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Interview

„Es muss passen“

Lesezeit: 5 Minuten

Dr. Ulrich Klischat, Berater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, erklärt, warum Gesellschaften so besonders sind und was Sie bei der Partnerwahl beachten sollten.


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Die Gründung einer Gesellschaft kann viele Vorteile haben. Warum sind nur rund 10% der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland so organisiert?


Klischat: Gute Frage. Eigentlich müssten viel mehr Betriebe eine Gesellschaft gründen, die Vorteile sind unbestritten. Viele Landwirte sind Einzelkämpfer und wollen ihren eigenen Betrieb weiterentwickeln. Trotzdem sind erfolgreiche Landwirte stark vernetzt und arbeiten zur Kostensenkung mit Berufskollegen zusammen. Diese Zusammenarbeit löst aber nicht immer die Gründung einer Gesellschaft aus.


Das betriebliche Wachstum wird z.B. zunehmend schwieriger. Flächen sind knapp, Baugenehmigungen für die Erweiterung von Ställen schwierig zu bekommen. Müsste daher nicht der Druck auf die Betriebe zunehmen, eine Gesellschaft zu gründen?


Klischat: Im Verbund haben die einzelnen Betriebe insgesamt sicherlich bessere Wachstumschancen, als wenn sie eigenständig bleiben würden.


Hinsichtlich der Baugenehmigungen kann man das nicht pauschal beantworten. Es hängt von der Zusammensetzung der Gesellschaft ab. Besteht eine Gesellschaft zum Beispiel aus zwei starken Milchviehbetrieben, wird es für sie eher schwieriger, eine Baugenehmigung zu erhalten, da sie aus Kostengründen tendenziell eher größere Ställe bauen werden.


Anders sieht es bei 51a-Gesellschaften aus, also einer Gesellschaft, in der sich ein Tierhalter und ein Ackerbauer zusammenschließen. So rutscht der Tierhaltungsbetrieb nicht in die Gewerblichkeit und kann seinen Viehbestand gegebenenfalls noch ausbauen.


Anders sieht es bei 51a-Gesellschaften aus, also einer Gesellschaft, in der sich ein Tierhalter und ein Ackerbauer zusammenschließen. So rutscht der Tierhaltungsbetrieb nicht in die Gewerblichkeit und kann seinen Viehbestand gegebenenfalls noch ausbauen.


Welche betrieblichen Konstellationen eignen sich für die Gründung einer Gesellschaft?


Klischat: Die betrieblichen Konstellationen sind immer zweitrangig. Wenn ein Landwirt seine allererste Kooperation plant, achtet er vorwiegend darauf, wie viel Hektar der andere Betrieb hat oder wie groß seine Ställe sind. Bei der zweiten Kooperation hat er dazugelernt. Dann achtet er nicht mehr so stark auf die betriebliche Ausgestaltung, sondern ihm wird wichtiger, dass seine potenziellen Partner menschlich zu ihm passen. Es kommt also viel mehr auf die zwischenmenschlichen Faktoren an. Trotzdem gibt es natürlich grundlegende Anforderungen an die Unternehmen. Sie brauchen entwicklungsfähige Ausgangsbetriebe. Liquidität, Rentabilität und Stabilität müssen passen. Je nachdem, wie eng die Betriebe in Zukunft zusammenarbeiten wollen, sollten sie zudem nicht zu weit weg voneinander liegen.


Das heißt, wenn mehrere Betriebe eine Gesellschaft gründen wollen, müssen die Betriebe in räumlicher Nähe angesiedelt sein?


Klischat: Ja, unbedingt. Das ist ganz wichtig. Besonders im Hinblick auf die Arbeitsorganisation, wenn die Betriebe intensiv zusammenarbeiten und viele Arbeiten untereinander aufteilen. Liegen die Betriebe dann zu weit voneinander entfernt, machen sie die Synergieeffekte, die sie aus der Zusammenarbeit gewinnen, schnell wieder zunichte. Wenn die Gesellschafter mit ihren Maschinen zu lange auf der Straße unterwegs sind, um Maschinen umzusetzen oder sie zu lange fahren, um zur Mitarbeit zum Stall am anderen Standort zu gelangen, bringt das nichts. Zeit ist Geld. Das unterschätzen die meisten.


Welche persönlichen Qualifikationen muss ein Mensch mitbringen, der in eine Gesellschaft eintreten möchte?


Klischat: Er sollte zunächst einmal vertrauensfähig sein. Kann ein Landwirt seinem möglichen Partner nicht vertrauen, macht eine Kooperation keinen Sinn. In einer Gesellschaft ist man sich nicht immer einig, daher sind Toleranz, Kritikfähigkeit, Konfliktbewältigung und Kompromissbereitschaft von großer Bedeutung. In diesem Rahmen ist auch eine gute Kommunikationsfähigkeit wichtig. Probleme müssen die Gesellschafter offen und fair diskutieren können. Weiterhin funktioniert eine Gesellschaft nur, wenn die Teilhaber teamfähig und verantwortungsbewusst sind. Wichtig ist außerdem auch die Zustimmung der Familie. Wenn Ehepartner oder Altenteiler nicht hinter dem Landwirt stehen, kann sich die schlechte Einstellung auf diesen übertragen.


Worauf muss ich achten, wenn ich auf der Suche nach dem richtigen Partner bin?


Klischat: Es ist wie bei der Suche nach einem Ehepartner. Gegensätze ziehen sich an. Sie brauchen jemanden, der anders ist. Die Gesellschaft profitiert von verschiedenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Gleichzeitig müssen Sie die Andersartigkeit des Partners auch mental aushalten können. Jeder arbeitet anders und hat so seine Marotten, daran sollten Sie sich nicht immer stören. Gelingt Ihnen das, ist die Gründung einer Gesellschaft eine Chance, sonst eine Last. Achten Sie darauf, dass Sie und Ihr Partner die gleiche Motivation, ähnliche Wertvorstellungen und Ziele haben. Sie müssen gemeinsam an einem Strang ziehen.


Wird der Anteil der Betriebe, die in Form einer Gesellschaft organisiert sind, im Zuge des Strukturwandels wachsen?


Klischat: Ja, davon bin ich überzeugt, da Gesellschaften viele Vorteile mit sich bringen.


Wie hoch ist der Anteil der Gesellschaften, die im Zeitablauf wieder aufgelöst wurden? Was sind dafür die maßgeblichen Gründe?


Klischat: 100%! Jede Gründung führt unweigerlich zur Trennung. Aber ich sehe das nicht als scheitern. Die Gründung einer Gesellschaft ist immer eine Lösung auf Zeit. Die Gesellschafter und ihre betrieblichen und privaten Umstände entwickeln sich weiter. Dann muss auch die Kooperationsart angepasst werden. -mm-

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