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Die Lehre(n) nach dem großen Schock

Lesezeit: 9 Minuten

Wie bewerten Studierende ihr Studium, auch mit den Erfahrungen, die sie während der Coronapandemie machen mussten? Im top agrar-Hochschulranking zeichnen gut 3800 Studierende ein aktuelles Lagebild.


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Auch das diesjährige Hochschulranking stand noch unter dem Coronastern. Die Studierenden hatten gerade zu Anfang des Jahres einige Onlinevorlesungen und konnten nur vereinzelt wieder in Präsenz an den Campus. Beim achten Hochschulranking wollten wir daher wissen, wie die Studierenden ihre Hochschulen während der Zeit des Distanzunterrichts bewertet haben und wo es Nachholbedarf in der Lehre gibt. In diesem Jahr haben knapp 3800 Studierende abgestimmt. Ein kleiner Teil auch für die Hochschulen in Österreich und der Schweiz. Wir wollten nicht nur wissen, wie die Studierenden die rein fachliche Lehre in den Bereichen Pflanzenbau, Tier, Ökonomie und Technik beurteilen, sondern auch wie die Onlinelehre in den letzten zwei Jahren geklappt hat und wie gut oder schlecht die Studierenden sich für die Bereiche Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit vorbereitet sehen. Denn gerade diese Skills gewinnen zunehmend an Bedeutung. Zudem haben wir abgefragt, wie zufrieden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Praxiselementen im Studium sind. In der Auswertung haben wir dabei unterschieden zwischen Fachhochschulen und Universitäten, weil es hier Unterschiede in der Schwerpunktsetzung gibt, gerade was Forschungs- und Anwendungsbezug angeht.


So viel sei vorab schon verraten: Die Studierenden sind insgesamt zufrieden mit ihrer Wahl der Hochschule. Über alle Einrichtungen hinweg, würden knapp 83% diese weiterempfehlen. Die Fachhochschulen liegen mit 90% vor den Universitäten (78%).


Pflanzenbau


Im Pflanzenbau bewerten die Studenten die Lehre an ihren Hochschulen insgesamt gut, die Fachhochschulen (FH) liegen mit einer 1,6 leicht vor den Universitäten, die eine 1,7 erreichen (Übersicht 1 und 2 auf S. 42 und 43). Wie in den letzten Jahren schneidet hier besonders die Hochschule aus Neubrandenburg mit einer 1,3 besonders gut ab. Dicht dahinter folgen mit einer 1,4 die Fachhochschule Kiel und mit 1,5 die Hochschule in Weihenstephan-Triesdorf am Campus in Triesdorf.


Bei den Universitäten liegt Hohenheim mit einer 1,5 vorne. Dahinter reihen sich mit einer 1,6 die Uni Kassel und einer 1,7 die Universität in Rostock ein. Prof. Dr. Dirk Hinrichs, Studiendekan an der Universität Kassel führt die positiven Bewertungen auf die sehr diskursiven Ansätze in den Lehrveranstaltungen zurück: Der Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften hat sich selbst ein Leitbild gegeben, in dem für die Lehre auf partizipative Methoden und Interaktion mit den Studierenden großen Wert gelegt wird. So wird in den Vorlesungen nicht nur „vorgelesen“, sondern es werden regelmäßig Fragen beantwortet und Diskurse über strittige Themen geführt. Auch sei man um Gastvorträge und Exkursionen zu landwirtschaftlichen Betrieben und Institutionen bemüht. Ein Kasseler Student der Ökologischen Agrarwissenschaften fügt hinzu: Im Bereich Pflanzenbau sei die Universität mit ihren zwei landwirtschaftlichen Versuchsbetrieben vorne mit dabei. Etwas schlechter schnitten in diesem Jahr die Fachhochschulen in Bingen und die Hochschule in Dresden ab. Möglicherweise findet sich ein Grund für das schlechtere Abschneiden der Hochschule in Dresden in den Kommentaren, die die Studierenden abgeben durften. Dort heißt es, dass ein „sehr guter“ Professor im Pflanzenbau in den Ruhestand gegangen sei.


Tierbereich


Der Tierbereich schneidet von allen Fachrichtungen am besten ab: Die Studierenden der Fachhochschulen und der Universitäten vergeben jeweils im Schnitt eine 1,6. Seit Jahren führen die Fachhochschule Kiel und die Hochschule Anhalt den Bereich an: Beide liegen mit einer 1,2 vorne. Die Rendsburger und Bernburger Studierenden loben vor allem den hohen Praxisbezug. Die FH Kiel punktet durch den engen Kontakt zu den Dozenten, die Bernburger Studierenden erwähnen das Angebot eines Fernstudiums sehr positiv. Knapp auf dem letzten Platz liegt die Universität Halle mit der Note 2,3. Wobei die Note um 0,4 Punkte im Vergleich zum letzten Hochschulranking gesunken ist.


Agrarökonomie


Die betriebs- und wirtschaftswissenschaftlichen Bereiche der Ausbildung bewerten die Studierenden an der FH mit 1,6 um 0,3 Punkte besser als die Studierenden an den Universitäten (1,9). In diesem Jahr konnte sich die FH Kiel an die Spitze setzen (1,3), vor die Fachhochschule Österreich (1,4), die in diesem Jahr zum ersten Mal teilnahm. Bei den Universitäten führt, wie seit Jahren, Göttingen mit einer 1,5 das Feld an. Dahinter folgen Berlin und Kassel. In den Rückmeldungen von den Berliner Studenten wurden hauptsächlich die exzellenten Dozenten des Fachbereichs gelobt.


Landtechnik


Wer sich auf den Bereich Technik spezialisieren will, findet sich in Neubrandenburg, Hohenheim oder Nürtingen am besten aufgehoben. So seien zum Beispiel in Hohenheim sehr engagierte Professoren, die die Inhalte lebendig und praxisnah vermitteln. Auch Maschinenbesichtigungen und regelmäßige Feldrundgänge wurden lobend von den Studierenden erwähnt. In Neubrandenburg gebe es eine enge Zusammenarbeit mit Werkstätten und Händlern im Bereich Landtechnik. Es steht Technik zum Anschauen und Ausprobieren bereit. Das garantiert einen hohen Praxisanteil, was von den Teilnehmern der Umfrage goutiert wurde.


In Berlin und Halle bemängeln die Studenten das fehlende Angebot und benoten die Hochschulen mit einer 2,8 (Berlin) bzw. 3,3 (Halle) eher schlechter. In Halle liege es laut den Studierenden daran, dass die Professur für Agrartechnik nicht neu besetzt wurde, sodass kaum Landtechnik-Module angeboten werden.


Einer der Aufsteiger in gleich mehreren Bereichen war die Hochschule in Nürtingen. Im Bereich Pflanzenproduktion konnte sie sich um 0,5 Punkte verbessern und in den Studienschwerpunkten Agrarökonomie und Landtechnik ebenfalls leicht. Dazu sagt Prof. Dr. Heinrich Schüle, Studiendekan der Agrarwissenschaften in Nürtingen: „Wir haben den Studiengang Agrarwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen in den Jahren 2020/2021, nicht zuletzt unter Einbeziehung der Interessen und Wünsche unserer Studierenden, grundlegend reformiert und neu aufgestellt.“ Themen der Digitalisierung, die pflanzliche und tierische Produktion aber auch betriebswirtschaftliche Elemente wurden gestärkt, so Schüle.


Corona: Was nehmen die Studenten mit?


Während der Pandemie fanden kaum Präsenzveranstaltungen statt. Die Hochschulen haben hier auf Onlinevorlesungen gesetzt. So konnten die Studierenden von zu Hause teilnehmen. Nach und nach kehrte bereits im letzten Jahr das Leben auf die Campusse zurück. Praxismodule gab es zunächst oft in Kleingruppen, mittlerweile ist das meiste wieder in Präsenz. Ein Fakt, der auch viele Studierende erleichtert, da der Austausch mit Professoren und Kommilitonen sehr fehlte. Das bestätigte auch Kai Kortstiege, Masterstudent in Osnabrück, im Interview auf Seite 46. Wir wollten in der Umfrage wissen: Wie bewerten die Studierenden die Onlinevorlesungen und was wünschen sie sich für die Zukunft. Insgesamt fiel die Bewertung des Onlinestudiums positiv aus. Über zwei Drittel der Befragten gaben eine gut oder sehr gute Note. Daher überrascht es auch wenig, dass über 70% die positiven Elemente der Turbo-Digitalisierung der letzten zwei Jahre beibehalten wollen und gerne weiterhin hybride Lern- und Lehrformen in ihren Veranstaltungen wünschen. Eine reine Onlinelehre lehnen sie ab.


Das Urteil aus den Umfragen teilen auch die Hochschulvertreter. Prof. Hinrichs aus Kassel sagt: „Die Kontakteinschränkungen während der Coronalockdowns haben das Campusleben massiv beeinträchtigt. Der Campus war leer gefegt, die Lehre in virtuelle Welten verlagert. Hier haben sich innerhalb kurzer Zeit einerseits hervorragende Onlinelehrmöglichkeiten auch mit Interaktion und Gruppenarbeiten ergeben, andererseits darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die persönlichen Begegnungen massiv darunter gelitten haben.“ Der Fokus solle auf der Präsenzlehre liegen, aber um qualitativ hochwertige und sinnvolle Onlineangebote ergänzt werden.


Und Prof. Schüle aus Nürtingen bestätigt, dass Online- und Hybridformate auch in Zukunft eine Rolle spielen sollen, z.B. für die Einbindung internationaler Referenten. Das Fokus der Lehre solle aber weiterhin auf dem persönlichen Austausch mit einem guten Praxisbezug liegen.


Was wünschen sich die Studenten an Praxiselementen?


Die Praxisnähe von Universitäten und Fachhochschulen unterscheidet sich. In den letzten Jahren wurden die Universitäten im Agrarhochschulranking regelmäßig schlechter bewertet als die Fachhochschulen. Das ist auch in diesem Jahr so. Dennoch schadet ein gewisser Anwendungsbezug in der Lehre generell nicht. Daher haben wir bei den Studenten nachgefragt, wie sie die einzelnen Praxiselemente in ihrem Studium bewerten. Übersicht 3 zeigt, dass die Fachhochschulen auch dieses Jahr konstant besser in der Bewertung abschneiden. Nur bei den Kategorien „Tutorien in Kleingruppen“ und „Vorlesung von Externen“ sind die Unterschiede relativ gering.


Um stärker die Praxis kennenzulernen, setzen einige Studierenden auf Eigeninitiative in Form von Praktika. „Diese Kontakte spielten bei meiner späteren Jobsuche eine entscheidende Rolle“, berichtet eine Studentin.


Wie sehen die Studenten Öffentlichkeitsarbeit?


Ein Punkt, der für die Arbeit in der Landwirtschaft an Bedeutung gewonnen hat, ist der Umgang mit gesellschaftlich kontrovers diskutierten Themen. Wir haben daher gefragt, wie wichtig Studierenden das Thema Öffentlichkeitsarbeit ist. Zwei Drittel der Teilnehmer fanden dieses wichtig oder sehr wichtig. Insbesondere an den Universitäten wurden Vorlesungen aus diesem Bereich eher schlecht bewertet (Übersicht 4). Fachhochschulen schneiden zwar besser, aber auch nicht gut ab. Dabei ist den Studierenden gerade dieses Thema wichtig. Auch in den Kommentaren zu den Fragen lässt sich der Wunsch nach mehr Unterstützung herauslesen. So sehen einige die Rolle des „Kommunikators“, der im Dialog mit dem Verbraucher steht, als immer wichtiger an. Die Hochschule Neubrandenburg hat die beste Bewertung im Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit. Prof. Dr. Rainer Langosch erklärt den Ansatz der Hochschule: „Das Thema Öffentlichkeitsarbeit für den eigenen Betrieb, für die Branche und für die grünen Wissenschaften findet bereits im Bachelor- und auch im Master-Lehrangebot der Hochschule Neubrandenburg seinen Platz.“ So gebe es Projektseminare, im Bereich der Agrarkommunikation, die z.B. auf der Agritechnica, EuroTier und der Grünen Woche stattfinden. Zudem wurde eine „Summer School“ mit der Humboldt Universität Berlin ins Leben gerufen, um mit Kommunikationsprofis aus den Medien, NGOs und Ministerien über wirkungsvolle Wissenschaftskommunikation zu diskutieren. In 2023 stehe die nächste Runde der Summer School „Öffentlichkeitsarbeit für die grünen Wissenschaften“ an, freute sich Langosch.


Im folgenden Interview äußert sich Kai Kortstiege, Master-Student in Osnabrück, zu seinen persönlichen Erfahrungen im Studium vor, während und nach den Coronalockdowns.


Maike Schulze Harling.


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