Kurz fuhr der Schrecken in die bäuerlichen Glieder: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte angekündigt, er wolle politisch an seine grüne Amtsvorgängerin Renate Künast anknüpfen. Insbesondere bei den Älteren dürften längst vergessen geglaubte Erinnerungen an scharfe Attacken auf Bauern und Bonzen, Angriffe beiderseits der Gürtellinie und den gepflegten Agrarrundumschlag aufgekommen sein. Die neue grüne Macht, die ganz anders daher kommen möchte als einst, demnächst doch in altem Gewande? Künftig wieder Bauernkrieg statt Bauerndiplomatie? Weit gefehlt! Der Minister ist seither tunlichst bedacht, sein Brückenbauerimage zu pflegen. Mit einer bislang unbekannten Stellenbeschreibung als oberster Anwalt der Bauern sowie erster Tierschützer zugleich, seinem Amtsverständnis als Bundeskummerkasten für Umweltbewegte und geplagte Bauernvertreter gleichermaßen sowie seiner Mission als nimmermüder Sender und Empfänger von Botschaften aller Art schaffte er es fürs erste, landwirtschaftliche Gemüter zu beruhigen sowie Umwelt- und Naturschützer bei Laune zu halten. So viel steht schon mal fest: Grüne Agrargeschichte soll sich nicht wiederholen, der Rückweg in die Gräben versperrt bleiben!
Selbst die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft sollen ihren Platz auf dem ministeriellen Schreibtisch gefunden haben, neben dem Koalitionsvertrag. Grüne Herzensangelegenheiten wie exponentielles Ökolandbauwachstum, die Reichsacht über den chemischen Pflanzenschutz und das ewige Höfeleben sind damit ebenso im Zentrum der Agrarmacht angekommen wie die Notwendigkeit finanzieller Überlebenspakete für Extraleistungen in Ackerbau und Viehzucht. Weder hier noch dort sind jedoch schnelle Erfolge zu erwarten, Enttäuschungen damit vorprogrammiert. Schon jetzt ist klar: Das viel gepriesene Özdemir’sche Kommunikationstalent hat seine Bewährungsprobe noch vor sich!
Das trifft auch auf das ampelinterne Ministerranking zu. Zwar gilt für Agrarpolitik in Berlin und Brüssel schon immer, ohne Moos nix los. Selten hatte diese Einsicht aber eine solche Berechtigung wie in diesen Zeiten, in denen der Sektor Umbruch und Wettbewerb zugleich bestehen muss. Man wird sehen, ob der grüne Minister über die notwendige Wettkampfhärte verfügt, dem Kollegen hoch auf dem gelben Kassenwagen die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Aufgaben bei der geforderten Agrartransformation und deren Finanzierung nahezubringen. Zu vermuten ist: Ein wenig vom alten grünen Kampfgeist könnte der neuen grünen Macht nicht schaden.
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Kurz fuhr der Schrecken in die bäuerlichen Glieder: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte angekündigt, er wolle politisch an seine grüne Amtsvorgängerin Renate Künast anknüpfen. Insbesondere bei den Älteren dürften längst vergessen geglaubte Erinnerungen an scharfe Attacken auf Bauern und Bonzen, Angriffe beiderseits der Gürtellinie und den gepflegten Agrarrundumschlag aufgekommen sein. Die neue grüne Macht, die ganz anders daher kommen möchte als einst, demnächst doch in altem Gewande? Künftig wieder Bauernkrieg statt Bauerndiplomatie? Weit gefehlt! Der Minister ist seither tunlichst bedacht, sein Brückenbauerimage zu pflegen. Mit einer bislang unbekannten Stellenbeschreibung als oberster Anwalt der Bauern sowie erster Tierschützer zugleich, seinem Amtsverständnis als Bundeskummerkasten für Umweltbewegte und geplagte Bauernvertreter gleichermaßen sowie seiner Mission als nimmermüder Sender und Empfänger von Botschaften aller Art schaffte er es fürs erste, landwirtschaftliche Gemüter zu beruhigen sowie Umwelt- und Naturschützer bei Laune zu halten. So viel steht schon mal fest: Grüne Agrargeschichte soll sich nicht wiederholen, der Rückweg in die Gräben versperrt bleiben!
Selbst die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft sollen ihren Platz auf dem ministeriellen Schreibtisch gefunden haben, neben dem Koalitionsvertrag. Grüne Herzensangelegenheiten wie exponentielles Ökolandbauwachstum, die Reichsacht über den chemischen Pflanzenschutz und das ewige Höfeleben sind damit ebenso im Zentrum der Agrarmacht angekommen wie die Notwendigkeit finanzieller Überlebenspakete für Extraleistungen in Ackerbau und Viehzucht. Weder hier noch dort sind jedoch schnelle Erfolge zu erwarten, Enttäuschungen damit vorprogrammiert. Schon jetzt ist klar: Das viel gepriesene Özdemir’sche Kommunikationstalent hat seine Bewährungsprobe noch vor sich!
Das trifft auch auf das ampelinterne Ministerranking zu. Zwar gilt für Agrarpolitik in Berlin und Brüssel schon immer, ohne Moos nix los. Selten hatte diese Einsicht aber eine solche Berechtigung wie in diesen Zeiten, in denen der Sektor Umbruch und Wettbewerb zugleich bestehen muss. Man wird sehen, ob der grüne Minister über die notwendige Wettkampfhärte verfügt, dem Kollegen hoch auf dem gelben Kassenwagen die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Aufgaben bei der geforderten Agrartransformation und deren Finanzierung nahezubringen. Zu vermuten ist: Ein wenig vom alten grünen Kampfgeist könnte der neuen grünen Macht nicht schaden.