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Die Bauern müssen auf die Kritiker zugehen!

Lesezeit: 4 Minuten

Dialog ja, aber die Landwirtschaft darf sich nicht den Kritikern ausliefern, warnt Hildegard Schulze Grotthoff. Die Bauern müssen mutig sagen, was geht und was nicht geht.


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Hildegard Schulze Grotthoff ist Landwirtin aus dem Kreis Steinfurt. Mit ihrer Familie führt sie einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinehaltung.


Was halten Sie von der Initiative „Offensive Nachhaltigkeit“ des WLV?


Schulze Grotthoff: Dass die Landwirtschaft offensiv auf Kritik reagiert, finde ich richtig. In dieser Form ist das aber der falsche Weg.


Warum?


Schulze Grotthoff: Für mich ist das keine Offensive, sondern ein Rückzug. Wir bieten den Kritikern nur neue Angriffspunkte. Der Satz, dass wir durch unsere Arbeit Boden, Wasser, Luft und Tiere schädigen, ist dafür das beste Beispiel. Der WLV fällt uns Landwirten damit in den Rücken. Das ist wie ein Tiefschlag und macht mich sprachlos.


Aber ist der Berufsstand bezogen auf die eigenen Defizite selbstkritisch genug?


Schulze Grotthoff: Nein, nicht in allen Bereichen. Mit Kritik muss man aber differenziert umgehen. Defizite und Fehler benennen, aber auch ungerechtfertigte Kritik zurückweisen. Beispiel Nitrat: Hier gibt es regional große Unterschiede. Die vorhandenen Messstellen werden nicht komplett zur Beurteilung der tatsächlichen Nitratbelastung herangezogen. Das dramatisiert die reale Problemlage. So etwas hätte der Bauernverband verhindern müssen.


Wie muss der Berufsstand mit schwarzen Schafen umgehen?


Schulze Grotthoff: Er muss sich eindeutig distanzieren. Hier ist die berufsständische Vertretung gefordert, ohne den Frieden auf dem Land zu gefährden.


Wie sollte die Landwirtschaft Ihrer Ansicht nach auf die Kritik antworten?


Schulze Grothoff: Wir müssen in unserer Argumentation fachlich seriös bleiben und dürfen keinen Aktionismus betreiben. Das heißt, Machbares und nicht Machbares klar benennen.


Wird die WLV-Initiative diesem Maßstab gerecht?


Schulze Grotthoff: Ich finde es leichtfertig, Ziele mit konkreten Jahreszahlen zu belegen, ohne zu wissen, ob man das bis dahin schaffen kann. Für das Schwänzekupieren gibt es noch keine Alternative. Trotzdem soll 2020 schon jeder fünfte Betrieb darauf verzichten. Die Milchviehhalter sollen auf genetisch hornlose Bullen setzen, um das Enthornen überflüssig zu machen. Das wirft die Frage auf: Gibt es genügend solcher Bullen und was heißt das für die Leistung? Auf der anderen Seite werden Ziele ausgegeben, wie das Reinigen der Pflanzenschutzspritze, die heute schon Standard sind. Unterm Strich sind mir Ziele zu stark auf die Kritiker ausgerichtet. Die Diskussion der ökonomischen Folgen fehlt völlig.


Die Initiative wurde von allen 19 Kreisvorsitzenden des WLV, von den Landfrauen, von der Landjugend und von der Landwirtschaftskammer gemeinsam verabschiedet. Ist das nicht eine breite Basis?


Schulze Grotthoff: Es wurde sicher intensiv gearbeitet. Man darf sich dabei aber nicht abschirmen wie bei einem Konklave. Zudem vermisse ich den Weitblick für die Auswirkungen der Vorschläge auf die Landwirte. Ich habe den Eindruck, dass der WLV erwartet, dass die Basis das Ergebnis nun ohne große weitere Diskussion abnickt. Das halte ich nicht für den richtigen Weg.


Sie hätten also erwartet, dass der WLV die Initiative zuerst mit der Basis bespricht und dann an die Presse geht?


Schulze Grotthoff: Ganz genau. Die Pressekonferenz des WLV setzt nun die Ortsverbände mächtig unter Druck. Es ist doch gar nicht mehr möglich, offen und ehrlich über das Papier zu diskutieren, weil es bei jeder Kritik gleich heißen wird: Vorsicht, damit kritisieren wir den Verband.


Was vermissen Sie in der Debatte?


Schulze Grotthoff: Die offene Gesprächskultur. Wir brauchen mehr Diskussionen über die Zukunft der Landwirtschaft. Die Spitzen des Berufsstandes müssen mehr Kritik zulassen und die Basis muss sich trauen, diese auch zu äußern.-sp-

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