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Die Devise lautet: Strategisch düngen!

Lesezeit: 4 Minuten

Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen, sieht vielfältige Ursachen für die gestiegenen Düngerpreise. Aber Landwirte haben Möglichkeiten, sich darauf einzustellen.


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Worauf führen Sie die massiven Preissteigerungen bei Mineraldüngern zurück?


Lehrke: Ein Haupttreiber sind die enorm gestiegenen Energiekosten. Die Preise für Erdgas haben sich vervielfacht. Dadurch hat sich auch die Stickstoffproduktion stark verteuert. Einige Produzenten stellen deshalb die Produktion ein. Beim Phosphat ist es etwas anders. Wegen Corona kam die Förderung in China zum Erliegen, die Importe brachen ein. Das konnte aus den anderen Ländern nicht kompensiert werden. Hinzu kommen die globalen Probleme im Transportwesen.


Und warum war Kalium bisher nicht im gleichen Maße betroffen?


Lehrke: Kalium wird vor allem im Inland gefördert. Corona und die Energiepreise haben daher auf die Kaliumpreise einen nicht ganz so großen Einfluss. Stattdessen haben die Sanktionen der EU gegen Belarus, einem der größten Kali-Exporteure, die Kalikurse nach oben getrieben.


Von der Geopolitik zum Landwirt: Was raten Sie Landwirten in der jetzigen Situation?


Lehrke: Parallel zu den hohen Düngerpreisen sind auch die Produktpreise sehr hoch. Landwirte konnten z.B. Raps für über 50 €/dt vermarkten. Daher verschiebt sich die Optimumkurve bei der Düngung wohl nur unwesentlich. Längerfristig stehen Landwirte wegen des veränderten Düngermarktes vor ähnlichen Fragen, denen sie sich schon im Rahmen der verschärften Dünge-Verordnung stellen müssen.


Welche sind das?


Lehrke: Gibt es Kulturen, die ich im Anbau präferieren kann? Mais und Zuckerrüben sind z.B. Kandidaten mit weniger Stickstoffbedarf. Beide haben flachere Ertragskurven und eine Reduktion der Düngung hätte wesentlich geringere ökonomische Konsequenzen als bei Raps oder Getreide. Aber auch eine genauere Bedarfsermittlung (u.a. Nitratcheck; späte Nmin-Analyse) rückt für Landwirte nun stärker in den Mittelpunkt. Und nicht zuletzt auch die Frage: Kann ich mineralische durch organische Dünger substituieren?


Wirtschaftsdünger waren für reine Ackerbaubetriebe bisher selten interessant und für Tierhalter ein zusätzlicher Kostenfaktor. Dreht sich das jetzt?


Lehrke: Natürlich dreht sich das. Die Märkte haben auch schon darauf reagiert, sowohl was die Verfügbarkeit als auch den Preis angeht. Viele Betriebe bemühen sich derzeit, Wirtschaftsdünger zu bekommen.


Ist das denn für jeden sinnvoll?


Lehrke: Der Einsatz von organischen Düngern ist grundsätzlich sinnvoll. Viele sehen sich aber mit neuen Restriktionen konfrontiert, z.B. bei der Feldlagerung. Trotzdem – die Preise für Hühnertrockenkot sind stark angestiegen. Die Nachfrage nach organischen Düngern wird man vermutlich nicht mehr überall decken können.


Die Stickstoffgabe ist relevant für den Proteingehalt im Weizen. Gibt es hier überhaupt Spielraum?


Lehrke: Der Weizen ist neben dem Raps sicherlich eine der Kulturen, die bei Abweichungen vom Stickstoffoptimum am sensibelsten reagiert. Aber die Vermarktung von hochwertigem Weizen hat in den letzten Jahren wegen der Dürren bereits an Bedeutung verloren. Viele Landwirte haben sich hin zu ertragreichem B-Weizen orientiert. Die Vermarktung hat dort auch funktioniert. Ich sehe da nicht die wirtschaftliche Notwendigkeit, jetzt unbedingt 12 oder 13% Eiweiß anzustreben.


Wird die derzeitige Preisrallye für uns noch länger ein Thema bleiben?


Lehrke: Die Europäische Zentralbank geht davon aus, dass die derzeitig hohe Inflation nur temporär ist. Manche Ökonomen sind da anderer Ansicht. Beim Dünger bin ich eher bei letzteren. Denn die Mineraldüngerproduktion ist energieintensiv und vor dem Hintergrund des Klimawandels wird Energie auch weiterhin teuer bleiben. Ich denke, wir müssen uns darauf einstellen, auch in Zukunft mit höheren Düngerkosten produzieren zu müssen.


Glauben Sie, dass im nächsten Frühjahr manche Landwirte leer ausgehen bei der Düngerbestellung?


Lehrke: Das ist ein Blick in die Glaskugel. Aber man sagt ja: Teure Produkte gehen niemals aus. Im Moment sieht es jedoch so aus, als ob vor allem Schwefel nicht überall im ausreichenden Umfang verfügbar sein wird.


Wie sollten Landwirte in Zukunft ihre Düngung planen?


Lehrke: Strategischer und selektiver. Landwirte müssen wissen, wie sie Wirtschaftsdünger optimal einsetzen können. Die Stichworte, die an Bedeutung gewinnen, sind Applikationstechnik oder Ansäuerung. Mais und Zuckerrüben kann man komplett organisch düngen. Beim Getreide wird man immer mineralisch ergänzen müssen.-fst-

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