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„Der Kunde fragt selten nach der Art der Tierhaltung“

Lesezeit: 3 Minuten

Die Grünen in Baden-Württemberg fordern die Haltungskennzeichnung von Frischfleisch. Ist das überhaupt umsetzbar?


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Eine Kennzeichnungspflicht für Frischfleisch, ähnlich dem Erzeugercode bei Eiern – kann das funktionieren?


Samuel Rüger: Ganz klar: Nein! Der Vergleich mit den Eiern hinkt. Denn bei Fleisch geht es vielfach um verarbeitete Produkte, und die bestehen in der Regel aus mehreren Fleischarten. Wie wollen Sie z.B. eine Schinkenwurst, die aus Rind- und Schweinefleisch aus verschiedenen Haltungsformen besteht, eindeutig kennzeichnen?


Hinzu kommt sicherlich ein hoher Aufwand für die Trennung der Warenströme am Schlachtband…


Rüger: Ja, die Kosten einer solchen Separierung bei Schlachtung und Zerlegung wären immens. Denn nach jeder Haltungsform müssten die Bänder gereinigt und desinfiziert werden, man bräuchte eine Vielzahl an Kühlhäusern und eigene Lkw. Aus meiner Sicht würde das ganz schnell dazu führen, dass die derzeitige Vielfalt an Haltungsformen zurückgeht. Das können die Grünen doch nicht wirklich wollen, oder?


Nach dem Gammelfleischskandal haben Sie als größte deutsche Fleischergenossenschaft mit der EZG Steigerwälder-Bauernschwein ein Projekt zur Herkunftskennzeichnung lanciert. Wie lief das genau ab?


Rüger: Wir konnten mit den biologischen Daten der Ferkel aus den Erzeugerbetrieben in Kombination mit einem DNA-Fingerabdruck der Elterntiere für jedes Stück Fleisch ein lückenloses Herkunftsprofil erstellen. Diesen Service haben wir dem Endverbraucher über unsere Metzgereien und Gastronomiebetriebe angeboten.


Das klingt zukunftsweisend. Warum haben Sie das Projekt trotzdem nach drei Jahren wieder eingestampft?


Rüger: Weil in dieser Zeit kein einziger Endkunde dieses System in Anspruch genommen hat! Zudem würden ihm diese Informationen aus meiner Sicht auch nicht viel nützen, denn Fleischqualität hat mit der Herkunft nichts und mit der Tierhaltung nur wenig zu tun. Sie hängt vielmehr von einer Vielzahl an Faktoren ab, wie z.B. von der Rasse, der Fütterung, dem Gesundheitsstatus, der Gattung oder von der Art des Transports und ganz wesentlich vom Stress der Tiere bei der Schlachtung. Die Politik will offenbar nicht wahrhaben, dass sich der Großteil der Verbraucher für diese Themen gar nicht interessiert und der Branche schon jetzt zutraut, ihm gesunde, schmackhafte Lebensmittel zu liefern.


Das heißt, aus Ihrer Sicht ist die bisherige Kennzeichnung ausreichend?


Rüger: Ja, der Kunde hat genügend Wahlfreiheit. Und für die Mehrzahl ist ohnehin der Preis das einzige Kaufargument. Wer auf die Herkunft und Haltung der Tiere Wert legt, kann sich heute schon ausreichend informieren und auf Markenfleischprogramme zurückgreifen. Diese haben übrigens oft so umfangreiche Produktionskriterien, dass sie sich unmöglich in einem einzigen Code abbilden lassen. Wünschenswert wäre aus meiner Sicht aber, dass künftig auch bei Importfleisch das Land der Geburt, Mast, Schlachtung und Zerlegung der Tiere anzugeben ist. Zudem plädiere ich dafür, dass Fleisch auf der Speisekarte von Gaststätten genauso gekennzeichnet sein muss wie an der Metzgertheke.


Glauben Sie, dass die Grünen ihr Vorhaben durchsetzen können?


Rüger: Im Alleingang werden wir in Deutschland sicher keine solche Kennzeichnungspflicht bekommen. Und ich bezweifle stark, dass es EU-weit dafür Mehrheiten gibt.-sl-

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