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Deutscher Eiermarkt im Umbruch

Lesezeit: 6 Minuten

Pünktlich zu Ostern und Weihnachten gehen die Eierpreise nach oben. Diese eherne Regel gilt nicht mehr. Die Ursachen und Hintergründe erläutert Dr. Michael Lüke von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.


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Deutsche Eier sind knapp geworden. Ab dem 1. Januar 2010 dürfen bei uns keine Legehennen mehr in konventionellen Käfigen gehalten werden. Die 2006 verabschiedete Haltungsverordnung trifft die deutschen Legehennenhalter gleich doppelt: Erstens werden die herkömmlichen Käfige bei uns schon zwei Jahre früher verboten als im Rest der EU. Und zweitens gelten in Deutschland für die alternative Kleingruppenhaltung, etwa beim Mindestplatzangebot, wesentlich strengere Vorgaben als im übrigen Europa.


Staatlich erzwungenes Investitionsprogramm


Wer seine Legehennen bislang in Käfigen gehalten hat und weiter Eier produzieren will, muss auf Kleingruppen-, Boden- oder Freilandhaltung umstellen. Dies zwingt die Betriebe zu erheblichen Investitionen, denn Anfang 2008 wurden noch rund 60 % der deutschen Hennen (26 Mio.) in klassischen Käfigen gehalten. Am Ende der Umstellung auf die neuen Haltungsformen dürften die Legehennenhalter rund 650 Mio. € investiert haben.


Die Umstellung ist zwar noch in vollem Gange. Aber schon jetzt ist klar: Nicht alle Betriebe machen mit. Viele scheuen die hohen Umstellungskosten. Vor allem ältere Landwirte ohne Hofnachfolger mit kleinen und mittleren Beständen werden aufhören. Aber auch größere Betriebe steigen aus. Am Ende könnten bis zu einem Viertel der Legehennenhalter aufgeben. Die Zahl der Hennen dürfte aber nicht ganz so stark sinken. Für das erste Halbjahr 2009 hat das Statistische Bundesamt für Betriebe mit mehr als 3 000 Hennenplätzen einen Rückgang der Bestände von fast 10 % gemeldet.


Wenig Eier, feste Preise


Viele Betriebe haben mit der Umrüstung auf die neuen Haltungssysteme bis zum Schluss gewartet. Teilweise gibt es zurzeit auch Lieferschwierigkeiten bei den Stalleinrichtungen. Die Firmen kommen aufgrund der hohen Nachfrage mit der Produktion kaum nach.


Erfreulich für die, die weitermachen und schon umgestellt haben: Die knappe Versorgungslage führt derzeit zu steigenden Preisen. Sie liegen in diesem Jahr deutlich über dem Vorjahresniveau (siehe Übersicht). Die hohen Preise dürften sich mindestens noch bis Ostern nächsten Jahres halten. Erst dann dürfte der Umbau auf die neuen Haltungssysteme und die Wiedereinstallung überall abgeschlossen sein und endgültig Klarheit herrschen, wie viel Legehennen es in Deutschland noch gibt.


Aber die Konkurrenz schläft nicht: Ein unterversorgter Markt mit hohen Preisen lockt automatisch ausländische Anbieter an. Allein im ersten Halbjahr 2009 haben die Schalenei-Importe um fast 50 % zugenommen. Ob einmal verlorene Marktanteile von heimischen Eier-Erzeugern wieder zurück gewonnen werden können, ist offen. Entscheidend wird sein, wie wichtig den Verbrauchern deutsche Eier wirklich sind. Bislang essen sie immer noch am liebsten heimische Eier.


Handel listet Käfigeier aus


Neben der neuen Haltungs-Verordnung ist vor allem der Lebensmittelhandel für den gegenwärtigen Umbruch am Eiermarkt verantwortlich. In den letzten Jahren haben die Discounter und der Lebensmitteleinzelhandel die Käfigeier aus ihren Regalen verbannt. Von der Auslistung betroffen sind auch die Eier aus der Kleingruppenhaltung, da sie nach der EU-Eierkennzeichnungs-Verordnung auch mit einer „3“ gekennzeichnet werden müssen und sich somit nicht von herkömmlichen Käfigeiern unterscheiden lassen. Zwar ist ein fakultativer Zusatz „aus Kleingruppenhaltung“ möglich. Dieser reicht dem Lebensmittelhandel aber als Abgrenzung zu klassischen Käfigeiern nicht aus.


Bislang gelingt es dem Handel, den Verbrauchern die höherpreisigen Boden- und Freilandeier schmackhaft zu machen, in dem er ihnen einfach keine Wahl lässt. Kostengünstigere „3er-Eier“ gibt es nicht zu kaufen. Von der viel gepriesenen Wahlfreiheit keine Spur. Dennoch ist der Appetit der Deutschen auf Eier ungebrochen. Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) meldet steigende Absatzzahlen bei Schaleneiern gegenüber dem Vorjahr. Wer also den Lebensmittelhandel beliefern will, muss daher auf die teurere Boden- oder Freilandhaltung setzen und hoffen, dass er seine höheren Produktionskosten über entsprechende Preiszuschläge wieder reinholen kann. Weil der Handel derzeit keine „3er-Eier“ nimmt, setzen viele Betriebe, die ursprünglich auf die Kleingruppe umstellen wollten, jetzt auf die Bodenhaltung.


Bodenhaltung wird Standard


Die höheren Kosten der Boden- und Freilandhaltung lassen sich jedoch zunehmend schwerer über den Preis ausgleichen, weil sich die Maßstäbe für die Preisfindung mit dem Ausbau der alternativen Haltungsformen verändern. Bis jetzt ist das weiße Ei mit der Kennzeichnung „3“ das Preiseinstiegprodukt. Alle Preiszuschläge für die Boden- und Freilandhaltung orientieren sich an diesem Preis. An die Stelle des weißen Käfigeis könnte in Zukunft zunehmend das weiße Ei aus Bodenhaltung rücken und sich zum neuen Preiseinstiegsprodukt entwickeln. Es steht aber zu befürchten, dass die höheren Kosten der Bodenhaltung dann kaum noch honoriert werden. Denn der Einkaufspreis für das „neue Leitprodukt“ bewegt sich tendenziell immer stärker in Richtung des Preises für „3er-Eier“.


Trotzdem auf Kleingruppe setzen?


Nicht nur deshalb bleibt die Kleingruppenhaltung eine Option, zumal die Boden- oder Freilandhaltung nicht in allen Betrieben möglich ist. Wenn die Arbeitszeit knapp ist, ausreichende Flächen fehlen oder in Altgebäuden gewirtschaftet werden muss, bleibt oftmals nur die Alternative, auf Kleingruppenhaltung zu setzen. Auch für diese Eier gibt es Absatzpotenziale. Zum einen in der Direktvermarktung, denn die Verbraucher vertrauen beim Einkauf auf dem Wochenmarkt oder an der Haustür vor allem dem „Gesicht ihres Eierhändlers“. Die bekannte Herkunft der Eier und deren Qualität sind ihnen dann deutlich wichtiger als das Haltungssystem.


Darüber hinaus werden „Kleingruppeneier“ ihren Absatz in der Verarbeitung finden. Dieses Segment macht heute schon mehr als ein Drittel des gesamten Eiermarktes aus. Bislang spielt hier das Haltungssystem keine Rolle. Aufgrund der hohen Produktqualität werden zum Teil sogar bevorzugt „3er-Eier“ nachgefragt. Es bleibt abzuwarten, ob es in der Verarbeitung zu einer ähnlichen Verschiebung der Nachfrage in Richtung Boden- und Freilandeier kommt wie im Frischesegment.


Das bleibt festzuhalten


Der Handel setzt zumindest zurzeit ganz klar auf Boden- oder Freilandeier. Für die Verarbeitung dürfen es dagegen auch gerne „3er-Eier“ sein. Die Wahl der richtigen Haltungsform hängt von den jeweiligen Vermarktungswegen und den betrieblichen Gegebenheiten ab. Wer für den Handel produziert, kommt in der Regel an der Boden- und Freilandhaltung nicht vorbei. Deshalb haben deutlich mehr Legehennenhalter auf Boden- und Freilandhaltung umgestellt als noch 2006 erwartet. Für Betriebe, die ihre Eier selbst vermarkten bzw. deren Eier in die Verarbeitung gehen, kann auch die Kleingruppenhaltung eine Alternative sein.


Erfreulich ist: Die Verbraucher bevorzugen nach wie vor deutsche Eier. Das Angebot an deutscher Ware bleibt mittelfristig knapp. Die Eierpreise werden bis auf weiteres fest bleiben. Bei einem Selbstversorgungsgrad von rund 50 % gibt es daher noch Spielräume für die Legehennenhaltung in Deutschland.

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