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Engagierte Genossen

Lesezeit: 4 Minuten

Die Biogasanlage hilft der Genossenschaft in Slavikovaktuell in der Milchkrise.


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Der Direktor lässt sich entschuldigen – er hat einen anderen Termin. Dem Stellvertreter, Pavel Cap, ist das fast etwas unangenehm, als er uns auf dem Genossenschaftsbetrieb DVPM Slavikov, 150 km südöstlich von Prag, begrüßt. Manchmal lassen sich die alten Strukturen der sozialistischen Landwirtschaft noch erahnen.


DVPM wurde vor 25 Jahren gegründet und ist Nachfolger eines volkseigenen Betriebs. Die 2000 ha, 1400 ha Acker und 600 ha Grünland, sind gepachtet – von 300 Eigentümern. Rund 100 davon haben Genossenschafts-Anteile. Der Pachtpreis liegt hier mit 3500 Kronen/ha (130 €) bereits über dem Schnitt. Es gibt vier Standorte, verteilt auf vier Dörfer. Und mit 55 Mitarbeitern ist der Betrieb komfortabel ausgestattet. Traditionell steht man zur Verantwortung in den Dörfern, auch als Arbeitgeber. Und in seiner Präsentation zeigt uns Pavel Cap auch das Engagement der Genossen beim Straßenbau oder bei der Renovierung öffentlicher Gebäude. Auch künftig hält man an den Standorten fest. Gerade ist ein komplett neuer Stall für Trockensteher fertig geworden, einige Kilometer von der Zentrale entfernt. Irgendwelche Kühe sind immer auf Reisen.


Einen Teil der Gebäude hat man übernommen, einige wurden neu errichtet, teils mit Hilfe der EU. Das kann man an den Tafeln erkennen, die an den Neubauten hängen. Die Förderung des neuen Kälberstalls betrug 10%, Investitionen in Melktechnik wurden mit bis zu 40% unterstützt. Egal ob Altgebäude oder neue Ställe: Alles auf dem Betrieb ist in einem sehr gepflegten Zustand – Schmutz- oder Müllecken gibt es nirgendwo.


Auf dem Acker wachsen Getreide (80% Weizen, 10% Gerste und 10% Hafer), dazu kommen rund 200 ha Raps und der Futterbau (u.a. 180 bis 190 ha Mais). Der Betrieb wirtschaftet in einer siebengliedrigen Fruchtfolge. Von den Kartoffeln haben sich die Genossen wegen der schlechten Preise verabschiedet. Man ist in Slavikov komplett eigenmechanisiert. Bis hin zu zwei Mähdreschern, BiG-M-Mähwerk und eigenem Häcksler. Nur beim Ausbringen von Gärresten im Mais benötigen sie einen Lohnunternehmer. Noch, denn es gibt Pläne, auch hier zu investieren.


Die 550 Milchkühe – man setzt auf HF und Fleckvieh (10 % Anteil) – stehen auf Stroh. So wie alle 1500 Rinder des Betriebes. Der Direktor ist Ackerbauer, er braucht den Stallmist fürs Feld, sagt Pavel Cap, der studierter Zootechniker ist. Ansonsten wirtschafte man auf dem Acker traditionell mit dem Pflug. Der Direktor hält nichts von konservierender Bestellung. Wir sind hier nicht in einer klassischen Ackerbau-Region, viele Flächen liegen rund 600 m über NN. Trotzdem ernten die Genossen rund 8 t Weizen und 5 t Raps pro ha.


Bei der Milchviehhaltung ist Vize Cap in seinem Element. Die Leistung der HF-Tiere bewegt sich zwischen 10000 und 10600 l, das Fleckvieh bringt es auf 9000 l Jahresschnitt. Die Genossen melken drei Mal pro Tag im Karussell und liefern rund 5,5 Mio. l jährlich. Bei unserem Besuch war der Preis auf 6 Kronen (22 ct) gefallen und Pavel Cap rechnet kurzfristig mit einem Rückgang auf 5,5 Kronen (20 ct). Seine Kosten liegen bei 8 bis 8,5 Kronen (29 bis 31 ct).


Sicher durch Biogas:

Pavel Cap sagt, dass wegen der Krise zurzeit die Biogasanlage für halbwegs schwarze Zahlen sorgt. Sie hat einen Umsatzanteil von 15 bis 20%. Die 745 kW-Anlage ist seit 2010 im Betrieb und kommt damit noch in den Genuss garantierter Stromabnahme. Rund 4 Kronen erhalten sie pro kWh (15 ct). Die Abwärme heizt den Betrieb und ein Altenheim. Dem Vize ist wichtig, dass er die Anlage anders als „ihr“ in Deutschland füttert – den guten Mais braucht er für seine Tiere. Lediglich Maisabfälle verschwinden im Fermenter. Vor allem läuft die Anlage mit Gras vom Dauergrünland, mit Grünroggen-GPS und mit Stallmist. Von 50 t pro Tag ist maximal 1 t Maissilage.


Trotz der Schwierigkeiten schreiben sie laut Cap – anders als einige in der Umgebung – schwarze Zahlen. Noch! Er beziffert den Umsatz im guten Jahr 2015 auf 120 Mio. Kronen (4,4 Mio. €). Fürs aktuelle Jahr rechnen die Genossen mit minus 10%. Da ist es anspruchsvoll, den Verpflichtungen nachzukommen, auch beim Lohn.


Der Durchschnittslohn liegt bei rund 20000 Kronen (740 €). Von den 55 Mitarbeitern sind etwa 20 in der Tierhaltung beschäftigt, elf davon bei den Rindern. Die übrigen arbeiten als Fahrer oder technisches Personal, dazu kommen sechs Abteilungsleiter (Techniker) sowie zwei in der Verwaltung. Weil es immer mehr Auflagen und Dokumentationspflichten gibt, überlegen der Direktor und sein Vize, einen zusätzlichen Mitarbeiter ausschließlich dafür einzustellen. Hier ist die Genossenschaft mitten in der EU angekommen.

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