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topplus Reportage

„Die Toleranzgrenze ist überschritten“

Lesezeit: 3 Minuten

Berufsschäfer Wendelin Schmücker ist, wenn es um den Wolf geht, kein unbeschriebenes Blatt: Seit Jahren setzt er sich für die schnelle und unbürokratische Entnahme des Raubtieres ein.


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Bereits drei Mal hat Wendelin Schmücker Schafe an den Wolf verloren. Das Bild, das sich ihm bei jedem Mal bot, war ein Schock. Als der Landwirt zu seiner Weide kam, litt der größte Teil seiner Schafe noch an den Verletzungen, die wenigsten Tiere waren sofort tot. Der erste Riss passierte in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 2018. Die Bilanz: Drei Tiere tot, 18 musste der Tierarzt nottöten. Im Oktober 2018 dann der zweite Fall: Diesmal sieben tote Schafe und sechs Verletzte. Im Jahr 2022 erwischte der Wolf dann 25 Schafe und Lämmer, von denen nur 13 überlebten.


Wendelin Schmücker hält rund 600 Mutterschafe plus Nachzucht auf 85 ha Grünland im Landkreis Harburg in Niedersachsen. Seit Jahren engagiert er sich als Vorsitzender im Förderverein Deutsche Schafhaltung e. V.. Sein Ziel ist es, auf die verzweifelte Lage der Schafhalter hinzuweisen, Lösungsvorschläge zu erarbeiten und durch öffentlichen Druck die Politik zum Handeln zu bewegen. Zuletzt erarbeitete der Verein ein internationales Forderungspapier zum Schutz der Weidewirtschaft.


Vor allem im Winter ist die Situation für den Schäfer angespannt: „Der Betrieb lebt von der Lammfleischproduktion. Aktuell sind meine Schafe hochtragend. Jagt ein Wolf in meiner Herde, kann das durch den Stress zu Verlammungen führen. Dann wird es wirtschaftlich sehr ernst!“


Tägliches Umpferchen


Schmücker zäunt die Herden seit jeher mit 90 cm hohen mobilen Elektrozäunen ein. Direkt am Betrieb sind es 1 m hohe Festzäune. Herdenschutzhunde sind durch die Stadtnähe für Wendelin Schmücker keine Option. Das Territorialverhalten der Schutzhunde stelle ein Risiko für die vielen Spaziergänger in der eng besiedelten Gegend dar. Zudem erfordern sie im Umgang ein hohes Maß an Sachkunde.


Die wichtigste Maßnahme ist für den Schäfer eine Art Verunsicherungstaktik. „Die Wölfe studieren ihr Ziel mehrmals in kurzem Abstand, bevor sie zuschlagen. Verändert sich das sich ihnen bietende Bild, sind sie eher verunsichert.“ Dieses Wissen macht sich der Schäfer zu Nutze. Tägliches Umpferchen, kleinere Veränderungen und Portionsweiden sorgen dafür, dass kein Gewöhnungseffekt für die Wölfe eintritt. All das birgt sehr großen Arbeitsaufwand. Anders als bei Investitionen in Zäune oder Schutzhunde, wird die hohe Arbeitszeit nicht entschädigt. Für die Tierverluste bekam er eine pauschale Summe pro Schaf und 80% der Tierarztkosten erstattet, da er Niedersachsens Anforderungen an den Grundschutz erfüllt.


In Zukunft erwartet Schmücker durch die steigende Wolfspopulation noch mehr Nutztierrisse. Jäger aus der Umgebung berichten, dass sie kein Wild mehr schießen, so Schmücker. Der Wald sei „leergefressen“, denn der Wolf vergreift sich an den Jungtieren.


Seit 2014 setzt er sich für den Abschuss des Wolfes ein: „In Niedersachsen waren damals etwa 50 Wölfe. Wir liegen Ende 2022 mit 44 Rudeln über allem, was tolerabel ist!”, so Schmücker. Aktuell versucht er, eine Erlaubnis für den Einsatz von Schusswaffen zur Verteidigung durchzusetzen. Nachdem die Stadt seine Anträge ablehnte, entschied auch das Verwaltungsgericht Lüneburg im September 2022 gegen ihn. Nun hat er Berufung beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht eingelegt.


Künftig fordert er von der Regierung, den gegebenen Handlungsspielraum der EU auszunutzen. „Der Wolf hat in dieser Kulturlandschaft keinen Platz, wir können uns gegenseitig nicht mehr länger ausweichen. Ich bin der letzte Schafhalter in der Gegend, und das ist allein dem Wolf geschuldet.“ -md-

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