Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

„Die Geflügelmast ist kein Auslaufmodell!“

Lesezeit: 4 Minuten

Wiesenhof beteiligt sich an Supermeat. Das israelische Start-up will Fleisch im Bio-Reaktor produzieren. Die Mast im Stall bleibt aber das Maß der Dinge, ist Konzern-Chef Peter Wesjohann überzeugt.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Was macht Supermeat für Sie interessant?


Wesjohann: Wir wollen den Verbrauchern ständig verbesserte und neue Angebote machen. Das gilt für den gesetzlichen Standard genauso wie für unsere zusätzlichen Tierwohlaktivitäten. Früher waren das z.B. die Weidehähnchen, heute ist es das Privathofprogramm und morgen kommt vielleicht In-vitro-Fleisch in die Kühltheken. Deshalb wollen wir am Puls der Zeit bleiben und uns frühzeitig das Know-how für künftige Marktchancen sichern. Übrigens hat sich nach uns auch Tyson Foods, der weltweit größte Hersteller von Geflügelfleisch, an einem ähnlichen Unternehmen beteiligt.


Wie waren die Rückmeldungen auf Ihre Mitteilung?


Wesjohann: In den Medien wurde überwiegend positiv oder zumindest neutral berichtet. Es gab nur einzelne negative Kommentierungen.


Wie haben die Tierschützer reagiert?


Wesjohann: Die meisten Tierschutzorganisationen sehen das positiv.


Und die Landwirte?


Wesjohann: Bei mir haben sich nur wenige Geflügelmäster gemeldet. Bei unseren Vertragsbetrieben gehe ich davon aus, dass sie unsere Strategie nachvollziehen können.


Warum?


Wesjohann: Weil sie wissen, dass der Markt für Geflügelfleisch insgesamt weiter wächst. Davon werden auch die Mäster profitieren, aber nur, wenn wir es auch in Zukunft schaffen, den Verbrauchern eine interessante und breite Produktpalette anzubieten.


Die klassische Stallhaltung ist also kein Auslaufmodell?


Wesjohann: Absolut nicht. Die herkömmliche Geflügelfleischproduktion im Stall wird unser Kerngeschäft bleiben. Daneben wird es vegane und vegetarische Produktlinien oder künftig eventuell auch ein In-vitro-Fleischangebot geben. Das werden aber Nischen bleiben.


Können Sie schon abschätzen, wann das Fleisch aus dem Bioreaktor sein wird?


Wesjohann: Nicht wirklich. Wenn man den Wissenschaftlern folgt, könnte es in drei bis fünf Jahren soweit sein. Das ist dann vermutlich aber kein Hähnchenbrustfilet, sondern ein Meat-Mix, aus dem man zum Beispiel Nuggets herstellen kann.


Was sind die größten Hürden?


Wesjohann: Den Sprung vom Labor zur serienmäßigen Herstellung im großen Stil zu schaffen.


Wie fällt die Umwelt- und Energiebilanz für In-vitro-Fleisch aus?


Wesjohann: Dazu sind heute noch keine belastbaren Aussagen möglich.


Bleibt es bei den bekannten tierartbezogenen Geschmacksrichtungen Rind, Schwein, Geflügel oder Lamm?


Wesjohann: Ja. Supermeat arbeitet mit Muskelzellen aus Geflügelfleisch. Deshalb schmeckt das Fleisch aus dem Labor auch nach Geflügel.


Gilt das auch für die Inhaltsstoffe?


Wesjohann: Ja. Da die Muskelzellen aus dem Geflügelfleisch stammen, dürften sich die Inhaltsstoffe des In-vitro Fleisches kaum vom herkömmlich erzeugten Fleisch unterscheiden.


Welche rechtlichen Hürden gibt es bei der künstlichen Fleischerzeugung?


Wesjohann: Damit haben wir uns noch nicht befasst. Wir müssen zunächst konkrete Produkte in der Pipeline haben. Wenn die absehbar sind, werden wir mit den Behörden sprechen.


Muss In-vitro-Fleisch besonders gekennzeichnet werden?


Wesjohann: Dazu gibt es meines Wissens noch keine Vorgaben.


Wird die Serien-Produktion eher in industriellen Großanlagen stattfinden oder könnte sie auch in landwirtschaftlichen Unternehmen erfolgen 


Wesjohann: Vorstellen kann ich mir vieles – auch eine Produktion auf landwirtschaftlichen Betrieben. Diese Frage lässt sich gegenwärtig beim besten Willen nicht seriös beantworten.


Haben Sie schon Erkenntnisse, wie die Verbraucher das Reaktorfleisch bewerten und nachfragen werden?


Wesjohann: Wir haben dazu noch keine Studien in Auftrag gegeben. Die wären zu diesem frühen Zeitpunkt auch wenig aussagekräftig. Sie können erst seriöse Akzeptanzanalysen machen, wenn Sie das Produkt und dessen Eigenschaften beschreiben können.


Wer könnte Interesse an solchen Fleischprodukten haben?


Wesjohann: Es gibt Menschen, die gerne Fleisch essen, aber nicht möchten, dass dafür ein Tier getötet wird. Diese könnten z.B. Interesse haben.


Wie viel Geld haben Sie in Supermeat investiert?


Wesjohann: Wir sind Minderheitsgesellschafter. Über den investierten Betrag bewahren wir Stillschweigen.


Interview: Dr. Ludger Schulze Pals

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.