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Der Merkel-Fanclub

Zwiebel- und Kartoffelproduktion

Lesezeit: 4 Minuten

Die Brüder Nikos und Panagiotis Parapoulis und ihr Abnehmer Ioannis Mantzaris haben ihre Zwiebel- und Kartoffelproduktion in der Krise verdoppelt. Auch dank der internationalen Finanzaufseher.


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Ich hoffe, dass die Troika noch mindestens 15 Jahre in Griechenland bleibt“, sagt Ioannis Matzaris (48) und begründet: „Sie räumt endlich auf mit der Verlogenheit und mit der Korruption, die Unternehmertypen wie mich in diesem Land so lange kleingehalten haben.“ Diese Worte haben gesessen. Den Parapoulis-Brüdern, mit denen er Zwiebeln und Kartoffeln anbaut und verarbeitet, verschlägt es die Sprache. Plötzlich ist aus unserem Betriebsbesuch in Thiva, 100 km nördlich von Athen, eine hitzige Diskussion über die griechischen Landwirte und die Eurokrise geworden.


Seit 25 Jahren verarbeitet und verpackt Mantzaris Zwiebeln und Kartoffeln für den griechischen Markt. 2008 schloss er sich mit seinen zwei größten Lieferanten, den Landwirten Panagiotis (30) und Nikos Parapoulis (33), zum Unternehmen „Agro Diktyo“ (dt. Agrar-Netzwerk) zusammen, das die Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Großhandel abdeckt. Ihre Waren verkaufen die drei hauptsächlich an griechische Supermarktketten. In den ersten Jahren erwirtschaftete das Trio auf 300 ha einen Jahresumsatz von rund 4 Mio. Euro.


Weniger Subventionsbetrug:

Jetzt, sechs Jahre nach der Unternehmensgründung und vier Jahre nach Beginn der griechischen Eurokrise, verarbeiten sie die Ernte von 600 ha und setzen 8 Mio. Euro im Jahr um. Die zusätzliche Fläche haben sie teils durch Kooperation mit den benachbarten Landwirten gesichert, teils aber auch gepachtet oder sogar gekauft. Laut Mantzaris war das möglich, weil um den Betrieb herum viele Kleinbauern aufgeben mussten.


Für einige dieser Kleinbauern sind ihre Flächen auch deswegen unrentabel geworden, weil sie nach Ankunft der Troika beim Subventionsbetrug vorsichtiger geworden sind. Wer einen Hektar Land hatte, habe oft Subventionen für mehrere Hektar beantragt und einen Teil des Mehrerlöses dem für die Antragsgenehmigung zuständigen Beamten zukommen lassen, berichtet uns ein Landwirt. Davon würden nun viele Grundbesitzer zurückschrecken und ihre Flächen lieber verpachten oder verkaufen, so der Landwirt, der ungenannt bleiben möchte.


Genau deshalb ist Mantzaris den internationalen Finanzaufsehern so dankbar. Erfolg habe neuerdings etwas damit zu tun, wer sein Unternehmen am besten voranbringe und am kosteneffizientesten produziere. Endlich komme es nicht mehr darauf an, wer die dicksten Umschläge an die Beamten verteilt. „Deswegen sind wir hier Fans von Angela Merkel!“, entfährt es Mantzaris.


Das sieht man im vorgelagerten Bereich etwas differenzierter. Elena Katsimi von der griechischen BASF weiß, wie schwierig die vergangenen Jahre für viele Landwirte waren. „Die ständig neuen Steuern auf alle Betriebsmittel haben viele die Existenz gekostet. Es ist nicht korrekt, hart arbeitende Bauern, die jetzt vor einem Scherbenhaufen stehen, als faule Subventionsbetrüger abzutun“, entgegnet sie Mantzaris in dessen Büro. Die Spannung im Raum ist jetzt deutlich spürbar. Es ist, als würden die Griechen noch selbst mit sich hadern, was in den letzten Jahren eigentlich passiert ist und wer daran die Schuld trägt.


Not macht erfinderisch.

Die Not der Bauern hat auch die Hersteller von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln erfinderisch gemacht. So bot die griechische BASF mehr Anbauberatung und Hilfe bei der Vermarktung an. Derzeit versucht man, den Kontakt zwischen griechischen Erzeugergemeinschaften und deutschen Supermarktketten herzustellen, um Absatzpotenziale in Deutschland aufzudecken. „Wir konnten uns nicht mehr stumpf auf den Verkauf unserer Produkte beschränken“, so BASF-Mitarbeiter Tassos Klitsinaris.


Auch Agro Dykto kam in den letzen Jahren unter Kostendruck. So wurde unter anderem der vergünstigte Agrardiesel abgeschafft und der Strom durch neue Steuern um 35 % teurer. Um ein Kilo Zwiebeln zu produzieren, geben Mantzaris und die Parapoulis-Brüder jetzt allein 4 Cent an Stromkosten aus. Weil gleichzeitig die griechischen Verbraucher keine höheren Preise bezahlen konnten, waren Kosteneinsparungen in anderen Bereichen dringend nötig, berichtet Panagiotis Parapoulis: „Wir planen unsere Saat- und Erntetermine jetzt viel präziser und haben uns außerdem eigene LKWs zugelegt, um bei der Logistik flexibler zu sein. So haben wir unsere Lagerkosten halbiert“, so der Agrarunternehmer. Außerdem setzen die drei jetzt auf billigeres Verpackungsmaterial und verzichten auf ein Nachhaltigkeits-Zertifikat für ihre Waren. Der nächste Schritt wäre es, in neue Erntetechnik zu investieren. Denn die Zwiebeln und Kartoffeln werden bislang von pakistanischen Gastarbeitern in Handarbeit geerntet, die Lohnkosten sind dementsprechend hoch. Dafür fehlt es den dreien noch an einem Kapitalgeber. Nikos Parapoulis ist sich aber sicher, dass er und seine Partner auch dieses Problem irgendwann lösen werden.


Sein Fazit: „Echte Landwirte lassen sich von nichts unterkriegen. Auch nicht von der Eurokrise.“-cm-

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