ebenso mitfühlend aufs Tier blicken müssen, wie professionell distanziert. Sie müssen sich bemühen, den ,,Blick von außen“ als Ideenquelle zu integrieren.


Ich kann verstehen, dass Bauern über aggressiv moralisierende oder reißerische, einseitige Medienbeiträge wütend sind. Sie und ihre Familien müssen mit den Folgen leben. Manche Journalisten machen es sich einfach. Das enge Zeitkorsett und der Quotendruck sind dafür keine Entschuldigung. Genauso wenig, wie die Aussage eines Landwirts, die Preisschrauben von Lidl und Aldi erlaubten ihm nicht, etwas anders zu machen.


Die Pressefreiheit schützt korrekten und inszenierten Journalismus. Beides muss es geben dürfen. Das ist der Preis der Pressefreiheit. Es ist zu einfach, wenn Bauern ,,die Medien“ zu ihren Feinden erklären und sich trotzig wie gekränkte Ernährer der Weltbevölkerung aufspielen.


Jan Grossarth, Frankfurter Allgemeine Zeitung

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