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topplus Reportage

Der Großfamilien-Betrieb

Lesezeit: 4 Minuten

Auf der Killen-Farm arbeitet ein Vater mit seinen sechs Söhnen. Wie geht das?


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Als wir auf der Farm ankommen, ist gerade Mittagszeit. Die Küche ist proppenvoll, es ist ziemlich laut und die Stimmung klasse. Auch mit guten Englischkenntnissen hat man Schwierigkeiten, zu folgen. Ständig ruft einer etwas in die Runde und alle lachen.


Wir sind bei Familie Killen. Sie bewirtschaftet einen Betrieb plus Lohnunternehmen in Nordirland, in der Nähe von Londonderry. „Familienbetrieb“ ist hier Programm: Denn die Mitarbeiter auf dem Betrieb sind Vater Derek (65) und seine Söhne Christopher, Jonathan, Robert, Philip, Adam und Gordon (37 der älteste, 23 der jüngste). Ein Vater, sechs Söhne! Alle arbeiten mit und alle wohnen rund um die Farm – vier von ihnen bereits mit eigenen Familien.


Wie funktioniert so etwas? Vater Derek sagt, das gehe nur mit extrem harter Hand! Die lachende Reaktion seiner Söhne zeigt, dass es damit wohl nicht weit her ist. Der Vater grinst stolz. Seine Frau und er haben halt immer eine Tochter gewollt, nach sechs Jungs hätten sie aufgegeben, sagt Derek.


Der Senior sucht sich seine Freiräume. Ein Mobiltelefon hat er nicht. „Ich hatte eines, aber dann sind die mir hier so auf die Nerven gegangen, dass ich es wieder abgegeben habe. Die sollen kommen, wenn sie was wollen!“ Die Söhne nehmen es zur Kenntnis.


Neben der Familie beschäftigen die Killens noch acht Mitarbeiter. Langeweile kommt hier nie auf – auch wenn es im Winter nahezu jeden Tag ergiebig regnet. Nur im Zeitraum von Juni bis September gibt es pro Monat im Schnitt 20 trockene Tage. Weil es zu viel regnet, stufen die Killens das trockene Jahr 2018 als „gutes Jahr“ ein.


Super sauberer Betrieb


Der Betrieb ist super sauber, alle Flächen sind befestigt, die Ställe modern. Die Killens halten 450 Milchkühe. Die durchschnittliche Leistung liegt bei 8000 l. Die Tiere stehen meist im Stall. Die Ration setzt sich aus Gras, Ganzpflanzensilage und Mais zusammen.


Alle Familienmitglieder arbeiten auch im Stall. Das geht nach einem Dienstplan. Ihr ganzer Stolz ist ein brandneuer Melkstand mit 36 Plätzen und Schnellaustrieb nach vorne. Die Mitarbeiter des Lohnunternehmens seien übrigens überhaupt nicht zur Stallarbeit zu bewegen. Auch in Nordirland findet man kaum Arbeitskräfte für die Tierhaltung. Im Lohnunternehmen sind Fahrer dagegen leicht zu bekommen. Generell sei auch in Nordirland das Ansehen der Farmer in den letzten Jahren deutlich gesunken, meint Derek.


Wie steht der Patriarch zum Brexit, wollen wir wissen – schließlich sind wir hier ja auf der „anderen Seite“. Nordirland gehört zu Großbritannien. Derek Killen ist genervt vom Chaos in der Regierung. Allerdings: Er hat für den Brexit gestimmt, und würde es wieder tun. Er rechnet aber nicht – wie immer befürchtet – mit einer harten Grenze zur Republik Irland. Und auch ein Wiedererstarken der Terrororganisation IRA hält er für ausgeschlossen. Obwohl im April in Londonderry bei Ausschreitungen eine junge Journalistin erschossen wurde, und sich die „Neue IRA“ zu der Tat bekannt hat.


Mais nur unter Folie


Im Lohnunternehmen bewirtschaftet Familie Killen eine Fläche von rund 4000 ha. Schwerpunkte sind Silage und Gülle. Dazu kommen Dienstleistungen im Ackerbau. Wie das Maislegen unter Folie, das bei unserem Besuch gerade abgeschlossen ist. Junger Mais hat oben nur unter der schützenden Folie eine Chance, sagen die Killens. Sie haben zwei Maisdrillen mit Folienleger. Der reine Einsatz kostet rund 110 €/ha. Dazu kommen die Kosten für das Saatgut, den Pflanzenschutz und die Folie.Macht noch einmal ca. 505 €/ha. Günstig ist es nicht, in Nordirland Mais anzubauen. Trotzdem sehen wir viele Felder unter Folie. Der Kunststoff zersetzt sich übrigens nach Erfahrungen der Unternehmer komplett bis zur Ernte.


Dass die Familie voll hinter ihrem Betrieb steht, kann man auch auf ihrer ​Facebook-Seite „Killen Bros“ sehen. Was treibt sie an? Einer der Söhne bringt es auf den Punkt: „Wir arbeiten 16 Stunden und ruhen uns acht aus. Das geht sechs Tage die Woche so – und es macht riesigen Spaß!“ Der Rest geht in Bemerkungen seiner Brüder, wie z.B. „du kannst eh nichts Anderes“, unter. Keine Frage, die Killens sind ein starkes Team.

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