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#farmersroadtrip – 17000 km durch Europa

Lesezeit: 7 Minuten

Der niedersächsische Junglandwirt Nicolai Mackenstedt reiste in seinen Semesterferien sieben Wochen durch Südosteuropa. Eine Tour voller landwirtschaftlicher Abenteuer.


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Mit einem Geländewagen samt Kamera, Drohne, Luftmatratze und Wechselklamotten startete Nicolai Mackenstedt Mitte Juli letzten Jahres zu einem Agrarroadtrip durch Südosteuropa. Von Österreich bis nach Spanien und von Griechenland bis nach Rumänien bereiste er insgesamt zwölf europäische Länder, entdeckte neue Kulturen und Traditionen. Nach 48 Tagen, 65 Hofbesuchen und 17000 km auf dem Tacho kehrte der 21-jährige Landwirtssohn aus dem niedersächsischen Rehden mit einer Menge an Lebenserfahrungen und rund 80 neuen Kontakten zurück.


Wie vielfältig und gegensätzlich die Landwirtschaft in Südosteuropa ist, zeigte der Osnabrücker Agrarstudent letzten Sommer live unter dem Hashtag #farmersroadtrip auf der top agrar Facebook- und Instagramseite und den Kanälen seiner Kooperationspartner SKW Stickstoffwerke Piesteritz und dem Landtechnikunternehmen Amazone. Seine persönlichen Highlights aus Frankreich, Spanien, Griechenland und Rumänien lesen Sie auf den folgenden Seiten.


Frankreich: Lavendel


Ohne lila schimmernde Felder ist die französische Provence schwer vorstellbar. Von Juni bis August zeigt sich der Lavendel von seiner schönsten Seite. Der Anbau der Kultur ist geprägt von Handarbeit. Weiterhin ist für die anschließende Verarbeitung zu Öl Fingerspitzengefühl gefragt, hat Mackenstedt auf seiner Tour erfahren. Die erntereifen Blüten werden mit einem speziellen Erntevorsatz an einem Feldhäcksler zerkleinert und anschließend auf einen Container befördert. Dieser mit Lavendelblüten gefüllte Container wird auf dem Hof einer Destillation unterzogen. Für einen Liter ätherisches Öl werden etwa 150 kg Lavendel benötigt. Nachdem die Destillation abgeschlossen ist, werden die Reste der Pflanze kompostiert und als Dünger auf den Feldern ausgebracht.


Spanien: Oliven und Mandeln


Je weiter der Praktiker in Spanien in Richtung Süden fuhr, desto mehr wechselten die Kulturen von Weizen auf Weinbau und schließlich auf Olivenplantagen. Die südliche Region in der Nähe von Cordoba ist das größtes Olivenanbaugebiet der Welt. Der Anbau der mediterranen Leckerbissen wird in zwei Intensitätsstufen betrieben – die „traditionelle Produktion“, wo alte, große Bäume noch einzeln von Erntemaschinen angefahren werden müssen und die „intensive Produktion“, wo die Olivenbäume in dichten Reihen, jährlich gestutzt werden, sodass sie mit einer Erntemaschine „überfahren“ werden können. So sei eine deutlich wirtschaftlichere Ernte möglich, erfuhr der Junglandwirt. Die im November geernteten Oliven werden anschließend zu Öl verarbeitet.


Auch den Anbau von Mandeln konnte der Agrarstudent in Spanien begutachten. Eine Plantage bringt bis zu 2 t Mandeln pro ha, die für 6 € pro kg vermarktet werden. „Aufgrund dieser kostbaren Ware sind die Plantagen eingezäunt und werden bewacht“, so der Agrarstudent.


Insgesamt ist in der spanischen Landwirtschaft ein starker Strukturwandel zu erkennen. Insbesondere die Tourismusbranche ist der ausschlaggebende Grund, weshalb viele junge Leute dem elterlichen Betrieb den Rücken zuwenden – Verdienst und Arbeitszeiten sind für sie dort deutlich attraktiver.


Griechenland: Früchtetraum


Mit Griechenland verbindet Mackenstedt nach seiner Europatour die vielfältigen Obst- und Gemüsesorten. Neben dem Anbau von Wassermelonen, Erdnüssen, Kichererbsen und Baumwolle, konnte der Junglandwirt hier auch Einblicke in die Produktion von Gewürzen bekommen.


Große Herausforderungen bietet der Wassermelonenanbau. Die Frucht wird per Hand geerntet. Nach jeder Ernte muss eine Fungizidbehandlung durchgeführt werden. Der Grund: Durch die Erntehelfer werden die Pflanzen häufig beschädigt. Durch gezielten Pflanzenschutz können Infektionen verhindert werden. Auch die Verbraucher stellen hohe Ansprüche an die Qualität: Die Frucht muss bestenfalls noch am Tag der Ernte im Supermarktregal liegen. Zudem ist der Verkauf von Melonen wetterabhängig: Bei Regen kaufen viele Bürger lieber andere Früchte.


Wie wird eigentlich Oregano angebaut? Auch Eindrücke zur Gewürzgewinnung konnte der 21-Jährige sammeln. Einmal gepflanzte Oregano-Setzlinge können rund zehn Jahre genutzt werden. Ende Mai wird geerntet. Im Herbst werden die Flächen gemulcht, damit der Oregano im Frühjahr neu austreiben kann.


Herbizide setzen die Landwirte nicht ein, da Rückstände nachgewiesen werden können. Daher wird alles per Hand unkrautfrei gehalten. Bei der Ernte des Gewürzes werden die Pflanzen gemäht und in Schwaden gelegt. Nach einer zweitägigen Trocknungsphase erntet der Mähdrescher. Nach Reinigung und Zerkleinerung erhält man etwa 1,5 t Oregano je ha, der für rund 3 € pro kg verkauft wird.


Rumänien: Ackerbau in XXL


Rumänien war für Mackenstedt das faszinierendste Land seiner Agrarreise. Besonders beeindruckt war er davon, „wie sich die landwirtschaftlichen Betriebe innerhalb weniger Jahre entwickelt haben.“ In dem Land gebe es noch viele Flächen die brach liegen und bewirtschaftet werden könnten. Den einheimischen Landwirten fehle es oft an Know-how, Beratung und Kapital. Viele Investoren nutzen die Chance der ungenutzten Ressourcen.


In Rumänien besuchte Mackenstedt unter anderem den Betrieb „Renci“ der heute rund 9300 ha bewirtschaftet. Der Leiter des Ackerbaubetriebes, Klaus Abel, ist gebürtiger Deutscher und kaufte vor vier Jahren zusammen mit einem Studienkollegen 4500 ha in Südrumänien. Die Flächen konnte er bereits verdoppeln. Die Fruchtfolge besteht aus Weizen, Gerste, Raps, Sonnenblumen und Mais. Der Betriebsleiter fährt aber auch Versuche mit außergewöhnlichen Kulturen wie Linsen oder Hanf. Die Besonderheit: Alle Flächen werden pfluglos bewirtschaftet. Nach dem Betriebsleiter überwiegen die Vorteile der pfluglosen Bewirtschaftung. Hauptpunkte seien dabei, Wasser zu sparen, Erosionen zu vermeiden und das Bodenleben zu fördern. Ein Großteil der zwölf Angestellten ist im Büro beschäftigt. Die Verwaltung der Flächen von über 5000 Eigentümern stellt das Unternehmen vor große Herausforderungen.


Im Westen des Landes besuchte Mackenstedt den Angusrinder-Zuchtbetrieb „Karpaten Meat“. Dieser ist vor zehn Jahren von zwei Schweizer Metzgern gegründet worden. An mehreren Standorten halten sie heute 9000 Angusrinder auf rund 10000 ha: 4000 Rinder zur Zucht und 5000 Tiere zur Mast. Das Unternehmen beschäftigt rund 150 Mitarbeiter. In Zukunft will es weiterwachsen und die Wertschöpfungskette mit einem eigenen Schlachthaus schließen. Für die beiden Schweizer brachte Rumänien ideale Bedingungen: große, weitläufige Flächen.


Noch viel Potenzial


Landwirtschaft wie vor 50 Jahren – dieser Eindruck bestätigte sich für Mackenstedt, der selbst auf einem Milchviehbetrieb mit 120 Kühen aufgewachsen ist, vor allem in Ländern wie Rumänien und Bulgarien. Statt Roboter fahren hier noch viele Landwirte kleinerer Betriebe mit selbst gebauten Kutschen über die Felder. Digitalisierung in der Landwirtschaft? Meilenweit entfernt. „In Deutschland sind wir da schon sehr weit entwickelt. In Österreich und der Schweiz sieht es ähnlich aus. Aber in vielen anderen europäischen Ländern ist deutlich weniger Fachwissen verbreitet. Da ist noch viel Potenzial“, so der Junglandwirt.


Mackenstedts Fazit


Durch den Roadtrip hat sich das Spektrum von Junglandwirt Mackenstedt deutlich erweitert. „Zum Beispiel könnte ich mir jetzt auch eine landwirtschaftliche Tätigkeit im Ausland vorstellen“, so der Niedersachse.


„Jeder der sich gerade noch in der Ausbildung, im Studium oder in der Fachschule befindet und auf dem eigenen Betrieb für mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre entbehrlich ist, sollte genau so einen Einblick in verschiedenste Länder wagen“, gibt Mackenstedt mit auf den Weg.


Neben dem fachlichen Austausch sind es vor allem die Menschen und deren Gastfreundschaft, die Mackenstedt an positiven Erfahrungen mitnimmt. Auf vielen seiner Reisefotos sitzt er gemeinsam mit den Landwirten, deren Familien und mit heimischen Köstlichkeiten am Tisch.


„Und die wichtigste Erkenntnis: Einfach machen! Über viele Dinge habe ich mir im Vorfeld viel zu viele Gedanken gemacht“, resümiert der Junglandwirt.


christina.lenfers@topagrar.com

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