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Der coole Blockbuster von der Mosel

Lesezeit: 5 Minuten

Mit ihrem professionellen Film „Respect your farmer“ holen sich sechs junge Leute aus der Nähe von Trier die Krone.


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Schnell mit dem Handy in der Hand frühstücken, die Reste wandern in den Müll. Dann hektisch weiter, Boulevardfernsehen statt Hintergrundberichte. Nach Feierabend: Frust über den lahmen Trecker auf der Straße, beim Überholen fliegt dem Landwirt der weggeworfene Burger an die Scheibe.


Wie kaum ein anderes Video beim Wettbewerb „Clip my Farm“ karikiert „Respect your farmer“ mit diesen Szenen die heutige Gesellschaft und bringt zugleich die Herausforderungen für die Landwirtschaft in Sachen Öffentlichkeitsarbeit auf den Punkt.


Verantwortlich für diesen großartigen Film ist das Team von agriKULTUR, einem noch recht jungen, aber bereits viel beachteten Videoportal über die heutige Landwirtschaft. Dahinter stecken unter anderem David Engel (27), Yannick Eberhard (27) und Yannik Zender (24). Dass die Bauern selbst professionelle Videos bei YouTube einstellen müssen, wurde David 2015 im TOP-Kurs der Andreas-Hermes-­Akademie klar. „Mir ist aufgefallen, dass im Internet keine verbraucherfreundlichen Erklärvideos über die Landwirtschaft existieren. Entweder gibt es Technikvideos ohne Kommentar oder Fachfilme, die keiner versteht. Und wenn es doch mal selbst gedrehte Videos von Bauern sind, ist die Qualität oft schlecht“, begründet der Junglandwirt mit abgeschlossenem Landtechnikstudium die Beweggründe, selbst zum „Filmer“ zu werden.


Voll durchgestartet:

Beim Melken der 125 Kühe auf dem elterlichen Betrieb in Hetzerath (Rheinland-Pfalz) reifte der Entschluss, selbst Filme im Stil der „Sendung mit der Maus“ zu machen. „Verbraucher schauen keine langweiligen Dokumentationen mit Fachbegriffen, sie wollen unterhaltsame Beiträge, bei denen man noch etwas lernt“, so die Erfahrung von David Engel. Schnell konnte er seine Studienfreunde Yannick und Yannik davon überzeugen, mit qualitativ hochwertigen Filmen das Heft der Öffentlichkeitsarbeit selbst in die Hand zu nehmen.


Unter dem Motto „Geil oder gar nicht!“ investierten sie in Kamera- und Softwaretechnik. Yannik Zender, der in Niederweis auf dem elterlichen Ackerbaubetrieb arbeitet, entwarf ein Logo für die Facebook-Seite. Yannick Eberhard, in Erftstadt bei einer Schiffbaufirma als Ingenieur beschäftigt, erstellte ein Intro.


Im Sommer 2015 ging dann der erste Film von agriKULTUR an den Start. Im Zwei-Wochen-Rhythmus gibt es seitdem neue 5-Minuten-Berichte aus den unterschiedlichsten Bereichen der Landwirtschaft; eventuell bald auch aus dem Ausland. Neue Betriebe findet das Team – mittlerweile vier kreative Köpfe und einige engagierte Helfer – über Facebook und die Landjugend. Zeitungsberichte und zwei Auftritte im SWR-Fernsehen machten das Projekt schließlich auch überregional bekannt.


Derart motiviert, sahen sich die Freunde im August 2015 gut gerüstet, endlich selbst am top agrar-Videowettbewerb „Clip my Farm“ teilzunehmen, den sie seit Jahren verfolgen. Bei diversen Feierabendbieren in Davids Küche entstanden die Ideen, die schließlich im Szenenbuch landeten. „Wir wollten einen coolen, kleinen Blockbuster drehen, der unsere Leidenschaft für die Landwirtschaft zeigt“, erinnern sie sich lachend. Zur Verstärkung holten sie Davids Freundin Beata Meczykowski (28) sowie Carmen Maier (23) und Andreas Brühann (28) mit ins Boot.


„Kernaussage ist, dass die Leute mehr über den Wert der Lebensmittel nachdenken sollen. Heute fehlt es total an Wertschätzung“, erklären die Freunde. „Alles ist schnell, es wird nicht nachgedacht. Zwar ist das Thema Lebensmittelverschwendung in den Medien, aber keiner nimmt es ernst. Und alle handeln so, egal ob Geschäftsmann oder einfache Leute. Das Essen kommt aus der Tüte. Woher? Ist doch egal, Hauptsache billig. 5 € für Zigaretten sind dagegen o.k.“


Mit Witz und Konzept:

Das Dilemma bringen die frisch gekürten Sieger des Wettbewerbs in ihrem Film klar zum Ausdruck. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern plakativ und provokant gestreut in einem äußerst unterhaltsamen Clip.


Die Karikatur der Gesellschaft wird dabei gekonnt begleitet von witzigen Details: Beispielsweise die Lebensmittelpackungen mit der Aufschrift „NEIN“, eine Anspielung auf die REWE-Eigenmarke „JA“. Oder die Radiostimmen, gesprochen von Gertrud Engel, Davids Mutter. Oder die oberflächliche Jenny mit ihrem teuren Handy und billigen Lebensmitteln. Sie hat ebenso keinen Blick für die Landwirtschaft wie der gestresste Geschäftsmann André oder der „Gärtner Yannick“, der ein Dinner für 2,99 € plant. Sie und die weiteren Protagonisten treffen am Ende des knapp vierminütigen Films am Rand eines Feldes zusammen, geschickt inszeniert durch eine verbotene Liebe.


Gedreht haben die Rheinland-Pfälzer drei Tage am Stück Anfang September mit einer Spiegelreflexkamera Canon EOS 700 D und dem iPhone 6 für die Slowmotion-Szenen. Dazu kauften sie noch einen Slider, eine Schiene für die Kamerafahrt. Für eine ruhige Kameraführung bei Bewegungen sorgte eine neue Steadycam. Das Resultat ist beeindruckend, etwa bei der aufwendigen Burgerwurf-Szene aus dem Auto. „Hier haben wir aus dem Kofferraum unseres Kastenwagens gefilmt“, sagt Yannick.


Die gut 80 GB Rohmaterial haben David und Yannik dann drei Wochen lang geschnitten. „Wichtig war, dass der Spaß für den Zuschauer nicht zu kurz kommt. Er soll dranbleiben, den Inhalt kapieren und die Brücke erkennen, die der Film zur Landwirtschaft schlägt“, so David.


Eigene Musik komponiert:

Ein Leckerbissen des Clips ist schließlich die Musik. Yannick Eberhard, der in seiner Freizeit in Rockbands spielt, kennt sich mit Musikaufnahmen aus. Passgenau für den Film komponierte er eine actiongeladene Musik. „Wichtig war, dass der Takt zum Film passt“, erinnert sich Yannick.


Der – auch finanzielle – Einsatz hat sich gelohnt: Die Jury vergibt den ersten Preis für die Truppe von der Mosel. Von den 10 000 € Prämie wollen sie sich nun eine professionelle Kamera-Drohne kaufen, um ihre agriKULTUR-Videos noch vielfältiger zu gestalten. Interessierten Berufskollegen raten David, Yannick und Yannik, ihre Arbeit selbst mehr zu filmen. Allerdings sollten die Bauern auf hohe Qualität und besprochene Filme achten. „Das Niveau ist bei YouTube heute derart hoch, dass die Zuschauer bei schlechten Filmen wegklicken.“


Ihr Tipp zum Abschluss: Profi-Videos im Internet anschauen. Das agri-KULTUR-Team selbst will jetzt mit Plakataktionen in Kindergärten, Schulen und Supermärkten durchstarten und sucht weitere Landwirte, die für das Portal filmen möchten. Alfons Deter

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