Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

Der erste Mitarbeiter

Lesezeit: 6 Minuten

Immer mehr Landwirte schaffen die Arbeit nicht mehr allein. Nur, wenn Sie die Suche nach einem Mitarbeiter richtig anpacken, dürfen Sie auf schnelle Entlastung hoffen.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Selbständige Landwirte kennen keinen Achtstundentag. Es ist bäuerliche Arbeitsmoral, auch in Arbeitsspitzen immer weiter zu funktionieren. Aber was tun, wenn die Belastung auf Dauer zu hoch wird? Die Altenteiler fallen aus oder der Betrieb wächst – der Landwirt schafft die Arbeit nicht mehr allein. Dann muss ein Mitarbeiter her.


Immer mehr Landwirte stellen familienfremde Arbeitskräfte ein. Das betrifft nicht nur Großbetriebe. Schon rund jeder fünfte deutsche Betrieb unter 100ha beschäftigt mindestens einen familienfremden, festen Mitarbeiter. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Jahr 2010. Damals hatte nur jeder siebte Betrieb einen Angestellten. Zusammen beschäftigen die rund 280000 deutschen Betriebe mehr als 200000 Mitarbeiter.


Wer zum ersten Mal einen familienfremden Mitarbeiter einstellt, steht vor einer besonderen Herausforderung. Wir haben die sechs wichtigsten Praxistipps zusammengestellt, um Ihnen bei diesem Schritt zu helfen.


1. Der gute Plan

Eine gute Zusammenarbeit beginnt nicht erst auf dem Feld oder im Stall, sondern durch gründliche Vorbereitung auf den ersten Mitarbeiter. „Es ist oft ein Problem, dass man sich vorher nicht im Klaren darüber ist, welche Aufgaben der Stelleninhaber übernehmen soll“, sagt Dirk Lüvolding, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.


Zuallererst sollten Sie daher entscheiden, wofür Sie eine Arbeitskraft benötigen. Dabei hilft eine genaue Erfassung des Arbeitsanfalls. Notieren Sie sich, zu welchem Zeitpunkt Sie wie lange welche Tätigkeit verrichten und planen Sie zukünftige Mehrarbeit, z.B. nach einem Stallneubau, mit ein. Überlegen Sie anschließend, welche dieser Aufgaben Sie dem Mitarbeiter übertragen möchten und wie viel Zeit diese in Anspruch nehmen. Wichtig: Ein Mitarbeiter arbeitet eventuell langsamer als Sie und Sie müssen Urlaubs- und Krankheitstage einkalkulieren.


Besprechen Sie mit Ihrer Familie, wer Ansprechpartner für den Mitarbeiter ist. Klären Sie, inwiefern Sie den Angestellten in das Familienleben, z.B. durch gemeinsame Mahlzeiten, einbinden.


2. Das passende Stellenprofil

Danach können Sie ein Stellenprofil entwickeln, das den Arbeitsplatz beschreibt. Das ist wichtig, um passende Bewerbungen zu bekommen. Dazu müssen Sie die Aufgaben Ihres Mitarbeiters und deren zeitlichen Umfang sowie die Art des Beschäftigungsverhältnisses festlegen. Nennen Sie die Rahmenbedingungen des Arbeitsplatzes, z.B. Arbeitszeiten, Urlaub und Entlohnung.


Entscheiden Sie, ob Sie eine Fachkraft oder einen ungelernten Mitarbeiter einstellen möchten. Wichtige Kriterien können die Anforderungen an den Angestellten und das Lohnniveau sein. So schreibt Nordrhein-Westfalen für landwirtschaftliche Facharbeiter eine tarifliche Grundvergütung von 12,12 € pro Stunde vor, während ungelernte Hilfskräfte einen tariflichen Mindestlohn in Höhe von derzeit 8,00 € erhalten.


Gleichzeitig setzen einige Aufgaben, wie z.B. die Übernahme einer eigenen Melkschicht oder die Leitung der Ferkelaufzucht, ein gewisses Fachwissen und Erfahrungen voraus.


Thomas Bißmeyer, Milchviehhalter aus dem Kreis Osnabrück (s. Seite 40), entschied sich bei seinem ersten Angestellten für einen landwirtschaftlichen Gesellen, der eine Melkschicht und Arbeiten in der Außenwirtschaft übernimmt. Als er anschließend jemanden suchte, der ihn bei Stallarbeiten wie füttern und Ställe einstreuen unterstützt, stellte Bißmeyer einen ungelernten Helfer ein.


3. Die interessante Stellenanzeige

Wenn Sie das Profil der Stelle kennen, können Sie die Stellenanzeige formulieren. Diese vermittelt dem Bewerber den ersten Eindruck von seinem potentiellen Arbeitgeber.


Es ist rechtlich vorgeschrieben, dass Sie alle Bewerber gleich behandeln müssen. Schließen Sie kein Geschlecht und keine Altersklasse aus.


Verwenden Sie die Informationen aus Ihrem Stellenprofil und beschreiben Sie in der Anzeige:


  • den Betrieb,
  • die Aufgaben des Mitarbeiters,
  • die benötigten Eigenschaften und Qualifikationen,
  • Arbeitszeiten und Entlohnung sowie
  • Ihre Kontaktdaten.


Die fertige Stellenanzeige lässt sich zügig verbreiten. Im Internet können Sie Ihr Stellenangebot auf der Agrarjobbörse (www.agrarjobboerse.de) veröffentlichen, welche die Anzeige gleichzeitig an die Bundesagentur für Arbeit weiter gibt. Darüberhinaus empfiehlt sich unser Karriereportal www.karrero.com


Gesuche nach Hilfskräften sollten Sie zudem in der Lokalzeitung, Anzeigen nach Fachkräften in Fachzeitschriften veröffentlichen. Erzählen Sie auch Ihren Nachbarn, dem Tierarzt und Beratern, dass Sie Personal suchen.


Im ersten Schritt sollten Sie den Bewerbern eine Eingangsbestätigung versenden. Danach vergleichen Sie die Bewerbungen mit dem Stellenprofil und laden passende Kandidaten zum Vorstellungsgespräch ein.


Beginnen Sie das Gespräch im Büro. Auf dem Hof ist es für ein derart wichtiges Gespräch zu unruhig und der Bewerber erhält schnell den Eindruck, nicht Ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen.


Stellen Sie sich, den Betrieb und die Stelle kurz vor, um anschließend vor allem den Stellenanwärter reden zu lassen. Haken Sie nach, um einen umfangreichen Eindruck von dem Bewerber zu bekommen. Klären Sie anschließend die Rahmenbedingungen (Arbeitszeit, Gehalt, etc.) und geben Sie dem Kandidaten die Möglichkeit, Fragen zu stellen.


Erst danach sollten Sie dem Interessenten Ihren Betrieb zeigen.


Nach den Bewerbungsgesprächen entscheiden Sie sich für einen Kandidaten. Sind Sie von Ihrem Bewerber überzeugt, können Sie ihn direkt einstellen. Häufig empfiehlt sich aber eine Probearbeit, in der sich beide Seiten von dem Arbeitsverhältnis überzeugen können.


Den anderen Interessenten sagen Sie ab, sobald Sie eine Zusage erhalten und senden deren Bewerbungen zurück.


5. Die korrekte Einstellung


Zur Einstellung Ihres Mitarbeiters müssen Sie einen Arbeitsvertrag erstellen. Der Vertrag regelt die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Je präziser der Inhalt, desto besser beugen Sie Streitfällen vor. Sie sollten sich daher Unterstützung durch Ihren Steuerberater oder die zuständige Arbeitgeberberatung holen, welche häufig auch Muster-Arbeitsverträge zur Verfügung stellen.


Der Vertrag beinhaltet Angaben zu Arbeitsinhalt, -zeit, Laufzeit und Kündigungsfrist. Informieren Sie sich über die gesetzlichen und tariflichen Vorschriften zur Vergütung, dem Urlaubsanspruch, Überstunden und Wochenendarbeit.


Stellen Sie in Ihrem Betrieb zum ersten Mal einen Mitarbeiter ein, müssen Sie bei der Agentur für Arbeit eine Betriebsnummer beantragen.


Des Weiteren müssen Sie Ihren Mitarbeiter bei der Agentur für Arbeit, dem Finanzamt, sowie der Sozialversicherung anmelden. Geringfügig Beschäftigte müssen Sie zusätzlich bei der Minijob-Zentrale der Bundesknappschaft registrieren. Auch hier unterstützen Steuer- und Arbeitgeberberater.


6. Die richtige Einarbeitung


Zum Schluss kommt der wichtigste Schritt, die Einarbeitung. Berater Dirk Lüvolding warnt: „Die Landwirte erwarten häufig zu viel. Gleichzeitig haben die Mitarbeiter zu Beginn oft Angst, etwas falsch zu machen.“


Sie sollten sich daher in der Einarbeitungsphase viel Zeit für ihren Angestellten nehmen. Arbeiten Sie ihn sorgfältig in seine Aufgaben ein. „Setze ich jemanden auf den Trecker, der in das Arbeitsgerät nicht vernünftig eingearbeitet ist, kann das einen größeren Schaden von sich tragen“, betont Dieter Hoffarth, Ackerbauer und Rinderzüchter aus dem Kreis Marburg-Biedenkopf (siehe Seite 38).


Schaffen Sie ihrem Mitarbeiter einen eigenen Kompetenzbereich, z.B. die Futtervorlage oder den Abferkelstall. „Denn nur mit einem klar abgesteckten Aufgabengebiet ermöglichen Sie es Ihrem Mitarbeiter Verantwortung zu übernehmen“, erläutert Lüvolding.


Nun liegt es an Ihnen, Ihren Mitarbeiter an sich zu binden. Dass unzufriedene Angestellte den Betrieb schnell wieder verlassen, zeigt die Statistik. Jede zehnte landwirtschaftliche Fachkraft wechselt innerhalb des ersten Jahres auf einem Betrieb wieder die Stelle. Je besser Sie sich auf den neuen Kollegen einstellen, umso eher bleibt Ihnen das erspart. Antonia König

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.